Ratgeber
Veganes Essen an Weihnachten: So klappt´s!
Es muss nicht immer die knusprige Weihnachtsgans sein. Wir zeigen, was Sie für vegane Familienmitglieder an Weihnachten Köstliches auf den Tisch zaubern können.
Vegane Weihnachten: Kann das klappen – und wenn ja, wie?
Weihnachten ist für viele Familien der kulinarische Höhepunkt des Jahres. Und vor allem geht es meist nicht nur lecker, sondern auch recht traditionell zu: Da gibt es stets die Weihnachtsgans nach dem Rezept von Oma oder Berge von Butterplätzchen. Genau mit den Zutaten, wie es Papa am liebsten mag. Doch, so scheint es, die althergebrachten Rezepte fürs harmonische, gemeinsame Schlemmen funktionieren nicht mehr so wie einst. "Schuld" daran ist vor allem der Vegan-Boom.
Studien gehen davon aus, dass in Deutschland schon rund zwei Millionen Menschen auf alle tierischen Produkte verzichten (wollen) – das sind zwanzig Mal so viele Menschen wie noch im Jahr 2008! Meistens sind die neuen Veganer und Veganerinnen jung und in den Themen Fleischkonsum, Massentierhaltung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz recht gut belesen. Alles wichtige Aspekte. Aber eben keine, die man unbedingt im Familienkreis und unterm Weihnachtsbaum “diskutieren” muss. Es macht auch keinen Spaß nach einem stundenlangen Kampf um den Braten in der Küche auf die langen Gesichter der Gäste zu schauen, die dann doch nur zu den Kartoffeln greifen. Ohne Soße, versteht sich.
Damit Sie dieses Weihnachten auch unter “veganen Vorzeichen” genießen können, haben wir hier ein paar einfache Tipps für Sie. Dank denen vermeiden Sie nicht nur lästige Diskussionen, sondern können, im Idealfall, ein ganz neues “Wir”-Gefühl schon in die Adventszeit bringen.
Vegan kochen – worauf zu achten ist
Bevor wir mit den konkreten Tipps für Ihr Festmahl ohne tierische Produkte starten, wollen wir Ihnen noch schnell einen kleinen Abriss über die vegane Küche geben. Denn dass Veganer auf ihr “Outing” mit der Frage “Was isst du denn dann noch?!” konfrontiert werden, ist keine Seltenheit. Ebenso beliebt: “Das kann ja nicht gesund sein!”
Wenn Sie üblicherweise zu den Köchen oder Köchinnen des Weihnachtsessen gehören, ist es für Sie vielleicht nicht ganz unwichtig zu wissen, dass Sie keinesfalls Ungesundes oder arg Abgespecktes (im wahrsten Sinne!) auf den Tisch bringen müssen. Das macht ja auch wenig Spaß.
Schon ein bisschen Recherche könnte helfen, mit alten Vorurteilen aufzuräumen: Vegane Ernährung kann sehr wohl abwechslungsreich und gesund sein. Was allerdings wahr ist: Der Mikronährstoff Vitamin B12 kommt dabei tatsächlich zu kurz. Deswegen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Veganern und Veganerinnen die Einnahme eines Vitamin B12-Präparats. Wenn Sie hier schon aussteigen und den “fleischlosen” Familienmitgliedern ihre Ignoranz an den Kopf werfen möchten, wissen Sie bitte auch: Auch viele der Nutztiere, aus und von denen “Fleischesser” ihr Vitamin B12 beziehen, bekommen es selbst als Ergänzungsmittel zugeführt. Weil diese Tiere ebenso wenig in natürlicher Weise an das Vitamin kommen. Warum, so dürfte jetzt der militante Veganer fragen, dann den Weg übers tote Tier nehmen? Und so ganz unrecht hat er damit nicht.
Nicht nur ein Forschungsteam der Oxford-University sieht alleine in der fleischlosen Ernährung viel Potential für unser aller Zukunft. Demnach würden die Treibhausemissionen, die durch unsere Ernährung verursacht werden, um drei Viertel zurückgehen, wenn wir weltweit statt aufs Steak auf Pflanzen setzen würden. Andere Forscher hingegen wollen herausgefunden haben, dass eine rein vegane Ernährung voller Ersatzprodukte (Tofu und Co.) keineswegs die Welt retten würde, sondern auch Umweltschäden nach sich ziehen würde (Sojaanbau).
