Ratgeber
Von Beruf „Chef“? Auch das will gelernt sein.
Gute Chefs wissen, wie sie ihre Mitarbeiter motivieren, begeistern und damit zu Höchstleistungen anspornen. Was dazu gehört und warum ein hohes Gehalt nicht alles ist, lesen Sie hier.
Wie gute Chefs wirklich motivieren können… und wie Sie einer davon werden!
Gute Mitarbeiter sind der Grundstein für den Erfolg jeder Firma. Egal, wie sehr Sie als Arbeitgeber solo an Ihrem Erfolg arbeiten, ohne zusätzliche „Manpower“ kommen Sie nur langsam voran. Schließlich sind Sie als Unternehmer kein klassischer „Solokünstler“ wie etwa ein Schriftsteller oder ein Maler. Sie brauchen Unterstützung und das wissen Sie.
Doch genau an dieser Stelle liegt oft der recruitingtechnische Hund begraben. Denn Menschen haben Bedürfnisse und Mitarbeiter sind dabei ein ganz besonderer Fall. Sie müssen also ein paar Dinge beachten.
Denken Sie daran: Unzufriedene oder unglückliche Mitarbeiter werfen ein schlechtes Licht auf Sie, Ihre Fähigkeiten als Führungsperson und nicht zuletzt auf Ihre gesamte Unternehmenskultur. Gerade in Zeiten von Bewertungsportalen und einer stark vernetzten Berufscommunity machen fehlende Führungsqualitäten, unfaire Arbeitsbelastung und -verteilung sowie sonstige Schnitzer in der Mitarbeiterkommunikation schnell die Runde. Das muss nicht sein.
Wie Chefs intrinsische Motivation verstehen und fördern lernen
Als Chef kommen Sie nicht umher, Ihren Mitarbeitern Anreize und Motivation zu bieten. Dabei spielt die extrinsische Motivation in Form eines fairen Gehalts und regelmäßiger Gehaltserhöhungen nur eine untergeordnete Rolle.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen, Geld ist wichtig! Aber Sie können mehr tun, zum Beispiel richtig motivieren. Das schafft glückliche Mitarbeiter und eine höhere Produktivität. Die Motivation ist ein (leider oft unterschätztes) intrinsisches Motiv, um gerne zur Arbeit zu gehen. Diese „innere“ Motivation entspringt in der Regel Aufgaben, die als bedeutsam wahrgenommen und die mit eigenen Entscheidungsfreiräumen honoriert werden. Sprich: Fühlen sich Mitarbeiter geschätzt und frei, arbeiten sie lieber und auch besser.
Wie Sie die intrinsische Motivation Ihrer Mitarbeiter langfristig steigern können:
Geben Sie Kollegen Raum für Ideen:
Fühlen sich Ihre Mitarbeiter wohl und bringen eigene Ideen ein? Dann sind Sie auf dem richtigen Weg! Unternehmen profitieren von innovativen Vorschlägen und fundierten Lösungsansätzen. Ermutigen Sie also Ihre Schäfchen sich einzu-bringen und geben Sie konstruktive Rückmeldung mit entsprechender Anerkennung. Dazwischenreden bei Vorschlägen, Kritik an unkonventionellen Ideen oder Ermahnungen „sich endlich mal zu engagieren“ sind tabu. Schließlich können sich nicht alle Menschen gleich ausdrücken und gerade introvertierte Mitarbeitende brauchen Zeit, bis Sie sich selbstbewusst einbringen. Geduld lohnt sich, versprochen!
Schaffen Sie Abwechslung und Verantwortung:
Niemand mag Monotonie! Ein sich täglich wiederholender Arbeitsablauf begünstigt Fehler und Unzufriedenheit. Sorgen Sie vor und suchen Sie das Gespräch mit Ihren Mitarbeitern. Manch einem mag die Eintönigkeit Sicherheit bieten, aber andere möchten an neuen Aufgaben wachsen. Es stehen neue Projekte bevor? Kündigen Sie diese Ihrer Belegschaft an und sammeln Sie kreative Umsetzungsvorschläge zu Organisation und Inhalten. Förderung schafft Vertrauen und gleichzeitiges Wohlbefinden.
