Ratgeber
Berufssoldat bei der Bundeswehr: Lohnt sich eine Karriere als Soldat?
Jüngste Entwicklungen im Weltgeschehen rückten wieder vermehrt Aufmerksamkeit auf die Bundeswehr, auch als Arbeitgeber. Ausbildungsmöglichkeiten bestehen viele – Risken allerdings auch.
Militärische oder zivile Laufbahn? Bei der Bundeswehr ist beides möglich
Tausende Bewerberinnen und Bewerber entscheiden sich jedes Jahr für eine berufliche Laufbahn bei der deutschen Armee. Und diese Zahl wird voraussichtlich angesichts jüngster internationaler Bedrohungen noch erheblich steigen. Rund 185.000 Soldat*innen und ca. 80.000 zivile Beamte oder Tarifangestellte sind durchschnittlich bei der Bundeswehr beschäftigt.
Neben der Möglichkeit auf eine militärische Laufbahn gibt es auch zahlreiche zivile Ausbildungsplätze, beispielsweise in der Verwaltung oder in Bereichen wie Wehrtechnik und Beschaffung. Welchen Weg man einschlägt entscheidet oft auch, welchen berufsbedingten Gefahren für Leib und Seele man sich aussetzt – und mit welchen Spätfolgen zu rechnen ist.
Option 1: Berufslaufbahn als Soldat oder Soldatin
Die wohl bekannteste und klassische Laufbahn bei der Bundeswehr ist die des Soldaten. Die erfüllte Schulpflicht ebnet bereits den Einstieg in die Mannschafts-Laufbahn. Mit Realschulabschluss kann eine Feldwebel-Karriere durchlaufen werden. Abitur oder Fachabitur qualifizieren für die Laufbahn zum Offizier.
Der Soldatenberuf stellt allerdings recht hohe Anforderungen an die Auszubildenden. Deswegen müssen die Bewerber und Bewerberinnen vorab ein umfassendes Auswahlverfahren bestreiten. Dazu gehören:
- Einstellungstest und Vorstellungsgespräch
- Ärztliche Untersuchung zur Feststellung der Eignung für eine militärische Laufbahn
- Sporttest für alle zukünftigen Soldaten und Soldatinnen (Berufssoldaten, nicht beim Freiwilligen-Wehrdienst)
- Assessment Center (nur für Offiziers-Bewerber bei der Bundeswehr)
Nach einer dreimonatigen militärischen Grundausbildung (AGA) in einer Rekrutenkompanie geht es für die angehenden Berufssoldaten weiter zur jeweiligen Stammeinheit, wo die Dienstpostenausbildung beginnt. Angehende Offiziere beginnen dann ihr Studium, zum Beispiel an den Bundeswehr-Universitäten in Hamburg oder München. Anschließend folgt der Lehrgang zum Offizier.
Die Soldaten der Bundeswehr arbeiten in
- Heer, Luftwaffe oder Marine
- Sanitätsdienst
- Streitkräftebasis
und verpflichten sich für
- Freiwilligen Wehrdienst (FWD)
- Soldat auf Zeit (SaZ) (Zeitsoldaten mit guten Leistungen können als Berufssoldaten unbefristet übernommen werden)
Die Tätigkeitsfelder der Bundeswehrsoldaten erstrecken sich von Einsätzen in Krisenregionen über Hilfseinsätze bei Naturkatastrophen – und das weltweit. Überdies ist die Bundeswehr Teil multinationaler Verbände.
Option 2: Zivile Laufbahn bei der Bundeswehr
Neben der Soldatenlaufbahn können sich Interessierte auch um eine Ausbildung zur zivilen Fachkraft bewerben. Über 50 Berufsausbildungen in handwerklich-technischen, verwaltenden und medizinischen Berufen bietet der Bund an. Als Voraussetzung sollten die BewerberInnen üblicherweise einen Hauptschulabschluss oder einen Realschulabschluss vorweisen können. Die Bewerbung kann schriftlich oder online erfolgen.
Beschäftigte in den zivilen Berufen bei der Bundeswehr arbeiten
- im Beamtenverhältnis
- als angestellte Tarifbeschäftigte
und sind tätig
- in den technischen Bereichen der Bundeswehr
- in den verwaltenden Bereichen der Bundeswehr
Die Auszubildenden werden in über 430 Ausbildungsstätten der Bundeswehr ausgebildet. Neben Berufsausbildungen und beruflichen Weiterbildungen bietet der Bund auch duale Studiengänge an.
Welche Gefahren lauern auf Berufssoldaten?
Soldaten werden für den Ernstfall ausgebildet – sprich, für den Einsatz im Krieg. Daher sollte man nie vergessen, dass die Jobwahl des Berufssoldaten im Ernstfall die Gesundheit oder sogar das Leben kosten kann.
