Ratgeber
So können Lehrer Dienstunfähigkeit vorbeugen
Die Lehrtätigkeit ist für viele junge Menschen ein Traumberuf. Doch gerade in den letzten Jahren führten erhöhte Belastungen zu immer mehr Berufskrankheiten.
Arbeiten als Lehrer oder Lehrerin: Der sichere Weg in die Dienstunfähigkeit?
So schön ihn sich viele Studierende während ihres Lehramtsstudienganges auch vorstellen: Der Berufsalltag als Lehrkraft ist ziemlich anstrengend – in physischer, vor allem aber in psychischer Hinsicht. Der von Schulleitung und Eltern geforderte persönliche Einsatz zehrt zudem immer mehr an den Kräften. Da mag es nicht verwundern, dass zahlreiche Meldungen über völlig überlastete Menschen im Lehrerberuf an die Öffentlichkeit gelangen.
Es zeigt: Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Gesundheit der Lehrer und Lehrerinnen sind enorm.
Verstärkt wurde die problematische Entwicklung zusätzlich noch durch den bekannten, allgegenwärtigen Lehrermangel. Was Sie über die Berufsrisiken wissen sollten und wie Sie im Fall einer Dienstunfähigkeit mit einer speziellen Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte vorbeugen können, erfahren Sie hier.
Beamten-Laufbahn hin oder her: Lehrer sein ist ein "Knochenjob"
Der Beruf des Lehrers, der Lehrerin, kann zu den anspruchsvollsten Berufen gezählt werden. Von Lehrkräften wird neben der umfassenden fachlichen Kompetenz auch ein einwandfreier, pädagogisch korrekter Umgang mit den Schülern gefordert. Das war schon immer so, hat sich im Laufe der Zeit allerdings durch gewisse Faktoren noch verkompliziert.
Lehrer und Lehrerinnen sollen die Kinder und Jugendlichen nicht nur fachlich unterrichten, sondern sie auch bei der persönlichen Entwicklung leiten und begleiten. Das alles führt zu einem äußerst komplexen Anforderungsprofil an die Lehrkräfte. Im Vergleich zu früher ist heute die Konkurrenz der „Miterzieher“ wie beispielsweise der Medien, Idole oder Peer-Groups, deutlich intensiver und prägender. Auch sehen viele Kinder und Jugendliche Lehrer und Lehrerinnen oft nicht mehr als die „großen Respektpersonen“ an, wie es die Generationen vor ihnen noch taten. Schüler zeigen stattdessen ein ganz anderes Selbstbewusstsein gegenüber ihren Lehrern und Lehrerinnen. Sie stellen vieles in Frage, haken nach und widersprechen: Das wäre vor Jahrzehnten noch undenkbar gewesen.
Heutzutage wird darüber hinaus ein viel individuelleres Eingehen der Lehrkräfte auf jeden einzelnen Schüler erwartet und gefordert. Dementsprechend hoch ist dann auch die Erwartungshaltung der Eltern, der späteren Arbeitgeber in Wirtschaft und Wissenschaft und der Gesellschaft insgesamt. Trotz dieser hohen Erwartungen werden die Leistungen der Lehrkräfte dann meist nur unzureichend honoriert. Vor allem fehlt es dabei oft an motivierender Anerkennung und Bestätigung von außen. Im Gegensatz dazu werden Lehrerinnen und Lehrer immer häufiger für negative Entwicklungen und Handlungen der Kinder und Jugendlichen verantwortlich gemacht, kritisiert und angefeindet.
Auch das komplexe Gefüge zwischen den Bezugspunkten Schulleitung, Kinder und Eltern birgt im modernen Schulwesen erhöhte Konfliktpunkte. Um die eigenen Sprösslinge für die Leistungsgesellschaft bestens vorbereitet zu wissen, werden auch die Eltern immer fordernder und kritischer gegenüber den Lehrerinnen und Lehrern. Für diese beginnt dann oft ein nervenaufreibender Spagat zwischen objektiver Leistungsbeurteilung und Konfliktlösung mit Schülern und Eltern. Nicht selten müssen sie bei Konflikten ihre Beurteilungen dann auch noch vor der Schulleitung verteidigen. Dies birgt alles eine dauerhaft hohe psychische Belastung, die oftmals an ihre Grenzen stößt.
Die größten Stressfaktoren bei Lehrern und Lehrerinnen
Diverse Faktoren können sich im Laufe einer Lehrer-Laufbahn negativ auf die Gesundheit auswirken. Anhand durchgeführter Studien lässt sich prinzipiell festhalten, dass zum einen Lehrerinnen deutlich gefährdeter sind als ihre männlichen Kollegen. Zum anderen spielt auch die Anzahl der Dienstjahre eine große Rolle: je mehr Dienstjahre, je größer die gesundheitliche Gefährdung und Belastung.