Fassen wir also zusammen: Wenn schon vegan, dann bitte
- vollwertig,
- kreativ und
- schmackhaft!
Vegan heißt oft: Süßes ohne Zucker
Wie wäre es also dieses Jahr damit, die guten Vorsätzen für mehr Gesundheit nicht bis Silvester und den Jahresanfang hinauszuzögern, sondern die Vorweihnachtszeit schon etwas zu entschlacken? Vegan zu kochen und zu backen kann ein guter Ansatz dafür sein. Denn, egal ob Veganer oder nicht: Zucker scheint nur unverzichtbar zu sein. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Industriezucker aus reinen Kohlenhydraten besteht, die den Körper dick und krank machen. In vielen veganen Rezepten wird bewusst auf Zucker verzichtet und vielleicht können Sie als Fleischfan zumindest an dieser Idee etwas Gefallen finden. Probieren Sie es aus!
Schon gewusst?
Weihnachten ist ein internationales Fest. Lesen Sie, welche weltweiten Bräuche zu Weihnachten so alles existieren.
Veganer brauchen Eisen
Im Gegensatz zum Vitamin B12 müssen Veganer bei einer abwechslungsreichen Ernährung und entgegen aller Vorurteile keinen Eisenmangel erleiden. Es gibt pflanzliche Lebensmittel, die besonders viel Eisen enthalten. Dazu zählen unter anderem köstliche Rezepte mit Quinoa, Linsen, Hirse, Kürbiskernen oder Sesamsamen. Kombiniert mit Vitamin C wird das Spurenelement Eisen besonders gut aufgenommen – und verhindert neben der Wintergrippe auch die Müdigkeit am Heiligen Abend.
Nun, nach diesem kleinen Exkurs sind Sie sicher bereit, das Projekt “Vegane Weihnachten” anzupacken!
Vegane-Weihnachten-Tipp #1: Beliebt und vegan – das darf bleiben
Wenn Sie sich vor wenigen Minuten noch in der Küche mit krümeliger Hirse und kalten Graupen hantieren sahen, während Opa am Esstisch um die guten Knödel (bzw. Klöße!) trauert – so schlimm muss es gar nicht werden. Semmelknödel oder Kartoffelklöße gehen genauso gut vegan, den Unterschied wird kaum einer merken. Apfelrotkohl braucht keinen Speck und auch ein Kartoffelsalat kommt gut ohne Fleischbeilage oder Eier aus. Kurz: Alles, was in Ihrer Familie allgemein beliebt ist und schon fast vegan ist, soll und darf bleiben. Das beruhigt die Gemüter.
Gut zu wissen:
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Gewürze wie Paprika, Knoblauch, Majoran und Pfeffer ersetzen übrigens den typischen würzigen Geschmack von Fleisch recht gut. Oder Sie helfen mit Gewürzmischungen speziell für Fleisch nach. Die sind nämlich meist auch vegan!
Vegane-Weihnachten-Tipp #2: Nicht ersetzen, sondern ausprobieren
In einer Sache sind sich viele Veganer und Fleischesserinnen einig: Ersatzprodukte wie so manche vegane Bratwurst oder veganer Eiersalat sind mehr Zumutung als Genuss.
Selbiges könnte auch passieren, wenn Sie versuchen sollten, den Gänsebraten aus Tofu nachzubauen. Besser: Googlen Sie einfach nach veganen Weihnachtsmenüs und lassen Sie sich am besten von den leckeren Gerichten inspirieren, die Sie – ganz unabhängig davon ob mit oder ohne Fleisch – gerne mal probieren würden. Viele Menschen tischen Weihnachten auch gerne exotisches Obst oder edlen Fisch auf – warum also auch nicht beim klassischen Weihnachtsmenü etwas Experimentierfreude zeigen? Das ist, versprochen, immer eine bessere Idee als die Zubereitung eines veganes Käsenfondue...