Je nach Wahl der beruflichen Laufbahn bei der Bundeswehr gehen entsprechende berufsbedingte, mitunter unabsehbare Risiken für Leib und Seele einher. Folgen können sein:
- Eher häufiger: Dienstunfähigkeit
- Glücklicherweise sehr selten, aber theoretisch möglich: Tod im militärischen Dienst
Hohe psychische und physische Belastungen bei der Bundeswehr: Dienstunfähigkeit
Fest steht: Soldatin/Soldat ist ein gefährlicher Beruf. Unter Dienstunfähigkeit versteht man, wenn die Betroffenen aus gesundheitlichen Gründen ihre bisherige Tätigkeit als Berufssoldat oder -soldatin nicht mehr ausüben können.
Gerade bei Auslandseinsätzen ist die Gefahr dienstunfähig zu werden sehr hoch. Denn die psychischen und physischen Belastungen können gerade in Kampf- und Krisengebieten enorm sein. Die unvorhersehbaren Risiken bei einem Einsatz belasten zusätzlich. Aber auch während des Dienstes in der Stammeinheit können Unfälle sowie Krankheit zu Dienstunfähigkeit oder gar Invalidität führen. Die Unfähigkeit kann also durch diverse Gründe verursacht werden – physische wie psychische.
Das Soldatenversorgungsgesetz schütz jedoch nur bedingt in solchen Fällen. Meist sind enorme Einkommenseinbußen die Folge. Je nach Ereignis oder Status des Soldaten unterschiedet sich die Versorgung im Einzelfall. Eine private Dienstunfähigkeitsversicherung für Soldaten und Soldatinnen ist aber auf jeden Fall eine sinnvolle und lohnende Entscheidung.
Leider auch bei der Bundeswehr nicht ganz auszuschließen: Todesfall
Beim Einsatz in Krisengebieten müssen Berufssoldaten damit rechnen, womöglich ihr Leben zu verlieren. Gerade für Familien sind die Folgen gravierend. Ein Einkommen fehlt plötzlich, meist sogar der Hauptverdienst der Familie.
Da Soldaten ein erhöhtes Risiko tragen, beim Ausüben des Berufs zu versterben, erhalten Hinterbliebene Witwen oder Witwergeld. Die Höhe liegt bei 55 Prozent der Pension des Soldaten, die dieser bei Pensionierung am Todestag erhalten hätte. Das Problem: Gerade junge Familien kommen damit in der Regel trotzdem nicht über die Runden.
Die Folgen des Versterbens wie diverse zusätzliche Hürden sind für die Hinterbliebenen eine schwere Belastung, gerade auch in einer Zeit der Trauer. Unter Umständen kann zusätzlich Sterbegeld vom Bund erhalten werden, allerdings beträgt dies maximal das 2-fache der letzten Bezüge des Verstorbenen.
Vorsorge für Bundeswehr-Soldaten: Doppelt hält besser!
Aufgrund bestehender Gefahren bei der Berufsausübung und einer begrenzten gesetzlichen Absicherung durch den Bund, ist es als Berufssoldat oder Berufssoldatin empfehlenswert, gewisse private Vorsorgeleistungen abzuschließen.
Neben diversen Versicherungen gilt es auch in die Zukunft zu blicken und sich selbst fürs Alter abzusichern. Besonders wichtig erscheinen dabei die folgenden Fragen rund um den eigenen Versicherungsschutz:
- Krankenversicherung - wird beim Dienst am Vaterland anderweitig geregelt, oder?
- Pflegeversicherung für Soldaten- gesetzlich oder privat?
- Lebensversicherung für Zeit- und Berufssoldaten: Geht das überhaupt?
- Dienstunfähigkeitsversicherung für Zeit- und Berufssoldaten: Hatten wir oben schon!
- Private Altersvorsorge: Müssen Soldaten überhaupt privat vorsorgen?
Kranken- und Pflegeversicherung
Berufssoldaten werden über die freie Heilfürsorge krankenversichert. Allerdings müssen sie sich selbst um die Pflegeversicherung kümmern, die hierbei nicht mitabgedeckt ist. Soldaten und Soldatinnen können sich dafür allerdings sowohl privat als auch gesetzlich pflegeversichern, wobei ein Verbleiben in der gesetzlichen Pflegeversicherung kostspieliger ist. Übrigens: Sollten sie überhaupt keine Pflegeversicherung abschließen, drohen hohe Geldbußen!
Anwartschaft zur PKV für die Zeit nach dem Militärdienst
In der privaten Krankenversicherung ist die Pflegepflichtversicherung mit der Anwartschaft verknüpft. Eine Anwartschaft ermöglicht es Soldatinnen und Soldaten, auch später noch einen Platz zu bereits vereinbarten Bedingungen in der PKV zu bekommen.
