"Wie ein Blitz aus heiterem Himmel!": So verhalten Sie sich bei Gewitter

Ein heißer Sommertag, den man gerne im Freien verbringt - vielleicht sogar am Lieblingssee. Allerdings drückt es irgendwie ein bisschen von oben und es ist schwül. Kopfweh-Wetter! Am Himmel tauchen nach und nach große, weiße Wolken auf, die sich über einander türmen. Cumulonimbus-Wolken, die die lang ersehnte Abkühlung durch ein Gewitter ankündigen. Man kann die Spannung, die sich ansammelt, förmlich spüren! Endlich: Blitze krachen und tiefes Donnergrollen zieht über den Himmel. Ein Sommergewitter ergießt sich auf die Erde.

Ein solches Sommergewitter ist aber nicht nur eine befriedigende Erfrischung, sondern birgt auch einige Risiken. Welche das sind und wie Sie sich vor solchen Wolkenbrüchen schützen können, erfahren Sie in diesem Text. In diesem Zuge erzählen wir Ihnen außerdem, warum es sinnvoll ist, Haus und Hof gewitterfest zu machen, was eine Elementarversicherung so alles abdeckt und welche Unwetter-Mythen es rund um das Rollen und Zucken am Himmel gibt!

Wie entstehen Blitz, Donner und (Sommer-)Gewitter?

Gerade der Sommer ist besonders bekannt dafür, dass es immer wieder ordentlich kracht. Doch warum eigentlich? Wenn feuchte Luft von der Sonne schnell erwärmt wird und dann in die Höhe steigt, entsteht ein Gewitter. Wie genau? In der feuchten Luft bilden sich winzige Wassertröpfchen, die durch die starken Winde hin und her getrieben werden. Beim Zusammenprallen laden sie sich elektrisch auf: Die leichteren Teilchen steigen nach oben und laden sich positiv, die schwereren Teilchen sinken nach unten und werden dagegen negativ aufgeladen. So entsteht ein starkes elektrisches Spannungsfeld, das sich in einem gewaltigen Kurzschluss entlädt: Dem Blitz! Ganze 30.000 Grad Celsius heiß und mit einer Lichtgeschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Sekunde macht er seinem Namen als Naturgewalt alle Ehre.

Verhaltensregeln bei Gewitter im Freien

Dass Gewitter und vor allem Blitze gefährlich werden können, ist allgemein bekannt. Bevor Sie aber eine Gewitterdusche kalt erwischen kann, gilt die Faustregel: Wer erstmal nur Donner hört und keine Blitze sieht, der befindet sich noch zirka 10 Kilometer weit entfernt von der eigentlichen Gewitterfront. Da hat man genügend Zeit, um wortwörtlich „das Weite“ zu suchen und sich in Sicherheit zu bringen. 

Um aber auch im Ernstfall „Gewitter-Unfälle“ zu vermeiden, haben wir für Sie im Folgenden vier Regeln zusammengetragen, damit Sie sicher durch ein Unwetter kommen:

  • Sollte man sich auf einer freien Fläche befinden, gilt: Klein machen, Arme eng an den Körper und Füße eng zusammen. Blitze schlagen vor allem in hohe Objekte ein, weshalb man keinesfalls Schutz unter Bäumen suchen sollte. Die Weisheit „Buchen sollst du suchen…!“ ist also ein Ammenmärchen. 
  • Ist man gerade Radeln oder mit dem Motorrad unterwegs, sollte man sofort absteigen und mindestens fünf Meter Abstand nehmen. Aufgrund der extremen Leitfähigkeit des Metalls kann es so nämlich zu schweren Verbrennungen kommen. Selbst Smartphones oder Spazierstöcke können den Strom leiten.
  • War man gerade beim Baden und hält sich noch in der Nähe des Sees auf, ist es ebenfalls ratsam, den Abstand zum Wasser zu vergrößern. Denn auch Wasser hat eine hohe Leitfähigkeit.
  • Vorsicht auch in den Bergen! Über Felsen können sich die Blitze und deren elektrische Ladung kilometerweit ausbreiten. Unser Tipp: Unbedingt das Wetter im Blick behalten und am besten bereits vor der Wanderung den Wetterbericht checken.

Gut zu wissen:

Sollte ein Blitz in unmittelbarer Nähe einschlagen, ist es wichtig, dass Sie trotzdem ruhig bleiben – und erstmal weiter an einer Stelle stehen bleiben. Die Spannung breitet sich nämlich immer kreisförmig aus. Sollten Sie davonlaufen, besteht die Gefahr einer so genannten „Schrittspannung“. Hierbei entsteht bei jedem Schritt ein Spannungsunterschied im Körper, den der Strom ausgleichen will.

