Ratgeber
Fünf Spar-Stellschrauben bei Versicherungen: Was lohnt sich?
Versicherungsbeiträge so niedrig wie möglich zu halten – das versuchen viele in einer Zeit stetig steigender Ausgaben. Doch lohnt sich das wirklich?
Einsparungspotential bei Versicherungen: Welche Anpassungen sind wirklich sinnvoll
Stellen Sie sich vielleicht auch die Frage, ob sich Ihre Versicherungsbeiträge etwas senken ließen:
- Muss die Deckungssumme Ihrer Privathaftpflichtversicherung wirklich so hoch sein?
- Kommen Sie wirklich auf die hohe Jahresfahrleistung, mit der Ihr KFZ-Versicherungsbeitrag bemessen wird?
Wo zahlen Sie vielleicht zu viel und wo wirkt sich eine kleine „Einspar-Mogelei“ unter Umständen sogar negativ aus? Hier erfahren Sie das Wichtigste zu den fünf häufigsten „Sparhacks“ für Versicherungsbeiträge – und zwar ohne, dass Ihr Versicherungsschutz darunter leidet.
1. Kilometerleistung bei Kfz-Versicherungen „frisieren“? Lieber nicht!
Klären Sie eine ganz wichtige Frage: Ist die von Ihnen angezeigte Kilometerleistung pro Jahr wirklich reell? Lebensumstände ändern sich oft. Ein neuer Wohnort und Sie müssen mitunter einen weiteren Anfahrtsweg zur Arbeit in Kauf nehmen. Dagegen können Sie mittlerweile vielleicht auch vermehrt aus dem Home Office arbeiten und fahren daher nur noch die Hälfte an Kilometern pro Jahr.
Die Angabe eines realistischen Werts der Jahresfahrtleistung ist bei der Kfz-Versicherung von wirklich großer Bedeutung. Denn: Geben Sie beispielsweise eine zu hohe Kilometerleistung an, zahlen Sie einen unnötig hohen Beitrag. Geben Sie dagegen eine viel zu geringe Kilometerleistung an, kann es bei einem Unfall zu unschönen finanziellen Problemen kommen. Im Versicherungsfall erfährt Ihr Versicherer nämlich den reale Kilometerstand Ihres PKWs – und damit auch, ob die Angaben und der daraus resultieren Versicherungsbeitrag korrekt waren.
Zwar gibt es natürlich auch hier einen Toleranzbereich. Tritt jedoch eine enorme Abweichung zutage, kann Ihnen das eine hohe Nachzahlung einbringen. Schlimmer noch: haben Sie völlig unrealistische Angaben gemacht, kann Ihnen schlimmstenfalls sogar eine Vertragsstrafe wegen vorsätzlicher Täuschung drohen. Wie gesagt: das ist aber der absolute Extremfall. Mit einer empfindlichen Nachzahlung müssen Sie aber wohl trotzdem rechnen.
Daher gilt: Sollten Sie mehrere hundert Kilometer pro Jahr mehr fahren als angegeben, sollten Sie das am besten Ihrer Versicherung mitteilen. In den Versicherungsbedingungen können Sie übrigens oft ganz genau nachlesen, ab wann der Versicherer eine Mitteilung möchte. Ansonsten gilt auf jeden Fall: Abweichungen ab 1.000 Kilometer im Jahr sollte man melden.
Kilometerstands-Meldung bewahrt vor bösen Überraschungen
Praktisch: Bei modernen Versicherern wie der Bayerischen können Sie Ihre aktuelle Kilometerstands-Meldung auch ganz einfach online übermitteln. So erspart man sich unliebsame Überraschungen gleich von vornherein.
2. Kann sich lohnen: Hoher Selbstbehalt bei Krankenversicherungen
Wer sich zum Thema (private) Krankenversicherung informiert, kommen sicherlich auch mit dem Begriff „Selbstbehalt“ oder „Selbstbeteiligung“ in Berührung. Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach: Mit dem Selbstbehalt tragen Sie einen Teil der Behandlungskosten selbst. Vereinbaren Sie einen hohen Selbstbehalt, wird der Versicherungsbeitrag geringer.
Private Krankenversicherungen bieten verschiedene Formen des Selbstbehalts an. Am häufigsten sind:
- Fixer Selbstbehalt
- Prozentualer Selbstbehalt
- Selbstbehalt für einzelne Bausteine
Bei einem fixen Selbstbehalt übernehmen Sie bis zu einem fest vereinbarten Eurobetrag pro Jahr die Arztrechnungen selbst. Die Krankenkasse zahlt erst, wenn dieser vereinbarte Betrag überschritten wird.
Mit einem prozentualen Selbstbehalt beteiligen Sie sich dagegen mit einem festgelegten Prozentsatz an den Behandlungskosten. Beispielsweise zahlen Sie dann von jeder Arztrechnung immer zehn oder zwanzig Prozent selbst. Meist gibt es aber auch hier einen festgelegten Höchstbetrag.
Oft bestehen private Krankenversicherungen auch aus einzelnen Tarifbausteinen wie „Zahnarzt“ oder „Krankenhaus“. Je nach Anbieter können Sie mitunter auch einen Selbstbehalt nur für einen spezifischen Baustein vereinbaren.
Gut zu wissen: Selbstbehalt individuell festlegen
Kleiner Tipp: Die Vereinbarung eines Selbstbehalts lohnt sich meist vor allem dann, wenn Sie selten zum Arzt müssen. Somit können Sie sich zu einem erheblich geringeren Versicherungsbeitrag versichern. Allerdings sollte der Selbstbehalt auch nicht zu hoch angesetzt werden. Daher gilt es abzuwägen, welcher Selbstbehalt für Sie persönlich angebracht ist.