Bleiben Sie flexibel:
Zugegeben, es ist fast unmöglich auf alle Sonderwünsche einzugehen. Ihre Mitarbeitenden haben verschiedene Anliegen wie Arzttermine während der Arbeitszeit, den Wunsch nach Home Office oder sie haben kleine Kinder, die plötzlich und unerwartet krank werden. Versuchen Sie trotzdem flexibel zu bleiben. Entsprechende Teamstrukturen fangen plötzliche Ausfälle auf. (Gelegentlich) zu Hause arbeiten zu können ist ein Vertrauensvorschuss, den Mitarbeiter in der Regel ebenfalls sehr positiv quittieren. Auch flexible Arbeitszeiten erhöhen die Arbeitnehmerzufriedenheit entscheidend.
Der „Gut-zu-wissen“-Tipp für Mitarbeiter
Sie haben einen flexiblen Chef? Nutzen Sie das nicht aus. Trotz aller Lockerheit gilt es folgende Regel zu beachten: Sie sind der Mitarbeiter und Ihr Chef, nun ja, der CHEF. Halten Sie sich bei Anliegen wie Home Office oder anstehenden Arztterminen an folgenden Ablauf: Fragen, informieren, Antwort abwarten. Stellen Sie Ihren Vorgesetzen nicht vor vollendete Tatsachen. Sie werden in dringenden Fällen kaum je ein „Nein“ hören, verspielen sich aber durch eigenmächtige Entscheidungen wertvolles Vertrauen.
Erlauben Sie Austausch auf Augenhöhe:
Gute Chefs begegnen Ihren Mitarbeitern auf Au-genhöhe, wenn es um die Zusammenarbeit geht. Lassen Sie also den Chef nicht zu sehr raushängen und schulen Sie auch Ihre Führungskräfte entsprechend. Sie alle profitieren von selbstbewussten Angestellten, die durch Ideen zu einem nachhaltigen Erfolg beitragen. Auch schwierige Themen wie Unzufriedenheit oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten lassen sich leichter besprechen, wenn Ihr Personal sich öffnen und seine Anliegen frei vortragen kann.
Mehr Gesundheit durch „Work-Life-Balance“:
Sie können es nicht mehr hören? Da müssen Sie jetzt durch: Achten Sie auf das Wohlbefinden Ihrer Belegschaft. Haken Sie nach, wie es zu übermäßigen Überstunden kommt und ob spezielle Programme wie Rückenschulungen oder Kooperationen mit Fitnesscentern gewünscht sind. Überlegen Sie, wie die Arbeitswoche verkürzt werden kann und treffen Sie Kompromisse. Wie wäre eine Vier(einhalb)-Tage-Woche, unter der Bedingung, dass die Mitarbeiter während der Arbeitszeit nicht mehr privat im Internet surfen? Von den positiven Effekten profitieren am Ende alle – auch Sie!
Der "Gut-zu-wissen"-Tipp für Chefs
Immer mehr Unternehmen versuchen sich an der Vier-bis Viereinhalb-Tage-Woche und erzielen damit durchweg positive Arbeitsergebnisse, denn Mitarbeiter sind zufriedener, fühlen sich freier und sind weniger krank. Sie möchten es versuchen? Dann lesen Sie hier alles zu aktuellen Studien, ersten Versuchen und damit verbundenen Erfolgsgeschichten.
Langfristige Planung schafft glückliche Mitarbeiter:
Mitarbeiter honorieren Wertschätzung. Planen Sie also langfristig und vermerken Sie dies auch entsprechend in Stellenanzeigen und bei Bewerbungen. Fragen Sie nach eigenen Wünschen, Vorstellungen oder Perspektiven. Sprechen Sie darüber, welche Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten in Zukunft denkbar sind und skizieren Sie Beförderungszeiträume und damit verbundene Erwartungen. Mal ehrlich, wer wäre nicht geschmeichelt bei Aussagen wie „Ich habe Großes mit Ihnen vor“?
Richtig auf Herausforderungen reagieren – und nicht zu chefmäßig!
Auch wenn das alles soweit ganz großartig klingt, man kann beim Employer Branding nicht alles rich-tig machen. Irgendjemand meckert einfach immer. Oder zumindest meistens. Doch auch darauf müssen Sie richtig reagieren können. Gerade bei jährlichen Mitarbeitergesprächen warten besondere Herausforderungen auf Sie. Folgend eine Checkliste, was geht – und was nicht. Können Sie alles entsprechend umsetzen, dürfte am Führungsstil (fast) nichts auszusetzen sein.