Verhaltensregeln bei Gewitter zu Hause

Gemütlich zu Hause sitzen, in eine kuschelige Decke eingewickelt sein und einen warmen Tee genießen. Was gibt es Schöneres während eines Gewitters? Damit es nicht bei dieser schönen Wunschvorstellung bleibt, haben wir nun drei handfeste Tipps, mit denen Sie Ihr Heim vor Blitz und Unwetter schützen:

  • Elektrische Geräte bei Unwettern von der Steckdose nehmen. Denn grundsätzlich kann jedes Elektrogerät, das direkt mit dem Stromnetz verbunden ist, überspannen. Aber auch Geräte wie Computer, Fernseher oder andere Multimedia-Geräte, die via Ethernet- und Außenkabel mit der Außenwelt verbunden sind, können gefährdet sein. Diese Überspannungsschäden bemerkt man nicht sofort – wie beispielsweise bei einem Toaster – sondern sie sorgen für einen schleichenden Defekt, der erst nach Monaten eintreten kann.
  • Auf Duschen oder Baden verzichten. Oftmals sind die Wasserleitungen in Altbauten aus Metall und nicht geerdet. Das bedeutet, dass im Ernstfall die elektrische Ladung eines Blitzes durch die Rohre und durch das Wasser am anderen Ende austreten kann.
  • Fenster schließen. Ein Blitz kann als Kugelblitz tatsächlich durch ein offenes Fenster eintreten und sich dann ausbreiten. Klingt unglaublich? Kommt aber vor!

Schon gewusst?

In Deutschland nimmt die Blitzdichte von Norden nach Süden zu. Mit fünf Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer ist Schweinfurt die absolute „Blitz-Metropole“.

Was kann bei einem Blitzeinschlag im Haus passieren?

Laut „Verband der Elektrotechnik“ werden die Menschen immer fahrlässiger, wenn es um Gewitter und Blitzschlag geht. Denn offensichtlich gehen viele Menschen fälschlicherweise davon aus, dass sich die Technik so verbessert hätte, dass von Unwettern mit Blitz und Donner nur noch schön zum Ansehen sind.

Doch das ist ein Irrtum! Denn Blitze können gravierende Schäden verursachen. Mit ihrer Kraft können sie in kürzester Zeit Dachstühle beschädigen oder sogar in Brand setzen. Sollte kein Blitzableiter installiert sein, kann der Blitz mit seiner gewaltigen Energie sogar Feuchtigkeit im Mauerwerk verdampfen lassen und so zu Rissen und Bruchstellen führen. Diese machen ein Gebäude schlimmstenfalls dann so lange unbewohnbar, bis die Schäden behoben sind. Doch auch schon kleine Überspannungen im Stromkreis können zu Funkenflug aus der Steckdose führen – und dass wiederum dazu, dass Teppiche, Couchen oder Vorhänge Feuer fangen.

Um sein zu Hause vor solchen Blitzschäden zu schützen, kann man einen Blitzableiter installieren. Dieser sollte am höchsten Punkt des Dachs angebracht werden. Die Kosten eines Blitzableiter-Einbaus können je nach Umfang und Art stark variieren. Für die Installation auf einem Einfamilienhaus kann man aber grob mit einem Preis von ca. 3.200 Euro rechnen.

Was macht ein Blitzableiter?

Ein Blitzableiter besteht aus Metall und ist daher besonders leitfähig. Er wird am höchsten Punkt eines Gebäudes angebracht, um den Blitz dorthin zu „locken“. Schlägt der Blitz ein, wird er durch die Fangleitungen am Gebäude in den Boden weitergeleitet. Dort befinden sich dann spezielle Platten oder ein Kupfernetz, das die elektrische Ladung erdet. Ist der Blitz durch den Blitzableiter gelaufen, besteht für das Gebäude keine weitere Gefahr mehr.

Die Erfindung des Blitzableiters: Ein „echter“ Geistesblitz!?

Ein kleiner Geschichtsexkurs, etwa 250 Jahre in die Vergangenheit: Ab zu Benjamin Franklin! Der wollte nämlich beweisen, dass Blitze aus derselben Form von Elektrizität bestehen wie ein kleiner Funke. Aus diesem Grund baute er einen Drachen, den er in Gewitterwolken steigen ließ. Die elektrische Ladung floss schließlich von der Spitze des Drachens über die nass geregnete Drachenschnur bis ans Ende, an dem schließlich dutzende Funken sprühten. So jedenfalls die bekannte „Urban Legend“. 

Ob sich die Geschichte jedoch wirklich so zugetragen hat, bleibt allerdings fraglich. Denn wäre ein Blitz eingeschlagen, wäre das für Benjamin Franklin sicher nicht gut ausgegangen.

