Ratgeber
Welche Tierversicherungen brauchen Hund und Katze?
Seit Ende 2022 rechnen Tierärzte ihre Leistungen nach einer neuen Gebührenordnung ab. Dadurch gewinnt der Abschluss einer Tierkrankenversicherung an Brisanz.
Neue Gebührenordnung für Tierärzte – welche Tierversicherungen für Vierbeiner empfehlenswert sind
Seit Ende letzten Jahres gilt eine neue Gebührenordnung – die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Sie regelt, zu welchen Preisen Tierärzte ihre Leistungen abrechnen müssen. Denn niedergelassene Tiermediziner und Tiermedizinerinnen sind gesetzlich verpflichtet, die Mindestsätze dieser Gebührenordnung einzuhalten.
Klingt unnötig kompliziert? Warten Sie's ab: Eine medizinische Behandlung beim Tierarzt besteht zudem meist aus mehreren Schritten, für die jeweils einzelne GOT-Sätze erhoben werden. Daher finden Sie auf Ihren Tierarztrechnungen in der Regel auch mehrere Positionen. Vielen Einschätzungen nach werden sich die Tierarztkosten in Deutschland durch die neue GOT im Schnitt um circa 20 bis 30 Prozent erhöhen. Und Versicherungen für Ihr Haustier gibt es viele. Doch worauf sollte man achten, was trennt die Spreu vom Weizen und was brauchen Bello, Miezie und Fury wirklich? Wir klären heute deshalb mal ein paar der wichtigsten Fragen:
- Welche Tierarzt-Behandlungen kosten was bei Hund, Katze, Pferd und anderen Haustieren?
- Was ist der Unterschied zwischen Tierkrankenversicherung, OP-Versicherung und Tierversicherung allgemein?
- Lässt sich bei Tierversicherungen mit Selbstbeteiligung wirklich etwas sparen - und was wird eigentlich alles erstattet?
Wir klären auf, welche Versicherung für Sie und Ihr Haustier am besten geeignet sein könnte.
Solider Basis-Schutz: OP-Tierkrankenversicherung für Hund, Katze oder Pferd
Sollte Ihr Tier ernsthaft erkranken oder schwer verletzt werden, muss es unter Umständen operiert werden. Das kann schnell zu enormen Kosten führen. Denn diese können sich je nach Eingriff und Nachbehandlung von mehreren Hundert bis zu mehreren Tausend Euro belaufen. Auch bei Operationen finden natürlich die neuen GOT-Sätze Anwendung. Waren Operationen bei Vierbeinern bis zum Inkrafttreten der neuen Gebührenordnung ohnehin schon ziemlich kostspielig, steigen sie nun nochmals um circa ein Drittel an. Das kann den ein oder anderen Tierhalter sehr schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Darum empfiehlt sich auf jeden Fall der Abschluss einer OP-Versicherung für Ihr Haustier.
Versicherter Leistungsumfang in der Tierversicherung für OP-Kosten
Abhängig vom Versicherungsgeber und dem von Ihnen gewählten Tarif, beispielsweise Basis- oder Premiumtarif, werden durch eine Tier-OP-Versicherung üblicherweise die folgenden Leistungen abgedeckt:
- Übernahme von Operationskosten: Höhe der Versicherungssumme variiert je nach Tarif, Alter des Tieres und Anbieter. Manchmal sind bestimmte Operationen und Behandlungen trotz OP-Versicherung ausgeschlossen.
- Unterbringung in einer Tierklinik: oft zeitlich begrenzt
- Nachbehandlung der Operation
- Auslandsschutz: Zusatzoption je Tarif
- Kostenübernahme bis 4-facher Satz der GOT: erhöhte GOT-Sätze entstehen beispielsweise bei Notoperationen an Feiertagen oder in der Nacht
- Meist freie Tierarztpraxis- und Tierklinikwahl
Eventuell sollten Sie sich überlegen, ob Sie durch Vereinbarung einer Selbstbeteiligung einen etwas geringeren Versicherungsbeitrag vereinbaren können. Bei einer Selbstbeteiligung übernehmen Sie einen bestimmten Prozentsatz der Behandlungskosten selbst, die Versicherung begleicht die Kosten darüber hinaus. Prinzipiell ist es ratsam, keinen zu hohen Selbstbeteiligungssatz zu vereinbaren, er sollte aber auch nicht zu gering ausfallen, um die monatliche Rate dennoch spürbar zu drücken.
Ausschlüsse bei der Tier-OP-Versicherung sind im Allgemeinen eher gering, jedenfalls im Vergleich zum umfangreichen Leistungskatalog. Zu typischen Ausschlüssen gehören – wie bei den meisten anderen Versicherungen auch – bereits vorhandene (chronische) Vorerkrankungen oder bereits diagnostizierte Fehlentwicklungen. Nicht versicherbar sind zudem oft Dinge wie Diät- und Ergänzungsfuttermittel, Pflegezubehör oder etwaige Reisekosten des Tierarztes.