3. Versicherungssumme bei der Hausratversicherung drücken? Nur dann, wenn nichts Wertvolles rumsteht!
Um die eigenen Besitztümer wie Möbel, Schmuck, Bilder, Kleidung oder Teppiche abzusichern, empfiehlt sich grundsätzlich der Abschluss einer Hausratversicherung. Der Versicherungsbeitrag wird dabei anhand der Größe Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses berechnet. Weitere Faktoren, die sich auf die Höhe des Betrags auswirken, sind Ihr Wohnort und individuell vereinbarte Zusatzleistungen.
Verbraucherzentralen und andere Experten empfehlen meist einen Versicherungswert von 500 bis 800 Euro pro Quadratmeter. Wer keine teuren Dinge sein Eigen nennt, kann aber natürlich auch hier den ein oder anderen Euro sparen. Doch Vorsicht: Eine absichtliche Unterversicherung kann Sie im Fall der Fälle schnell teuer zu stehen kommen. Denn stellt sich etwa nach einem Wohnungsbrand heraus, dass die Kosten zur Wiederbeschaffung Ihres Hausrates die vereinbarte Versicherungssumme deutlich übersteigen, müssen Sie die finanzielle Lücke leider selbst ausgleichen.
Unser Tipp: Überprüfen Sie den Wert der versicherten Gegenstände in angemessenen Zeitabständen und teilen Sie Veränderungen unbedingt Ihrer Hausratversicherung mit. Für die Berechnung der Versicherungssumme sollten Sie dabei immer den Neuwert der versicherten Gegenstände ansetzen.
4. Alles-drin-Versicherungen: Einfach praktisch – und günstig!
Eine attraktive Lösung bietet sich auch in Kombi- oder sogenannten All-in-One-Versicherungen. Hierbei werden mehrere Bereiche durch einen einzigen Versicherer und einen einzigen Ansprechpartner abgedeckt. Sie erhalten somit einen Rundumschutz mit abgestimmten Lösungen für Ihre individuellen Ansprüche.
Einer der größten Vorteile: Im Schadensfall haben Sie nur einen Ansprechpartner, was die Kontaktaufnahme und Abwicklung erheblich erleichtert. Doch auch persönliche Änderungen, Anpassungen bei den Lebensumständen und andere Dinge müssen Sie damit nur einmal kommunizieren.
Zudem bieten diese Pakete oftmals auch einen Kostenvorteil im Vergleich zum Abschluss lauter Einzelversicherungen. So sind für gewöhnlich Hausrat- und Haftpflichtversicherung als Basisschutz enthalten. Frei wählbare Zusatzmodule können beispielsweise eine Rechtschutzversicherung oder eine Reiseversicherung enthalten. Mit der Integration des passenden Schutzes für junge Autofahrer lassen sich zudem oft auch die Kosten für die Kfz-Versicherung optimieren.
5. Selbstbeteiligung bei Haftpflichtversicherung optimieren
Bei Ihrer Privathaftpflichtversicherung sollten Sie sich die Frage stellen, ob Sie den Komplettschutz benötigen oder das Basispaket vielleicht doch ausreicht. Denn schon anhand der Deckungssumme variieren die Versicherungsbeiträge mitunter erheblich. Doch auch ein Selbstbehalt kann sich lohnen – vorausgesetzt, er entspricht Ihrer Risikoneigung.
Durch die Selbstbeteiligung zahlen Sie im Schadensfall einen vereinbarten Betrag aus eigener Tasche. Das, was darüber hinausgeht, übernimmt Ihre Versicherung. Zuerst mögen die Selbstkosten etwas abschrecken, aber diese Lösung bietet auch Vorteile für Sie: Ihnen werden zumeist deutlich geringere Versicherungsbeiträge angeboten. Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie bei der Regulierung kleinerer Schäden Ihre Versicherung erst gar nicht hinzuziehen müssen – eine mögliche Hochstufung nach einem „Bagatellschaden“ ist damit gleich vom Tisch.
Zumeist wird hier zwischen zwei Formen des Selbstbehalts unterschieden:
- absoluter Selbstbehalt
- relativer Selbstbehalt
Bei einem absoluten Selbstbehalt wird eine feste Summe vereinbart, die im Schadensfall vom Versicherungsnehmer oder der Versicherungsnehmerin selbst beglichen werden muss. Vorteil: Die Kosten lassen sich hier sehr gut kalkulieren.
Bei der Form des relativen Selbstbehalts beteiligen Sie sich mit einem bestimmten Prozentsatz am entstandenen Schaden. Wichtig ist bei diesem Modell daher, eine feste Unter- und Obergrenze zu bestimmen.
Übrigens: Bei Privat-Haftpflichtversicherungen ist der Selbstbehalt eher weniger verbreitet. Bei Vereinbarung einer solchen Selbstbeteiligung sollten Sie diese keinesfalls zu hoch ansetzen. Ein guter Richtwert: Im Schadensfall müssen Sie in der Lage sein, die anfallende Selbstbeteiligung finanziell stemmen zu können.
Sparen bei Versicherungsbeträgen: Je, aber nicht um jeden Preis!
Versicherungen schützen uns vor existenzbedrohenden Kosten. Die benötigten Angaben, die Sie zur Beitragsberechnung Ihrer Versicherung übermitteln, sollten dabei immer der Wirklichkeit entsprechen. Eine zeitweise Überprüfung und – falls nötig – Neumeldung Ihrer Angaben ist auf jeden Fall empfehlenswert. Somit zahlen Sie einen für sich passenden Beitrag und vermeiden im Schadensfall hohe Einmalzahlungen.