So werden Gespräche zum Erfolg:
- Laden Sie so früh wie möglich zum Mitarbeitergespräch ein: Eine frühe Einladung erlaubt Ihrem Mitarbeiter eine angemessene Vorbereitungszeit. Das ist eine Frage der Höflichkeit.
- Auch der Chef sollte sich vorbereiten: Auch Sie brauchen Zeit, um sich auf ein Jahresge-spräch einzustimmen. Eine vorherige Ankündigung, über welche Inhalte gesprochen werden soll, ist dabei für beide Seiten hilfreich.
- Lassen Sie sich Zeit: Denken Sie bitte an einen angemessenen Zeitpuffer. Schließlich dient das alles der Rekapitulation – und die kann mitunter etwas umfangreicher sein.
- Schaffen Sie eine positive Atmosphäre: Dazu gehören ein lockerer Einstieg und ein offener und unvoreingenommener Dialog. Mitarbeiter gehen meist nervös in diese Gespräche – darauf sollten Sie unbedingt reagieren.
- Bleiben Sie konstruktiv: Sie als Führungskraft sind mit der Leistung des Arbeitnehmers unzufrieden? Verzichten Sie trotzdem auf negatives Feedback. Nutzen Sie besser Sätze wie „Ich empfinde das so…“ oder „Auf mich macht es den Eindruck, dass…“. Kommt besser an. Sicher.
- Von wegen "nichts gesagt ist genug gelobt": Ganz falsch, loben Sie ehrlich und zeigen Sie Ihre Wertschätzung für erbrachte Leistungen. Lob hört jeder gern.
- Nutzen Sie plausible Erklärungen: Machen Sie immer deutlich, anhand welcher Gründe Sie sich bestimmte Meinungen über arbeitsspezifische Themen gebildet haben. Je plausibler die Erklärung, umso einfacher kann Ihr Mitarbeiter daran arbeiten.
Was in kein Gespräch gehört:
- Arroganz und Rücksichtslosigkeit: Ihr Gegenüber verdient Wertschätzung und Respekt –keine Lektion darüber, wer hier der Chef ist. Mit einem unhöflichen Verhalten schaden Sie am Ende Ihrer eigenen Unternehmenskultur. Also Handy aus, ausreden lassen und freundlich bleiben!
- Monologe der Führungskraft: Kommunikation ist keine Einbahnstraße! Auch wenn Sie sich selbst gern reden hören… Monologe sind hier echt fehl am Platz.
- Falsche Versprechen zu Themen wie Gehalt oder Arbeitszeiten: Ist die Entscheidung gefallen, dass keine Gehaltserhöhung angeboten wird, dann sagen Sie das. Unterrichten Sie Ihr Gegenüber immer auch über „Negativentscheidungen", begründen Sie diese und schaffen Sie Anreize. Überflüssiges „Drumherum“-Geschwafel spricht sich nämlich schnell rum.
Anerkennung, Lob und Förderung von extrinsischer Motivation: So geht`s!
Im Gegensatz zur intrinsischen Motivation bezeichnet die „Extrinsische“ äußere Faktoren, die zur Motivation beitragen. Also alles rund um Vergütung, Vergünstigungen und besondere Anreize. Auch hier macht es Sinn zu überlegen, wie bestimmte Aspekte der unternehmerischen Philosophie angepasst werden könnten. Einige Beispiele:
- Gehalt bedeutet Anerkennung: Über Geld spricht man nicht, das hat man. Schön wär‘s. Neben der Summe auf dem Gehaltszettel punkten Arbeitgeber leicht durch geschickte Unterstützungs- und Extraleistungen. Klassiker sind dabei die betriebliche Altersvorsorge, zusätzliche Urlaubstage sowie Zuschüsse für Bahn- und ÖPNV-Ausgaben. Ganz besonders attraktive Motivationen bzw. Belohnungen sind Zuschüsse auf verbilligte Tickets oder Freikarten für (ggf. vom Unternehmen gesponserte) Sport- und Kulturereignisse. Übrigens: Wenn Sie als Vorgesetzter mit unbefristeten Verträgen arbeiten, schaffen Sie ein wichtiges Maß an Sicherheit auf Seiten der Arbeitnehmer. Unterschätzen Sie das nicht!