Über die gesamte Berufslaufbahn hinweg, und sogar bereits zur Studien- oder Referendariatszeit, können gewissen Aspekte im Lehreralltag negativ auf die Gesundheit wirken. Zu den Faktoren, die gesundheitsschädlichen Stress verursachen können, gehören unter anderem:
- Große Klassen: Sobald sie zu viele Schüler gleichzeitig unterrichten müssen, verursacht das erhöhten psychischen Stress für die Lehrkräfte.
- Hohe Anzahl an Arbeitsstunden: In Deutschland arbeiten Lehrkräfte (ob nun verbeamtet oder nach Tarif bezahlt) im Vergleich zu anderen europäischen Ländern überdurchschnittlich viele Stunden pro Woche.
- Verhaltensauffällige Schüler und Schülerinnen: Konflikte mit problematischen Kindern und Jugendlichen sind meist mit großem Stress verbunden, vor allem wenn sie häufiger auftreten.
- Fehlende Rückzugsräume für Verbeamtete und Angestellte im Lehrerberuf: An vielen Schulen gibt es lediglich das für alle Bediensteten zugängliche Lehrerzimmer und keinen persönlich nutzbaren Erholungsraum.
- Kurze Pausen: Lediglich sehr kurze Pausen für Lehrer und Lehrerinnen zwischen anstrengenden Schulstunden verursachen mehr Stress.
- Verantwortung für gesundes Klassengefüge: Inklusion ist wichtig für die Gleichberechtigung im Klassenverbund, wofür Lehrkräfte allerdings ohne weitere Unterstützung erhebliche Mehrarbeit über das eigentliche Unterrichten hinaus leisten müssen.
- Keine Stempeluhren: Lehrkräfte gehen ihrer Tätigkeit viel von zuhause aus nach, wobei diese Arbeitszeit gesetzlich nicht erfasst werden muss. Im Fall von Mehrarbeit wird diese nicht ausgeglichen oder finanziell honoriert.
- Teilzeitstellen im Lehrberuf: Lehrer und Lehrerinnen in Teilzeitstellen arbeiten im Vergleich zu ihren Beamten-Kollegen in Vollzeitanstellung deutlich mehr, was unnötigen Stress verursachen kann.
Daneben gibt es auch noch eine Reihe persönlicher, individueller Faktoren, die erhöhten Stress verursachen können. Dazu zählen unter anderem ein stressempfindlicher Persönlichkeitstyp, wenig Ausgleichsaktivitäten zur Stresskompensierung in der Freizeit, Zurückgezogenheit ohne regelmäßigen Austausch mit Kollegen und Kolleginnen zur Aufarbeitung und Stressbewältigung.
Betrifft Beamte und Angestellte gleichermaßen: Häufige Erkrankungen, die zu Dienstunfähigkeit führen (können)
Eines ist sicher: Die vielen Stressfaktoren wirken sich über kurz oder lang negativ auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus. Vor allem psychische Erkrankungen treten bei Lehrkräften daher gehäuft auf.
Über die letzten Jahre stiegen die Krankschreibungen aufgrund eines Burnout-Syndroms oder anderen psychischen Überbelastungen bei Lehrerinnen und Lehrern weiter an. Viele Studien deuten darauf hin, dass Angehörige dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich oft an emotionaler Erschöpfung leiden. Auffällig ist bei Lehrkräften auch die hohe Quote von Prüfungen der Dienstfähigkeit und Frühpensionierungen. Denn: Diese Prüfungen sind oftmals auch durch psychische oder psychosomatische Erkrankungen veranlasst. Die hohen Anforderungen und komplexen Aufgabengebiete im Lehralltag sind zweifellos äußerst anstrengend und belastend und können nachweislich die Gesundheit gefährden.
Schlimmstenfalls können langwierige Erkrankungen zur Frühpensionierung führen. Und: Die Frühpensionierung ist unter Beamten im Lehrberuf leider kein seltener Fall. Über 50 Prozent treten krankheitsbedingt vorzeitig in den Ruhestand!
Was ist eigentlich eine "Dienstunfähigkeit"?
Wenn ein Beamter seinen Dienst aufgrund von körperlichen, psychosomatischen oder psychischen Erkrankungen nicht mehr ausführen kann, spricht man von Dienstunfähigkeit. Sie tritt auch ein, wenn ein Beamter innerhalb eines halben Jahres aus gesundheitlichen Gründen länger als drei Monate ausfällt und in den folgenden sechs Monaten nicht in den Dienst zurückkehren kann. Der Begriff wird strenggenommen nur bei Beamten verwendet. Bei Arbeitnehmern (also auch Lehrer*innen) ohne Verbeamtung spricht man daher eigentlich von "Berufsunfähigkeit".