Kostenunterschiede nach Tier: Hund, Katze, Maus - alles gleich? Nein!
Je nachdem, ob Sie eine Katze, einen Hund oder ein Pferd versichern, ändern sich die veranschlagten Beitragssätze. Dabei gilt: Im Prinzip sind Katzen günstiger zu versichern als Hunde. Pferde erfordern in der Regel die höchsten Versicherungsbeiträge. Und auch das Alter des Tieres spielt bei der Erhebung des Beitragssatzes eine Rolle.
Somit können Sie für eine OP-Versicherung bei oben genannten Haustieren ungefähr mit diesen Beiträgen rechnen:
- OP-Krankenversicherung für Katzen: wenige Euro im Monat
- Hundekrankenversicherung mit OP-Schutz: niedriger bis mittlerer zweistelliger Betrag pro Monat
- OP-Tierkrankenversicherung für Pferde: mittlerer bis hoher zweistelliger, manchmal sogar dreistelliger Betrag pro Monat
Umfassender Gesundheitsschutz: Tierkrankenversicherung für Hund, Meerschweinchen & Co.
Natürlich können auch Haustiere so erkranken, dass sie zwar nicht sofort operiert werden müssen - eine Behandlung von Krankheiten beim Tierarzt aber dennoch notwendig wird. Das Problem: Auch die Behandlungskosten beim Tierarzt können schnell in einen vierstelligen Betrag übergehen. Die Lage hat sich durch die neue GOT in jüngster Zeit nochmals verschärft. Mit einer Tierkrankenversicherung versichern Sie Ihren Hund, Ihre Katze oder Ihr Pferd auch für diesen Fall finanziell ab.
Leistungsumfang einer typischen Krankenversicherung für Tiere
Die Tierkrankenversicherung entspricht im Grunde einer (menschlichen) privaten Krankenversicherung. Sie übernimmt die Behandlungskosten im Falle einer Erkrankung oder einer Verletzung des Tieres. Je nach Versicherungsgesellschaft und Tarif umfasst sie meist die folgenden Leistungen:
- Medizinisch sinnvolle und notwendige Vorsorgebehandlungen, oft sogar jährlich
- Ambulante Behandlungen von Krankheiten und Verletzungen (etwa nach einem Unfall) des Vierbeiners
- Untersuchungen und Monitoring von Vorerkrankungen
- Heilbehandlungen von Hund, Katze, Pferd & Co.
- Kosten für notwendige Medikamente
- Operationen (wie in der OP-Versicherung)
- Freie Wahl des Tierarztes oder der Tierklinik
- Kostenübernahme bis zum 4-fachen Satz nach Gebührenordnung für Tierärzte (GOT)
- Reise- und Auslandsschutz für das versicherte Tier
- Eher selten: Kosten für Kastration von Hund, Katze & Co.
Auch bei der Tierkrankenversicherung können Sie durch vertragliche Vereinbarung einer Selbstbeteiligung den Versicherungsschutz zu einem geringeren Beitragssatz abschließen. Doch auch hier sollten Sie die Selbstbeteiligung nicht zu hoch ansetzen. Empfehlenswert ist eine Selbstbeteiligung bis maximal 20 Prozent.
Gut zu wissen: Üblicherweise werden nicht alle Behandlungen über die Tierkrankenversicherung abgedeckt. So ist vor allem der Ausschluss von Behandlungen zur Korrektur angeborener oder genetischer Anomalien die Regel. Näheres erfahren Sie immer im Leistungs- beziehungsweise Ausschlusskatalog der jeweiligen Versicherung. Es lohnt sich also auch hier mal wieder der Blick ins Kleingedruckte!
Kostenunterschiede bei der Tierkrankenversicherung
Die Tierkrankenversicherung wird in der Regel umso teurer, je höher das Alter des Haustieres bei Versicherungsabschluss ist. Zudem sind oft verschiedene Tarifgruppen verfügbar, die vom Basisangebot über einen Komforttarif bis hin zum Premiumschutz immer teurer werden.
So können Sie für eine Tierkrankenversicherung ungefähr mit diesen monatlichen Kosten rechnen:
- Krankenversicherung für Katzen: niedriger zweistelliger Betrag im Monat
- Hundekrankenversicherung: mittlerer bis hoher zweistelliger Monatsbeitrag
- Tierkrankenversicherung für Pferde: hoher zwei- bis niedriger dreistelliger Betrag im Monat
Gut zu wissen: Wartezeit beim Versichern bedenken!