- Employer Branding durch „Silver Worker“: Wir übertreiben jetzt mal: Der ideale Angestellte ist erst 23, hat neben dem Master-Studium natürlich diverse Auslandspraktika absolviert, verfügt trotzdem über zehn Jahre Berufserfahrung und hat die Familienplanung bereits abgeschlossen. Klingt toll? Gibt`s aber nicht. Sorry! Eher im Gegenteil: Der demographische Wandel führt zu einem stetig steigenden Altersdurchschnitt in vielen Unternehmen. Nutzen Sie das Potenzial und die Talente älterer Mitarbeiter oder später Quereinsteiger durch lebensphasenorientiertes Personalmanagement und Mentoring-Programme. So ermöglichen Sie die Weitergabe von Wissen und bieten jungen Kollegen Möglichkeiten, um zu lernen. Eine Win-Win-Situation für alle: Silver Worker sind wirklich Gold wert.
- Gesundheits- und Unternehmenskultur optimieren: Ihre Mitarbeiter und Sie verbringen die meiste Zeit der Woche am Arbeitsplatz, also gestalten Sie ihn so ansprechend wie möglich. Es muss ja nicht unbedingt das Google-Rundum-sorglos Programm mit Reinigung, Kreativcampus und vielen Arbeitsmöglichkeiten sein. Freundliche Farben, Pflanzen und offene Räumlichkeiten wirken bereits Wunder. Auch Anschaffungen wie Stehschreibtische, ergonomische Möbel und moderne Ausstattungen an allen Arbeitsplätzen werden gut angenommen.
Die betriebliche Altersvorsorge im Schnellcheck:
Die betriebliche Altersvorsorge ist die beliebteste Form der Vorsorgeangebote in deutschen Unter-nehmen. In den meisten Fällen der betrieblichen Altersvorsorge (kurz: bAV) wird von der Firma ein bestimmter, vorher festgelegter Geldbetrag in einen Altersvorsorgevertrag überwiesen – dabei überlassen die Chefs ihren Mitarbeiter häufig die Wahl, ob das monatlich oder einmal jährlich geschieht. Kommt am Monatsende der Gehaltszettel, ist der Sparbeitrag bereits abgezogen. Mit der bAV können Unternehmen staatlich gefördert für den goldenen Lebensabend ihrer Mitarbeiter sorgen.
Dabei rechnet sich die bAV natürlich auch für richtig gute Chefs: Das Angebot ist ein attraktiver und moderner Benefit für zukünftige und aktuelle Mitarbeiter und bietet die großartige Möglichkeit, sich im umstrittenen Arbeitsmarkt entscheidend abheben zu können. Zusätzlich können Sie als Chef mit der Bruttoumwandlung von Gehältern (Entgeltumwandlung) Ihre Lohnnebenkosten senken, denn die Beiträge zur betrieblichen Altersversorgung sind sozialversicherungsfrei. Und Sie profitieren als Unternehmer zusätzlich von Steuervorteilen aus den Pensionsrückstellungen.
Übrigens: Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, Vorsorgemöglichkeiten anzubieten. Natürlich können Sie das Engagement Ihrer Mitarbeiter auch anders belohnen und andere Vorsorgemodelle anbieten. Nutzen Sie dafür unsere Übersicht zu den beliebtesten Modellen. Je nach Eigenschaft der vorgestellten Absicherung können Sie entscheiden, was am besten zu Ihrem Unternehmen passt und womit Sie Ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen möchten.
Motivieren ist Übungssache. Kann man also lernen!
Mitarbeitermotivation gehört zu den klassischen Führungsaufgaben und wird für Führungskräfte in zahlreichen Seminaren angeboten. Dabei werden in der Regel die folgenden Fragen beantwortet und entsprechende Inhalte vermittelt:
- Wie können Führungskräfte sich selbst und Ihre Mitarbeiter motivieren und zu mehr Leis-tungsbereitschaft anspornen?
- Wie können Sie sachlich und begeisternd auftreten?
- Wie können Sie Ihre Mitarbeiter für neue Herausforderungen gewinnen?
Eigentlich ist es ganz einfach: Motiviert werden kann jeder, nur nicht auf die gleiche Weise. Wichtig für gute Chefs ist, die Leistungsbereitschaft von einzelnen Personen oder einem ganzen Team fördern zu können. Und zwar ganz natürlich und ohne, dass Sie sich verbiegen müssen oder unglaubwürdig wirken.
In den entsprechenden Seminaren lernen Sie, Ihre eigene Führungskompetenz zu nutzen und an die Persönlichkeit des Einzelnen anzupassen. Auch das richtige Auftreten in Zielvereinbarungsgesprächen wird geschult oder schwierige Gesprächssituationen durchgespielt.