Ratgeber
Wie entfernt man ein Wespennest?
Wespen können eine wahre Plage sein. Wie Sie ein Wespennest entfernen und korrekt gegen die Insekten vorgehen, erfahren Sie heute bei uns.
Wespennest entfernen: So gehen Sie (richtig) vor!
Morgens um neun – und schon 25 Grad Celsius?! Während Ihre Kollegen fluchend versuchen, eine intakte Internetverbindung herzustellen, schlürfen Sie Ihren Latte Macchiato bereits grinsend in der Sonne. So ein ausgedehntes Frühstück auf dem eigenen Balkon hat sich schließlich nie mehr angeboten als im mittlerweile „gesellschaftsfähigen“ Homeoffice.
Doch die Freude währt nicht lange, wenn es auch die kleinen gelbschwarzen Nervensägen (hierzulande auch bekannt als Wespen) mal wieder kaum erwarten können, einen schmissigen Cha-Cha-Cha auf dem gerade geschmierten Erdbeermarmeladentoast hinzulegen.
Spätestens bei einem Dutzend Wespen, die summend und brummend um das private Terrassen-Frühstücksbuffet kreisen, werden wohl die meisten von uns misstrauisch… und denken womöglich schon an den Kammerjäger. Übrigens gar keine schlechte Idee – vor allem dann, wenn Sie auch noch ein etwa fußballgroßes, graubräunliches Gebilde an Ihrer Hauswand oder anderswo im Garten entdecken sollten. Denn dabei handelt es sich vermutlich um ein Wespennest.
Doch keine Sorge! Das ist natürlich noch lange kein Grund, in Panik auszubrechen. Tatsächlich gibt es einiges, was Sie dagegen tun können. Wie Sie das Insektenasyl – mitsamt seinen unbeliebten Bewohnern – ganz einfach wieder (legal und gesetzeskonform) loswerden, lesen Sie heute bei uns.
Erster Versuch: Umsiedeln des Wespennests
Erst einmal entdeckt, können viele vermutlich nur noch an eines denken: Das Wespennest muss weg – wahrscheinlich mit Gewalt. Dass das aber nicht zwingend nötig ist, wissen leider nur die wenigsten. Tatsächlich gibt es eine Alternative, die nicht nur insektenfreundlicher, sondern auch noch deutlich attraktiver für Ihren Geldbeutel ist: Das Umsiedeln des Wespenvolkes mitsamt Nest und Volk.
Hierbei sollten Sie jedoch keinesfalls Ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen und die Umsiedlung selbstständig durchführen – zumindest nicht, wenn Sie den Hochsommer stichfrei und ohne unzählige rote Schwellungen genießen wollen. Besser sind Sie mit einem Experten zur "Bekämpfung" beraten. Denn Wespen können, gerade wenn es viele sind, durch Ihre Stiche nicht nur für Allergiker gefährlich werden. Wenden Sie sich daher am besten an jemanden, der (oder die) sich damit auskennt. Neben den typischen Kammerjägern sind hier übrigens auch Umwelt- oder Naturschutzorganisationen oder Imker die richtigen Ansprechpartner. Die Kosten für eine Umsiedlung liegen je nach Zugänglich- und Erreichbarkeit des Nests zwischen 50 und 100 Euro.
Doch nicht nur die fehlende Schutzkleidung gegen (gefährliche) Wespenstiche und der Naturschutz sind ein Argument für das Beauftragen eines fachkundigen Wespennestentferners. Wird der Vorgang von Laien – und dabei nicht fachmännisch – durchgeführt, sterben häufig auch viel zu viele Arbeiterinnen. Oder das Nest wird sogar unnötigerweise komplett zerstört. Die Folge: Das gesamte Wespenvolk geht ein. Damit wären nicht nur all Ihre Bemühungen umsonst gewesen, sondern Sie hätten zusätzlich auch noch circa 3.000 Wespenleichen auf dem Gewissen. Kein angenehmer Gedanke? Das haben wir uns gedacht. Lassen Sie also doch besser den Profi ran, denn die vermeintlichen Plagegeister haben auch nützliche Eigenschaften!
Wie läuft eine professionelle Wespennest-Umsiedelung ab?
Während der Umsiedlung werden die im Nest verbliebenen Arbeiterinnen durch den Wespenexperten eingefangen. Das kann je nach Größe des Wespenvolkes etwa 20 bis 30 Minuten dauern. Genauso lange dauert es nämlich, bis die aktuell ausgeflogenen Wespen mit Futter oder Nistmaterial im Gepäck ihren Weg zurück zu ihrer Behausung gefunden haben. Anschließend werden die übrigen herumfliegenden Tiere mit einem speziellen Sauger gefangen und das Nest mit der geringstmöglichen Beschädigung geborgen.
Sobald das geschafft ist, wird das Wespenvolk mitsamt seinem (zugegebenermaßen für uns Menschen etwas ungemütlich aussehendem) Haus durch den Experten Ihres Vertrauens an einen neuen Standort gebracht. Der muss jedoch mindestens vier Kilometer vom alten Nistplatz entfernt liegen. Andernfalls wäre Ihre gerade erst zurückgewonnene Freiheit ohne die lästigen Wespen vermutlich nur von kurzer Dauer, denn manchmal finden die Tierchen – auch wenn sie umgesiedelt werden – den Weg zu Ihnen zurück und beginnen erneut mit dem Nestbau.