Versicherungsunternehmen möchten natürlich vermeiden, dass Tierhalter Ihre Haustiere erst dann versichern, wenn schon eine Krankheit festgestellt wurde. Vergleichbar etwa mit der Karenzzeit beim Abschluss einer menschlichen Berufsunfähigkeitsversicherung. Daher kann es nach Abschluss einer Tierkrankenversicherung zu einer gewissen Wartezeit kommen, bevor man Ansprüche auf Erstattung der Behandlungskosten geltend machen kann. Die Wartezeit ist je nach Versicherungsunternehmen unterschiedlich. Im Schnitt beträgt sie aber zwischen 30 bis 90 Tagen. Die gute Nachricht: Eine Leistung bei einem Unfall ist oft bereits mit dem ersten Tag enthalten!
Tierhaftpflichtversicherung: Wenn mit dem Haustier mal die Pferde durchgehen...
Eine sehr wichtige Versicherung für alle Tierhalter ist die Haftpflichtversicherung für Hunde bzw. Pferde. Denn diese kommt für Sach- und Personenschäden auf, die der geliebte Vierbeiner verursacht - und das ist leider gar nicht so selten. Besonders schlimm: Kosten für Personenschäden können dabei schnell in die Millionen gehen.
Leistungsumfang einer Haftpflichtversicherung für Tiere
Die Tierhaftpflichtversicherung ist vergleichbar mit unserer Privathaftpflichtversicherung. Zu den Schäden, die die Tierhaftpflicht prinzipiell abdeckt, gehören:
- Personenschäden (etwa, wenn ein losgerissener Hund einen Autounfall verursacht)
- Schäden an Dingen wie Möbeln, Autos oder anderen Tieren
- Vermögensschäden, die einem Geschädigten zum Beispiel durch Verdienstausfall, Mietwagenkosten und Pflegekosten entstehen
Wichtig zu wissen für Sie als Tierhalter: Bei diesen Schäden ist es nicht relevant, ob sie mit oder ohne Ihr Verschulden zustande gekommen sind. Der Versicherungsschutz greift trotzdem.
Auch bei der Tierhaftpflichtversicherung können Sie durch die Vereinbarung eines Selbstbehalts Geld sparen. Allerdings verpflichten Sie sich damit auch, einen gewissen Teil des Schadens aus eigener Tasche zu begleichen. Der Abschluss einer Hundehalterhaftpflicht mit Selbstbeteiligung ist dann empfehlenswert, wenn Sie sich gegen wirklich große, beziehungsweise kostspieligere Schäden optimal absichern möchten. Bei vielen kleineren Schäden kann dagegen ein Tarif ohne Selbstbeteiligung sinnvoller sein.
Kostenunterschiede zwischen Hund, Katze und Pferd in der Tierhaftpflichtversicherung
Bei der Haftpflichtversicherung für Tiere spielt neben der Tierart auch die jeweilige Rasse des Tieres zur Berechnung des Beitragssatzes eine Rolle. So können Sie beispielsweise Ihren Dackel günstiger versichern als Ihren Schäferhund. Einige Versicherungsunternehmen schließen sogar Kampfhunde und Kampfhund-Mischlinge ganz vom Versicherungsschutz aus. Für Zweithunde bieten sich Ihnen oft vergünstigte Tarife bei der gleichen Versicherungsgesellschaft.
Bei diesen beliebten Tierarten können Sie mit folgenden jährlichen Versicherungsbeiträgen rechnen:
- Katzen brauchen keine eigene Haftpflichtversicherung: Keine Tierhaftpflicht erforderlich – gelten als zahme Haustiere und sind in der Regel im Rahmen Ihrer Privathaftpflicht mitversichert
- Hundehalterhaftpflichtversicherungen gibt es bereits ab wenigen Euro im Monat oder einem mittleren zweistelligen Beitrag pro Jahr
- Tierhaftpflichtversicherung für Pferde kosten mit niedrigen dreistelligen Jahresbeträgen ein wenig mehr, lohnen sich aber trotzdem
Die richtige Tierversicherung für das Haustier auswählen
Anhand gestiegener Tierarztkosten ist es wirklich empfehlenswert, sich als Tierhalter über eine Tierkrankenversicherung Gedanken zu machen. Auch eine reine OP-Versicherung kann Sie zumindest im Ernstfall gegen sehr hohe finanzielle Belastungen bei notwendigen Eingriffen absichern. Nicht alle Behandlungen werden allerdings mitversichert. Daher sollten Sie sich über den Leistungsumfang genau informieren und danach Ihren genauen Wunschtarif wählen. Das Alter und die Rasse Ihres Tieres wirken sich auf die Höhe des Versicherungsbeitrags aus. Darüber hinaus sollte eine Haftpflicht-Police für Hund und Pferd zur Grundausstattung gehören. Katzenbesitzer versichern Ihr Haustier schon über Ihre eigene Privathaftpflicht mit.