Vegane-Weihnachten-Tipp #3: Alle dürfen mitplanen
veganes Weihnachtsmenü oder nicht. Aber doch bei einigen Familienmitgliedern nur allzu beliebt. Nehmen Sie der Skepsis etwas Wind aus den Segeln, in dem Sie die Idee, dieses Jahr ein veganes Weihnachtsessen zaubern zu wollen, so früh wie möglich mit allen “Betroffenen” teilen. Nicht selten sind auch Oma und Opa begeisterte WhatsApp-Nutzer. Wie wäre es also, einen Gruppenchat zu gründen, in dem gemeinsam beraten wird, welches leckeres vegane Gericht in die engere Auswahl kommen könnte - und allen schmeckt. Vorschläge rund um das liebste frische Gemüse, Plätzchen, Vorspeisen, Hauptspeisen, Desserts und Beilagen sind von allem jederzeit willkommen. Wie gesagt: Ideen gibt's im Internet genug. Und wer mit abgestimmt hat, hat weniger Grund sich zu beschweren – oder muss sich schlicht der demokratischen Mehrheitsentscheidung beugen.
Sollte das nicht klappen, bleibt immer noch:
Vegane-Weihnachten-Tipp #4: Buffett statt Abendmahl
Sie sind immer noch skeptisch – weil Sie es ja kennen? Dass für die Stunden an Herd und Ofen keine Dankbarkeit zu erwarten ist, sondern jeder etwas an einem anderen Detail des sorgfältig gewählten Drei-Gänge-Menüs auszusetzen haben wird. Dann nutzen Sie die Chance und machen es sich dieses Jahr Weihnachten leicht, Argument “Vegan” sei Dank! Schlagen Sie Ihren Gästen beispielsweise vor, sich dieses Jahr ganz um exquisite (vegane) Getränke und die vegane Nachspeise zu kümmern. Im Gegenzug tragen die Gäste ihren Teil zu einem festlich (veganen) Buffett bei. Das Gute daran: Sollte sich doch die eine oder andere Frikadelle auf den essbaren Gabentisch verirren, wird das kein Grund für den großen Aufschrei sei. Andererseits geben Sie den veganen Familienmitgliedern oder Gästinnen die Chance, mit ihrer fleischlosen Kochkunst gegen Vorurteile anzukämpfen. So viele Fliegen mit einer Klappe – wir hören die Engelein singen!
Vegane-Weihnachten-Tipp #5: Vegan – aber bitte nachhaltig (oder zumindest wie früher...)
Unser fünfter Tipp bringt die ersten vier Tipps wunderbar unter einen Hut, indem wir Ihnen einen feinen Joker servieren: Argumentieren Sie mit Nachhaltigkeit und/oder der guten alten Zeit. Zugegeben, Nachhaltigkeit ist auch so ein Wort, das viele kaum noch hören können. Aber eines, das eben mehr Aspekte hat als aufs grüne Biolabel zu achten. Der Wunsch nach Nachhaltigkeit beinhaltet auch den Wunsch, die Welt zwischenmenschlich zu einem besseren Ort zu machen, unter anderem, die Armut zu besiegen.
Was bringt es angesichts dieser Werte und nach der Pandemie-Zeit, in der so viele Menschen einsam waren, sich über das Thema Weihnachtsessen in die Haare zu kriegen? Wo das Zusammensein in unserer hektischen Welt so viel wert ist? In einer Zeit, wo es um Nächstenliebe statt egoistischem Konsum gehen sollte?
Liegt es da nicht auf der Hand, gemeinsam etwas Neues zu kreieren mit Lebensmitteln aus der Region, nichts auf den Tisch zu stellen, was absehbar sowieso in der Tonne landet – und auch auf den Tierschutz zu achten? Immerhin hatten es Ochs und Esel in der Krippe zu Betlehem doch offensichtlich leichter als so mancher ihrer Nachfahren in der Massentierhaltung...
Vegane Weihnachten – einen Versuch wert
◊Ja, lassen Sie es doch einfach mal auf den Versuch ankommen. Veränderungen fallen immer schwer und für manche mag der Wegfall der knusprigen Weihnachtsgans ein wahrer Affront sein. Aber auch bei der Wahl des Weihnachtsmenüs samt passendem Rezept gilt: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Auch nicht an den Feiertagen zur Weihnachtszeit.