Zu den häufigsten Erkrankungen bei Lehrkräften zählen psychische Leiden wie zum Beispiel Burn-outs oder Depressionen, verursacht durch zu viel Stress und Belastung. Aber auch andere Krankheiten und körperliche Einschränkungen können im Extremfall zu einer Dienstunfähigkeit führen. Körperliche Erkrankungen, die zu einer Verschlechterung des generellen körperlichen Zustands führen, wie etwa Bandscheibenvorfälle oder Wirbelsäulensyndrome, haben recht häufig eine Dienstunfähigkeit zur Folge, die oftmals zur Frühpensionierung führt.
Vorsorge: Mehr als "nur" die Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen!
Einige Aspekte, die sich positiv auf die Gesundheit von Lehrkräften auswirken, sind zum Beispiel:
- Guter und häufiger Austausch und Zusammenhalt mit Kollegen und Kolleginnen
- Abkehr von einer perfektionistischen Tätigkeit, vor allem wichtig für junge Lehrkräfte
- Eingestehen und Zugeben von Fehlern
- Self-Care und ein gutes Körperbewusstsein
- Feste Regeln und Arbeitszeiten für das Arbeiten von zuhause
- Richtiger Arbeitsrhythmus im Dienst und gut strukturiertes Classroom-Management
- Hobbies zum Ausgleich von psychischer Belastung in der Freizeit
Grundsätzlich ist Vorsorge für Beamte und Beamtinnen in mancher Hinsicht genauso wichtig wie für Angestellte. Gerade in stressigen Berufen ist es wichtig, auch mal einen „Cut“ zu machen. In der Freizeit Freunde treffen und seinen Hobbies nachzugehen, hilft nachweislich, Stress abzubauen und neue Kraft zu tanken. Auch das Hören auf die eigenen Körpersignale sollte gerade in stressigen Phasen nicht zu kurz kommen. Lieber einmal öfter mit Übervorsicht kürzertreten, als später einen kompletten Zusammenbruch zu erleiden.
Kommt es trotzdem zum Ernstfall und wird eine Dienstunfähigkeit festgestellt, sollten Betroffene möglichst rasch mithilfe der behandelnden Ärzte eine teilweise oder vollständige Dienstfähigkeit wiederherstellen. Das erfordert übrigens auch die beamtenrechtliche Dienstpflicht. Sollte die Dienstunfähigkeit dagegen länger andauern, droht den Beamten die Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand. Gerade bei noch verhältnismäßig jungen Lehrkräften wäre das mit erheblichen Einschnitten beim Ruhe- und Pensionsgehalt verbunden.
Um das finanzielle Risiko möglichst gering zu halten, sollten Verbeamtete daher eine Dienstunfähigkeitsversicherung für Lehrer und Lehrerinnen abschließen. Somit können sie sich im Krankheitsfall gegen entstehende Versorgungslücken versichern. was Sie unbedingt vor Abschluss einer solchen Police checken sollten: Je nach gewähltem Versicherungsunternehmen, Modell und Tarif können Versicherte mitunter trotz zumutbarer anderer Tätigkeiten die volle Absicherung in Anspruch nehmen.
Dienstunfähigkeit bei Lehrern sollte früh beginnen
Die Tätigkeit als Lehrer oder Lehrerin ist sicherlich ein erfüllender, vielversprechender Beruf. Er bringt aber auch viele Stressfaktoren mit sich, die erwartungsgemäß in den nächsten Jahren sogar noch steigen werden. Daher sollten Sie sich beim Berufswunsch Lehrer oder Lehrerin die Frage stellen, ob Sie den Anforderungen auf Lebenszeit gewachsen sein können. Sehr hilfreich ist es sicherlich, wenn Sie eine starke Persönlichkeit besitzen. Ebenso sollten Sie die Fähigkeit mitbringen, immer wieder auf Menschen zugehen zu können, auch bei Konflikten.
Neben der Selbstverantwortung, auf seine eigene Gesundheit zu achten und erste Anzeichen von zu viel Stress auch wahrzunehmen, können Lehrer auch in ihrem Umfeld Vorsorgemaßnahmen ergreifen. Die eigene Freizeit zu genießen, der Mehrarbeit Grenzen zu setzen und auch mal ganz abschalten zu können, hilft, seelischen Belastungsstörungen zuvorzukommen.
Sollte es trotzdem einmal zu einer längeren Erkrankung oder Dienstunfähigkeit kommen, rettet der richtige Versicherungsschutz über finanzielle Engpässe hinweg. Somit können Sie sich voll und ganz auf das Gesundwerden konzentrieren.