Ratgeber
Nach dem Studium: Versicherungen für Berufseinsteiger
Eine unbekannte Welt voller Versicherungen? Kein Problem! Wir verraten, welche Policen Absolventen und Absolventinnen wirklich brauchen.
Krankenversicherung, Unfallversicherung, Handyversicherung: Was braucht man wirklich?
Mit dem Ende der Studienzeit beginnt es: Das unabhängige Leben als frisch Berufstätige oder Berufstätiger. Die in die Jahre gekommene WG wird ersetzt durch eine eigene Wohnung mit Ceran-Kochfeld und statt mit der Tram in die Uni geht es mit dem eigenen Gebrauchtwagen ins Office.
Doch die neu gewonnene (finanzielle) Freiheit kommt mit Verpflichtungen einher. Denn um wirklich auf eigenen Beinen stehen zu können, benötigt man (leider) ein ganzes Sicherheitsnetz, bestehend aus einigen unabdingbaren Versicherungen und einer möglichst frühzeitigen privaten Altersvorsorge. Für viele Studierende eine Fleißaufgabe mit unzähligen Aspekten, die nie in einer Vorlesung aufgetaucht sind.
Hier finden frisch Fertigstudierte daher nun das "Einführungs-Skript", mit dem sich das sperrige Thema grundsätzlich erschließen lässt. Oder anders ausgedrückt: Wir stellen vier Must-haves unter den Versicherungen vor, die jeder Berufseinsteiger nach der Uni braucht.
Selbstverständlich ganz ohne wissenschaftliches Uni-Geschwurbel, sondern ganz konkret auf den Punkt gebracht. Zudem zeigen wir, unter welchen Umständen weitere Versicherungen wirklich sinnvoll sein können. Los geht's.
#1 Must-have-Versicherung nach dem Studium: Krankenversicherung
Das Problem: Hat man den Studienabschluss in der Tasche, ist es zumeist vorbei mit der Krankenversicherung-Schonfrist für Studierende. Mit der Exmatrikulation endet nämlich auch die vergünstigte gesetzliche Krankenversicherung für Studierende, die sich selbst versichern mussten. Doch auch die gesetzliche Familienversicherung (in der Studierende üblicherweise bis 25 bleiben dürfen) ist für Fertigstudierte mit steigendem Einkommen schnell nicht mehr verfügbar.
Ebenfalls nicht überraschend: Auch für Privatversicherte hat die oft deutlich günstigere Familienkrankenversicherung spätestens einen Monat nach Exmatrikulation ein Ende.
Kurz vor 25 und noch mitten im Studium? Keine Panik!
Auch wenn es beruflich noch nicht ernst wird, versicherungstechnisch wird es das spätestens bei Anbruch des sechsundzwanzigsten Lebensjahres. Denn mit dem 25. Geburtstag fallen gesetzlich Versicherte aus der Familienversicherung. Von da an muss man sich selbst um Versicherungsschutz bei der Kasse kümmern. Doch keine Sorge: Für diesen Fall gibt es besonders günstige Versicherungen für Studierende.
Und jetzt? Ohne Krankenversicherung kann und wird es nicht weitergehen. Kann nicht, da die Krankenkassen für den Großteil der Kosten für medizinische Versorgung aufkommt. Und wird nicht, da das deutsche Recht dazu verpflichtet, krankenversichert zu sein. Stellt sich also maximal noch die Frage:
Private oder gesetzliche Krankenversicherung?
Im Regelfall ist der erste Job sozialversicherungspflichtig und damit sind Berufseinsteiger nach dem Studium ein Fall für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Nur wenn man mit einem exorbitanten Einstiegsgehalt in die Berufswelt startet oder sich sofort selbstständig macht, kommt eine private Krankenversicherung (PKV) überhaupt in Frage. Bei letzterem kann sich die aber dann so richtig lohnen. Denn je früher man in die PKV wechselt, desto niedriger sind die Beiträge - sogar im Vergleich zu dem, was man von der gesetzlichen Krankenversicherung automatisch vom Lohn abgezogen bekommt.