Vorteil: Durch die Anwartschaft können sie sich damit später quasi mit ihrem Gesundheitszustand VOR dem Dienst für die Bundeswehr versichern. Unterschieden wird zwischen kleiner Anwartschaft und großer Anwartschaft, wobei die kleine Anwartschaft in der Regel ausreicht.
Lebensversicherung für Soldaten und Soldatinnen
Beim Dienst fürs Vaterland steht mitunter das Leben auf dem Spiel. Die klassische Weise, die eigene Familie für den Fall des Versterbens finanziell abzusichern, ist die Lebensversicherung.
Unter Lebensversicherung versteht man prinzipiell alle Versicherungen, die Risiken wie Tod oder Invalidität absichern. Im Versicherungswesen gibt es klassischerweise die Kapitallebensversicherung und die Risikolebensversicherung. Die Kapitallebensversicherung ist eine Kombination aus Hinterbliebenenschutz und Kapitalaufbau in einem Produkt. Bei der Risikolebensversicherung wird im Todesfall die Versicherungssumme komplett an die Hinterbliebenen ausgezahlt. Somit können laufende Ausgaben weitergezahlt werden.
Ein privater Risikoschutz ist für jeden Soldaten unverzichtbar, da niemand weiß, wie ein Einsatz verlaufen wird. Ein Soldat trägt ein um ein Vielfaches höheres Risiko als ein Zivilist. Zudem ist eine Risikolebensversicherung oft bei der Immobilienfinanzierung notwendig. Banken vergeben hohe Kredite nur bei bestimmter Liquidität – oder, wenn die Person auch beim Todesfall oder Invalidität in der Lage ist, den monatlichen Abschlag zu begleichen.
Doch Vorsicht: Lebensversicherungen für Zeit- und Berufssoldaten sind nicht nur spärlich gesät (auch wir haben eine solche Police leider gerade nicht im Portfolio). Die Versicherungsbedingungen haben oft auch ziemliche Tücken. Achten Sie also unbedingt auf das Kleingedruckte, vor allem auf die Regelungen für den Eintritt des Versicherungsfalles beim Auslandseinsatz!
Private Altersvorsorge
Viele Beschäftigte bei der Bundeswehr gehen davon aus, dass sie im Alter gesetzlich gut abgesichert sind. Das stimmt allerdings nur teilweise. Denn: Soldaten und Soldatinnen auf Zeit werden nach Dienstende zwar in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert. Ob die reine gesetzliche Rente jedoch im Alter zu Leben reicht, ist bekanntermaßen zweifelhaft. Berufssoldaten bekommen hingegen ein Ruhegehalt ausgezahlt, die sogenannte „Pension“. Allerdings werden nur zwei Prozent zu Berufssoldaten ernannt - auch wenn wir der Einfachheit halber in diesem Text verallgemeinernd von den "Berufssoldaten" gesprochen haben, wenn damit alle hauptberuflich tätigen Soldaten und Soldatinnen gemeint waren. In der Realität werden folglich viele Soldaten nach Beendigung ihrer Dienstzeit wieder in die freie Wirtschaft eingegliedert.
Soldaten auf Zeit, die aus dem Dienst entlassen werden, werden zwar rückwirkend in die Rentenversicherung einbezogen. Der Dienstherr darf aber nur das Jahresbrutto ohne Zuschläge, Einmalzahlungen und Zulagen zur Berechnung für die abgeleisteten Jahre heranziehen. Das bedeutet, dass der tatsächliche Betrag meist ziemlich niedrig ausfällt. Die Altersrente von ehemaligen Zeitsoldaten fällt daher üblicherweise deutlich geringer aus als bei Angestellten.
Hautberufliche Soldaten brauchen demnach unbedingt eine private Altersvorsorge. Wie viel eine private Altersvorsorge maximal kosten sollte, hängt von vielen Faktoren ab, wie beispielsweise Alter oder Einkommen. Als pauschaler Wert sind ungefähr 10-15 Prozent des Nettoeinkommens anzusetzen. Wichtig ist es, überhaupt mit der Vorsorge anzufangen! Oftmals lässt sich mit einer kleineren Rate beginnen und später kann diese nach oben angepasst werden.
Lohnt sich eine Karriere als Berufssoldat bei der Bundeswehr? Jein.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, als Zeit- oder Berufssoldat für das Alter privat vorzusorgen. Welche Option Sie wählen, hängt von Ihrer aktuellen Lebenssituation und Ihren Zukunftsvorstellungen ab. Möchten Sie gerne Eigentum besitzen oder lieber mit 62 in Rente gehen? Ein finanzielles Polster schafft hierfür den Rahmen, in welchem sich Ziele verwirklichen lassen und der Lebensstandard bis ins hohe Alter aufrechterhalten werden kann.