Warum Grundfähigkeiten absichern?

Was passiert, wenn Fähigkeiten wie das Sehen, Laufen oder das Sitzen verloren gehen? Der Verlust hat in der Regel Konsequenzen für den beruflichen Alltag. Denn was passiert, wenn ein Koch nach einem Unfall plötzlich kein Messer mehr greifen oder ein Tischler seinen Arm nicht mehr benutzen kann?

Die meisten von uns nehmen Grundfähigkeiten wie den Gebrauch der Hände oder das Hörvermögen als selbstverständlich hin. Gleichzeitig investieren wir mit ärztlicher Vorsorge, Sport und einer ausgewogenen Ernährung in unsere Gesundheit. Sie gehören auch dazu? Sehr schön. Aber wenn es hart auf hart kommt, reicht das aus?

In diesem Ratgeberbeitrag zeigen wir Ihnen, welche Fähigkeiten sich mit einer Grundfähigkeitsversicherung versichern lassen, welche Vorteile gerade körperlich arbeitende Menschen dadurch haben können und worauf Sie beim Abschluss achten sollten.

Grundfähigkeitsversicherung? Was ist das?

Sie fragen sich, warum Sie noch nie von dieser Versicherung gehört haben? Grundfähigkeitsversicherung gibt es erst seit dem Jahr 2000. Im Vergleich zu klassischen Absicherungen wie der Renten-, Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherung ist sie also noch ein echter „Newcomer“ unter den Versicherungen.

Versichern lassen sich sowohl diejenigen Grundfähigkeiten, die gesunden Menschen von Natur aus mitgegeben sind (wie Sinnesfunktionen), als auch diejenigen, die sie natürlicherweise erlernen (motorische Fähigkeiten).

Hier einige Vorteile der Grundfähigkeitsversicherung:

  1. Die Grundfähigkeitsversicherung leistet häufig schon bei der Beeinträchtigung oder dem Verlust einer versicherten Grundfähigkeit. Für Details sollten Sie die jeweiligen Versicherungsbedingungen studieren.
  2. Gerade für körperlich arbeitende Menschen werden bei einer Grundfähigkeitsversicherung niedrigere Beiträge fällig als bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Gesundheitsprüfung ist in vielen Fällen nicht so umfangreich wie bei einer BU-Versicherung.
  3. Für Menschen, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können, kann die Grundfähigkeitsversicherung eine Form der alternativen Absicherung ihrer Arbeitskraft sein. Denn die Gesundheitsprüfung vor Abschluss ist bei der Grundfähigkeitsversicherung weniger detailliert.

Gut zu wissen: Genau hinsehen lohnt sich!

Werfen Sie unbedingt einen Blick ins Kleingedruckte, denn je nach Versicherer und Tarif gibt es Unterschiede bei Art und Umfang der versicherten Fähigkeiten. Bei leistungsstarken Versicherungstarifen wie der Grundfähigkeitsversicherung der Bayerischen können psychische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depressionen abgedeckt werden, sofern diese Zusatzleistung bei Abschluss vereinbart wurde.

Ist eine Grundfähigkeitsversicherung für mich sinnvoll?

Eine Grundfähigkeitsversicherung kann für alle Personen sinnvoll sein, die für ihre Arbeit auf bestimmte grundlegende Fähigkeiten angewiesen sind. Besonders Personen, die in Ihrem Beruf körperlich arbeiten (z.B. Köchinnen, Tänzer), haben durch diese Versicherung einen wichtigen finanziellen Schutz und können ihre Existenz sichern, falls sie eine oder mehrere Fähigkeiten verlieren.

Besonders dann, wenn Sie zu einer der folgenden Gruppen gehören, sollten Sie sich den Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung überlegen:

  • Berufstätige mit überwiegend körperlicher Arbeit: In handwerklichen Berufen ist das Risiko einer körperlichen Beeinträchtigung, die die Ausübung des Berufs unmöglich macht, oft höher als in klassischen Bürojobs. Durch die täglichen physischen Anforderungen sind körperlich arbeitende Personen besonders gefährdet.
  • Selbstständige und freiberuflich Tätige: Der Verlust einer Grundfähigkeit kann schwerwiegende finanzielle Folgen haben. Vor allem, wenn man nicht durch betriebliche Unfallversicherungen oder Ähnliches geschützt ist. Eine Grundfähigkeitsversicherung kann hier Abhilfe schaffen.
  • Es ist keine Berufsunfähigkeitsversicherung möglich: Für Personen, die aufgrund ihres Gesundheitszustandes, ihres Alters oder ihrer beruflichen Tätigkeit keinen Berufsunfähigkeitsschutz erhalten können, sollten über eine alternative Form der Vorsorge nachdenken.

Ab wann leistet eine Grundfähigkeitsversicherung?

Meist erhalten Sie Leistungen, wenn Sie eine versicherte Grundfähigkeit für (voraussichtlich) sechs Monate oder länger verlieren. Manchmal zahlt der Versicherer jedoch erst, wenn die Einschränkung mindestens zwölf Monate andauert.

Bei Verlust der Grundfähigkeiten hervorragend versichert

Informieren Sie sich im Vorfeld darüber, welche Bedingungen für den jeweiligen Verlust bzw. die Beeinträchtigung einer Grundfähigkeit gelten. Ein Beispiel: Wären Sie nicht mehr in der Lage, in 20 Minuten selbstständig eine Strecke von 400 Metern über einen festen und ebenen Boden gehend zurückzulegen, dann gilt die Grundfähigkeit als verloren gegangen.

