Erklärung: Schadenfreiheitsklassen & Schadenfreiheitsrabatt

Die Schadenfreiheitsklassen sind ein System der Kfz-Versicherer, mit dem die Versicherungsprämien für Haftpflicht- und Vollkaskoversicherungen berechnet werden. Dabei gilt: Je länger Sie unfallfrei fahren, desto höher ist Ihre SF-Klasse und desto niedriger wird Ihr Beitragssatz in der Kfz-Versicherung. Dieser Rabatt auf den Versicherungsbeitrag wird als Schadenfreiheitsrabatt bezeichnet und belohnt sicheres Fahren mit günstigen Tarifen. Das System basiert auf dem Grundgedanken, dass vorsichtige Fahrerinnen und Fahrer weniger Unfälle verursachen und die Versicherung somit weniger kosten.

Welche Schadenfreiheitsklassen gibt es?

Die Schadenfreiheitsklassen richten sich nach der Anzahl der unfallfreien Jahre. Die Einteilung reicht von SF 0 bis SF 50 und umfasst zusätzlich die Sonderklassen S und M. Dabei können die Einstufungen und Beitragssätze je nach Versicherer variieren. Es ist also oft schon deswegen sinnvoll, die Regelungen des eigenen Anbieters von Zeit zu Zeit genau zu prüfen. Hier sind die wichtigsten Klassen im Überblick:

1.Standardklassen: SF 0 bis SF 50 

  • SF 0: Fahranfänger starten meist in dieser Klasse mit einem hohen Beitragssatz.
  • SF 1/2: Diese Sonderklasse gilt oft für Fahrerinnen und Fahrer mit Führerscheinbesitz von mindestens drei Jahren, auch ohne eigenes Fahrzeug.
  • SF 1 bis SF 50: Mit jedem unfallfreien Jahr steigt die SF-Klasse. Ab einer bestimmten SF-Klasse (zum Beispiel SF 35) können Versicherungsnehmer den maximal möglichen Rabatt von bis zu 85 Prozent erreichen.

2. Sonderklassen unter den Schadenfreiheitsklassen

  • SF S (Schadenklasse): Nach einem Unfall erfolgt eine Rückstufung. Diese Klasse gilt für Fahrer, die vor dem Schaden in SF 1 eingestuft waren.
  • SF M (Malusklasse): Diese Klasse wird z.B. nach einem eigenverschuldeten Unfall vergeben, wenn der Fahrer oder die Fahrerin zuvor in SF 0 oder SF 1/2 eingestuft war. Auch wer innerhalb eines Jahres mehrere Schäden meldet, kann in dieser Klasse landen. SF M ist die schlechteste Schadenfreiheitsklasse; Versicherte zahlen hier den Höchstsatz bei den Versicherungsbeiträgen.

3. Sondereinstufungen

  • Zweitwagen können häufig in einer günstigeren Schadenfreiheitsklasse eingestuft werden (zum Beispiel SF 1/2 oder höher).
  • Für Fahrer, die am begleiteten Fahren ab 17 teilgenommen haben, gibt es oft eine höhere Einstufung in SF 1. 
     

Wie erfolgt die Einteilung in eine Schadenfreiheitsklasse?

Um Ihre Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) zu berechnen, zählt die Anzahl der Jahre, in denen Sie keinen Schaden bei Ihrer Kfz-Versicherung melden. Für jedes unfallfreie Jahr steigen Sie eine Klasse höher. Ein Fahranfänger beginnt in der Regel mit der SF 0. Fahren Sie beispielsweise fünf Jahre ohne einen gemeldeten Unfall, erreichen Sie die SF 5.

Eine Schadensmeldung kann hingegen zu einer Rückstufung führen, deren Umfang vom Versicherer festgelegt wird. Diese Rückstufung hängt oft von Ihrer bisherigen SF-Klasse und der Anzahl der regulierten Schäden ab. Besondere Regelungen, wie das begleitete Fahren ab 17, ermöglichen Fahranfängern häufig einen besseren Start, zum Beispiel in SF 1/2.

Auch Zweitwagen können bei vielen Versicherungen direkt in einer höheren Klasse eingestuft werden. Da die genauen Einstufungs- und Rückstufungsregelungen je nach Anbieter variieren, lohnt sich ein Blick in die Vertragsbedingungen oder eine Rückfrage bei Ihrem Versicherer.

Und wenn es doch zu einem Unfall kommt?

Ein Unfall kann sich negativ auf Ihre Schadenfreiheitsklasse auswirken, da Ihre Versicherung dann in der Regel die Kosten für den Schaden übernimmt. Das führt zu einer sogenannten Rückstufung. Wie stark Sie zurückgestuft werden, hängt von Ihrem bisherigen SF-Stand und den individuellen Regelungen Ihres Versicherers ab. In der Regel verlieren Sie mehrere SF-Klassen, wodurch sich Ihr Beitragssatz im folgenden Versicherungsjahr erhöht.