Eine grundsätzliche Blitzableiter-Pflicht gibt es in Deutschland übrigens nicht. Eine Ausnahme bilden jedoch alldiejenigen Gebäude, bei denen die Gefahr eines Blitzschlags besonders hoch ist:

  • Häuser, die höher als 20 Metern sind 
  • „herausragende“, freistehende Gebäude wie beispielsweise Kirchtürme
  • Gebäude mit (hohen) Schornsteinen
  • öffentliche Gebäude
  • ältere Häuser mit Dächern aus Holz und Stroh
  • brand- oder explosionsgefährdete Gebäude
  • denkmal- oder kulturgeschützte Gebäude

Wohngebäude- oder Elementarversicherung: Womit ist man am besten geschützt?

Sie fragen sich nun bestimmt, ob Ihr Haus gegen Blitzschlag versichert ist oder nicht. Die guten Neuigkeiten: In einer Wohngebäudeversicherung sind Schäden durch Blitzschlag, Sturm und Hagel, Explosion und Implosion, Überspannung und Feuer mit abgedeckt (auch bei der Bayerischen). 

Allerdings sollte man als Eigentümer nicht außer Acht lassen, dass der Klimawandel auch bei uns in Deutschland immer weiter voranschreitet. Warum ist das so wichtig? Weil sich dadurch die potenziellen Gefahren deutlich erhöht haben. Zum Beispiel ist das Risiko von Schäden durch Starkregen und Überflutungen nicht nur gefühlt gestiegen, sondern nachweislich. Das Problem: Diese sind klassischerweise nicht von der Wohngebäudeversicherung abgedeckt.

Wer sich also optimal schützen will, sollte eine Elementarversicherung in Erwägung ziehen. Doch auch wenn andere Elementargefahren wie ein Vulkanausbruch oder ein starkes Erdbeben in Deutschland eher unwahrscheinlich sind – kostspielige Schäden durch Schäden durch Überschwemmungen, Hochwasser, Schneedruck, Lawinen sind es nicht (mehr). Klingt nach Werbung? Stimmt. Macht aber trotzdem Sinn! 

Faktencheck Blitzschlag – Mythos oder Wahrheit?

Jeder kennt sie, jeder liebt sie: Ammenmärchen, lustige Mythen und Urban Legends, die vom Volksmund weitergetragen werden. Bevor auch Sie das Gefühl haben „geblitzdingst“ zu werden, haben wir in der folgenden Liste die bekanntesten Gewitter-Mythen gesammelt und auf Ihre Richtigkeit überprüft.

Blitz-Faktencheck #1: Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen.

Falsch: Ein Blitz schlägt in hohe Objekte ein. Er sucht sich dabei aber nicht seine liebste „Gattung“ vorher aus!
 

Blitz-Faktencheck #2: Die Sekunden zwischen Blitz und Donner sagen an, wie weit ein Gewitter entfernt ist.

(Fast) richtig: Die Faustformel, dass jede gezählte Sekunde einem Kilometer entspricht, stimmt nicht ganz. Erst wenn man diese Sekunden mit der Zahl 333 multipliziert, erhält man den genauen Abstand des Gewitters in Metern.
 

Blitz-Faktencheck #3: Ein Blitz schlägt niemals an derselben Stelle ein.

Falsch: Denken Sie mal an das Empire State Building! Ganze 25 Mal im Jahr wird es mindestens vom Blitz getroffen. Also: Stimmt nicht.

Blitz-Faktencheck #4: Im Auto ist man sicher.

Richtig: Autos bilden einen faradayschen Käfig. Das heißt, dass der elektrische Strom außen am Fahrzeug abgeleitet wird. Wichtig bleibt aber: Fenster zulassen und Radio ausmachen!

Blitz-Faktencheck #5: Keine Wolken – keine Gefahr!

Falsch: Blitze können mehrere Kilometer entfernt vom Gewitter einschlagen. Also immer aufpassen, sobald sich Cumulonimbus-Wolken am Himmel abzeichnen.

Blitz-Faktencheck #6: Das Flugzeug ist sicher.

Richtig: Auch hier gilt dasselbe Prinzip wie beim Auto. Moderne Schutzsysteme sorgen sogar dafür, dass die Energie an der Außenseite des Flugzeugs bleibt und nicht nach Innen dringt. War übrigens nicht immer so.

Blitz-Faktencheck #7: Keine erste Hilfe leisten, wenn jemand vom Blitz getroffen wurde.

Falsch: Die Elektrizität, die durch einen Körper gedrungen ist, wird sofort in den Boden weitergeleitet. Erste Hilfe ist in diesem Moment sogar besonders wichtig, da die große, elektrische Spannung zu Herzrhythmus-Störungen oder sogar zum Herzstillstand führen kann.

Noch eine beruhigende Information zum Abschluss:

Selbst wenn Blitz und Donner so richtig toben, ist die statistische Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden niedriger als den Hauptgewinn im Lotto zu erzielen.