Was kostet eine Grundfähigkeitsversicherung?

Natürlich spielt bei der Wahl der Versicherung auch immer der Kostenfaktor eine Rolle. Bei der Grundfähigkeitsversicherung wird die Beitragshöhe von mehreren Faktoren bestimmt. Dazu gehören:

  • Alter bei Versicherungsbeginn
  • Höhe der versicherten Rente
  • Laufzeit des Vertrags
  • Umfang des Versicherungsschutzes (z.B. Psyche mitversichert oder nicht)
  • Berufsklasse (abhängig vom Beruf)
  • Zuschläge aufgrund von relevanten Vorerkrankungen oder riskanten Hobbies

Hinzu kommen Dinge wie der Gesundheitszustand oder die Risikoklasse, die von Beruf und der Freizeitgestaltung bestimmt wird. Denken Sie nur an Hobbys mit hoher Verletzungsgefahr oder Berufe, die körperlich sehr viel Einsatz erfordern. Hierfür berechnen die Versicherer einen individuell kalkulierten Risikozuschlag, der den monatlichen Beitrag mitunter deutlich erhöht.

Gesundheitsfaktoren bei der Grundfähigkeitsversicherung

Vor dem Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung müssen Sie sich zunächst einer Gesundheitsprüfung unterziehen und einige Fragen zu möglichen Vorerkrankungen und zu Ihrem Gesundheitszustand beantworten. Nach den folgenden Dingen könnten Sie gefragt werden:

  • Körpergröße
  • Körpergewicht
  • Stationäre Behandlungen und ambulante Therapien
  • Chronische und/oder psychische Erkrankungen
  • Medikamenteneinnahmen
  • Ausübung risikoreicher Hobbys (Kampfsport, Flugsport, Fallschirmspringen, Motorsport oder Extremsport)

Das heißt für Sie: Je nach Ihren Bedürfnissen kann die Grundfähigkeitsversicherung die passende Lösung sein, wenn Sie ihre Arbeitskraft absichern wollen.

Alternative der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Eine echte Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es nicht. Die BU leistet, wenn Sie Ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Ob der Grund dafür ein Unfall oder eine Erkrankung ist, spielt dabei keine Rolle.

Die Grundfähigkeitsversicherung leistet hingegen beim Verlust von einer oder mehreren Grundfähigkeiten. Wenn Sie berufsunfähig werden, aber keine versicherte Grundfähigkeit verloren haben, erhalten Sie keine Leistung. Dennoch kann sie gerade für körperlich Arbeitende oder z.B. Künstler eine sehr sinnvolle Form der Arbeitskraftsicherung sein.

Andersrum leistet die Grundfähigkeitsversicherung auch, wenn keine Berufsunfähigkeit vorliegt. Relevant ist nur, ob eine oder mehrere versicherte Grundfähigkeiten verloren gegangen sind. Dies stellt eine Kompensation dafür dar, dass Sie z.B. ein Hobby nicht mehr ausüben können oder für handwerkliche Arbeiten einen Dienstleister beauftragen müssen, statt sie selbst zu übernehmen.

Welche Grundfähigkeiten sind versichert?

Je nach Versicherer und Tarif kann der Versicherungsumfang sehr unterschiedlich sein. Körperliche Grundfähigkeiten wie Heben. Bücken, Treppensteigen und der Gebrauch eines Arms sind in den meisten Fällen versichert. Dies gilt ebenso für psychische Grundfähigkeiten oder Sinne wie Sehen, Hören, der Orientierungssinn oder die Fähigkeit, ein eigenständiges Leben zu führen.

Über optionale Zusatzbausteine lässt sich der Versicherungsschutz oft erweitern und z.B. psychische Erkrankungen wie Depressionen versichern.

Ratgeber Grafik Checkliste Grundfähigkeiten

Wenn die Bedingungen für eine Leistung erfüllt sind, erhalten Sie eine monatliche Rente in vereinbarter Höhe.

Grundfähigkeitsversicherung vs. Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Was ist der Unterschied?

Der elementare Unterschied zwischen einer Grundfähigkeitsversicherung und einer Berufsunfähigkeitsversicherung liegt in den Voraussetzungen für die Auszahlung der Rente. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung gilt eine Person in der Regel als berufsunfähig, wenn sie ihren Beruf zu mindestens zu 50 Prozent und für mindestens sechs Monate nicht mehr ausüben kann. Die Grundfähigkeitsversicherung leistet beim Verlust von mindestens einer versicherten Grundfähigkeit.

Eine Grundfähigkeitsversicherung kann eine attraktive Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) darstellen. Besonders für Berufsgruppen mit körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten, bei denen die BU häufig teurer ausfällt. Sie bietet auch eine wertvolle Absicherung für Personen, die keine Möglichkeit haben, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen.

Im Gegensatz zur BU-Versicherung bietet die Grundfähigkeitsversicherung jedoch keinen Schutz bei Berufsunfähigkeit durch Krankheiten oder Verletzungen, die nicht zu einem Verlust von Grundfähigkeiten führen. Daher sollten Sie die Versicherung sorgfältig und entsprechend den Ihren individuellen Risiken und Bedürfnissen wählen.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Absicherung für Sie passend ist, beraten wir Sie gern dazu.