Beispiel für eine Rückstufung

Ein Fahrer mit SF 10 (circa 30 Prozent Beitragssatz) meldet einen Schaden. Laut Rückstufungstabelle des Versicherers fällt er auf SF 4 zurück. Das bedeutet, sein Beitragssatz erhöht sich auf etwa 50 Prozent. Diese Erhöhung bleibt so lange bestehen, bis er wieder unfallfrei fährt und seine SF-Klasse aufbaut. Wie die Rückstufung nach einem Unfall konkret ausfällt, hängt vom Versicherer und dem gewählten Tarif ab. Details dazu erhalten Sie von Ihrem Versicherungsunternehmen.

Anders sieht es aus, wenn Sie selbst nicht schuld am Unfall sind: In diesem Fall übernimmt die Versicherung des Unfallverursachers den Schaden, sodass Ihre eigene Schadenfreiheitsklasse unberührt bleibt. Falls es jedoch zu Streitigkeiten hinsichtlich der Schuldfrage kommt oder die gegnerische Versicherung nicht zahlt, kann eine Verkehrs-Rechtsschutzversicherung sinnvoll sein. Sie hilft Ihnen dabei, Ihre Ansprüche gegenüber der gegnerischen Versicherung durchzusetzen und sorgt dafür, dass Sie nicht ungerechtfertigt hochgestuft werden. 

Wie Schadenfreiheitsklasse behalten?

Ein Unfall kann schnell passieren, doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, die finanziellen Folgen so gering wie möglich zu halten. Damit Sie nicht unnötig draufzahlen, stellen wir Ihnen im Folgenden Strategien vor, mit denen Sie eine höhere Versicherungsprämie vermeiden können:

Schadensrückkauf bei Unfall

Haben Sie einen Schaden gemeldet, können Sie diesen in manchen Fällen selbst bezahlen, um eine Rückstufung zu vermeiden. Die Versicherung stellt Ihnen die genaue Schadenssumme zur Verfügung, damit Sie entscheiden können, ob sich ein Rückkauf lohnt.

Rabattschutz bei der Autoversicherung

Viele Versicherer bieten einen Rabattschutz an, der Ihre SF-Klasse trotz eines Schadens sichert. Das gilt allerdings oft nur für einen Schaden pro Jahr und verursacht in der Regel spürbar höhere Versicherungsprämien.

Rückstufungstabelle prüfen

Werfen Sie einen Blick in die Rückstufungstabelle Ihres Versicherers, um zu sehen, welche Auswirkungen ein Unfall auf Ihre SF-Klasse haben könnte. Das hilft Ihnen, abzuwägen, ob Sie den Schaden selbst übernehmen möchten.

Wie komme in eine günstigere Schadenfreiheitsklasse?

Je länger Sie unfallfrei fahren, desto mehr Schadenfreiheitsrabatt erhalten Sie. Neben einer vorausschauenden Fahrweise gibt es weitere Wege, Ihre Versicherungsbeiträge zu senken. 

  • Begleitetes Fahren ab 17: Junge Fahrer, die am begleiteten Fahren teilnehmen, starten oft in einer besseren SF-Klasse. Das senkt die Kosten und motiviert zu sicherem Fahren.
  • Zweitwagenregelung nutzen: Wenn Sie einen zweiten Wagen versichern möchten, prüfen Sie die Möglichkeit, diesen direkt in einer höheren SF-Klasse einzustufen. Viele Versicherer orientieren sich dabei an der SF-Klasse des Erstwagens.
  • Telematik-Tarife: Einige Versicherer bieten Telematik-Tarife an, bei denen Ihr Fahrverhalten aufgezeichnet wird. Vorsichtige Fahrer können damit zusätzliche Rabatte erhalten und ihre SF-Klasse langfristig schützen. 

Was passiert bei einem Versicherungswechsel mit der Schadenfreiheitsklasse?

Beim Wechsel zu einer neuen Kfz-Versicherung bleibt Ihre SF-Klasse erhalten. Die neue Versicherung übernimmt die Einstufung von der vorherigen Gesellschaft. Allerdings können die Rabatte je nach Anbieter unterschiedlich ausfallen – ein Vergleich lohnt sich.

Wichtig: Falls Sie Ihren Kfz-Versicherungsschutz für einige Zeit unterbrechen, z.B. weil Sie kein eigenes Auto besitzen, bleibt Ihre SF-Klasse meist für bis zu sieben Jahre bestehen. Danach kann sie verfallen. 

Clever handeln, weniger zahlen

Die Schadenfreiheitsklassen beeinflussen die Höhe ihrer Versicherungsbeiträge für die Autoversicherung. Mit umsichtiger Fahrweise, der Nutzung von Sonderregelungen und einem durchdachten Umgang mit Schadensmeldungen können Sie Ihre SF-Klasse schützen und langfristig von niedrigen Beiträgen profitieren. Ein regelmäßiger Versicherungsvergleich hilft Ihnen zudem, stets den besten Tarif für Ihre individuellen Bedürfnisse zu nutzen.