Wespennest entfernen: So gehen Sie am Haus gegen Wespen vor
Muss das Nest beispielsweise aufgrund einer beträchtlichen Beschädigung des Dachstuhls durch die Wespen entfernt werden, ist in den meisten Fällen schnelles Handeln gefragt. In diesem Fall kann es also sein, dass für eine ordentlich geplante – und (zugegebenermaßen) nicht immer erfolgreiche – Umsiedelung keine Zeit mehr ist.
Von einer Zerstörung durch Feuer oder Wasser wie auch vom Zerschlagen oder Ausräuchern sollte man jedoch trotzdem auch in diesem Fall absehen. Drängt die Zeit und ist keine „friedlichere“ Lösung möglich, kommt meist ein spezieller giftiger Wespenschaum zum Einsatz.
Der große Nachteil bei dieser Methode: Das Gift tötet die Tiere. Und es ist Gift. In Ihrem Haus.
Weil Wespen zudem häufig Hohlräume am Haus besiedeln, ist das Nest oft relativ schwer zugänglich. Wie beim Umsiedeln auch, variieren die Kosten für eine derartige Entfernung jedoch nach Erreichbarkeit des Nestes. Sie sollten also mindestens zwischen 150 und 250 Euro einkalkulieren. Und ein deutliches Minus auf Ihrem persönlichen Naturschutz-Karma-Punktekonto.
Gut zu wissen:
Wenn Sie als Mieter ein Wespennest am Haus oder auf dem Balkon entdecken, können Sie kurz aufatmen. Denn es gehört zu den Pflichten Ihres Vermieters, für die Kosten der Beseitigung aufzukommen.
Bevor Sie jetzt gleich zur mörderischen Tat schreiten, sollten Sie aber unbedingt noch kurz weiterlesen. Denn ob mit oder ohne Experten-Unterstützung: Sowohl das Umsiedeln als auch die Entfernung eines Wespennests muss vorher zwingend bei der zuständigen Naturschutzbehörde, dem Landratsamt oder der Stadtverwaltung beantragt werden.
Der einfache Grund: Wespen stehen unter Naturschutz!
Im entsprechenden Antrag für die Erlaubnis zur Umsiedelung oder Vernichtung des Wespennests sollten Sie Ihr Vorhaben also unbedingt hinreichend begründen. Plausible Gründe könnten beispielsweise eine vorhandene Allergie sein oder auch eine erhebliche Beeinträchtigung durch die Wespen. Sind die Wespen dagegen nur lästig, haben Sie eher schlechte Karten. Sobald die benötigte Genehmigung jedoch vorliegt, kann es losgehen!
Übrigens: Wer sich gegen einen entsprechenden Antrag entscheidet und bei der widerrechtlichen Entfernung der Insekten erwischt wird, drohen (je nach Bundesland) Bußgelder von bis zu 50.000 Euro.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Entfernen des Nests?
So ein Wespenvolk ist (natürlich) nicht das ganze Jahr über gleich groß. So befinden sich die meisten Wespennester bis Ende April meist noch in der Bauphase und ab Herbst sind sie dann wieder gänzlich unbewohnt. Wenn möglich, sollten Sie unbedingt einen dieser beiden Zeitpunkte abpassen, um die Störenfriede wieder loszuwerden.
Bedenkt man jedoch das aggressive Verhalten einiger Wespenarten, sind vermutlich die wenigsten unter Ihnen erpicht darauf, länger als unbedingt nötig Garten, Terrasse oder Balkon mit den gefährlichen Brummern zu teilen. Verständlich.
Allerdings können Mensch und Insekt trotzdem häufig auch in friedlicher Koexistenz den Sommer verbringen. Helfen kann dabei nämlich schon ein einfacher „Trick“. Denn oft haben die Wespen tatsächlich ähnlich viel Angst vor Ihnen, wie Sie vor den schwarz-gelben Plagegeistern. Die Lösung: Ein Sichtschutz kann mitunter bereits ausreichend Abhilfe schaffen. Hängen Sie dafür einfach ein altes Bettlaken oder wahlweise auch ein Brett in ca. zehn Zentimetern Entfernung zum Nest auf. Die Wespen erkennen dann die menschlichen Bewegungen nicht mehr - und fühlen sich mit etwas Glück auch nicht mehr von Ihnen und Ihren Lieben bedroht.
Wir meinen: Auf einen Versuch sollte man es ankommen lassen. Hat das Täuschungsmanöver nicht den gewünschten Effekt, bleiben immer noch die Möglichkeiten einer Umsiedlung oder – und das bitte wirklich nur dann, wenn es gar nicht anders geht – die Zerstörung des Wespennests.
Wespen: Wer Obst im Garten anbaut und kein Problem sieht, muss das Wespennest nicht unbedingt entfernen!
Welche der genannten Strategien tatsächlich für Sie infrage kommt, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Letztlich sollte man sich jedoch immer fragen, ob die endgültige Entfernung des Wespennests unbedingt nötig ist. Denn was die wenigsten wissen: Genauso wie Bienen oder Hornissen tragen auch Wespen zur Bestäubung vieler Blüten und somit zu einer reichen Obsternte bei.