Egal, wo die Versicherungs-Reise hingeht, ob zur Privatbehandlung oder zur gesetzlichen Absicherung: Berufseinsteiger sollten unbedingt Preis und Leistung verschiedener Anbieter vergleichen! Dabei unterscheiden sich die gesetzlichen Kassen vor allem in ihrem Portfolio an Zusatzleistungen. Fällt das klein aus, sollte der Zusatzbeitrag im Kleingedruckten das unbedingt ebenso sein.
Wann und wie melde ich mich bei einer Krankenkasse an?
Entwarnung voraus: Eher „faule“ (ihr wisst, was wir meinen), bisher gesetzlich Versicherte bleiben nach dem Studienende automatisch bei ihrer bisherigen Krankenversicherung gemeldet, wenn sie sich nicht aktiv um einen Wechsel kümmern. Doch spätestens wenn der Arbeitgeber mit der Frage nach Sozialversicherungsnummer und Krankenkasse um die Ecke kommt, sollte man sich entscheiden: Wo möchte ich mich versichern?
Übrigens: Ab dem ersten Arbeitstag hat man zwei Wochen lang Zeit, sich für eine gesetzliche Krankenkasse zu entscheiden. Bei dieser kann man sich zumeist unbürokratisch online melden. Den nervigen Papierkram danach erledigen Arbeitgeber und Kasse dann glücklicherweise unter sich.
#2 Unentbehrlich, auch für Berufseinsteiger: Haftpflichtversicherung
Klingt zwar erstmal nach unspektakulärer Zusatzleistung, ist aber neben der Krankenversicherung die wichtigste aller Versicherungen. Während der Studienzeit schlummerte sie im besten Fall beitragsfrei als Familienversicherung im Hintergrund. Doch damit ist mit Ende der Studienzeit ebenfalls in den meisten Fällen recht abrupt Schluss.
Damit es nicht zum großen Knall kommt, sollte dieser freiwillige Versicherungsschutz zum Berufseinstieg unbedingt erhalten bleiben. Wieso? Die private Haftpflichtversicherung schützt schlichtweg vor dem eigenen finanziellen Ruin, wenn man anderen aus Versehen einen Schaden zufügt. Die daraus entstehenden Schadensersatzansprüche, besonders bei Personenschäden (etwa nach einem Unfall), können schlimmstenfalls nämlich in den Millionenbereich gehen.
Worauf sollte man bei der Haftpflichtversicherung achten?
Ganz klar an dieser Stelle: Die Versicherungssumme! Die Verbraucherzentrale empfiehlt eine Versicherungssumme von mindestens zehn Millionen Euro, besser sogar 50 Millionen Euro. Wir meinen: Mit Blick auf das Unfallszenario ist Option zwei eindeutig die bessere Variante.
Noch ein kleiner Tipp: Die private Haftpflichtversicherung sollte am besten auch bei einem ärgerlichen Schlüsselverlust greifen. Denn dieses kleine Stück Metall kann, wenn es doch einmal verloren geht und zu einer großen Schließanlage passt, eine satte Rechnung nach sich ziehen.
#3 Mehr als sinnvoll nach dem Studium: Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)
Es mag komisch wirken, sich bei Berufsstart schon mit dem möglichen Ende der Karriere zu befassen. Doch besonders in jungen Jahren kann eine Arbeits- oder Berufsunfähigkeit hart zuschlagen. Da man als Berufseinsteiger bislang kaum Sozialabgaben geleistet hat, bekommt man im Fall der Fälle nämlich nur eine mehr als schmale Erwerbsminderungsrente vom Staat ausgezahlt.
Gleichzeitig kann man als junge Person mit einer (häufig) flachen Krankenakte Leistungs- und Beitragsvorteile bei Abschluss eines BU-Vertrages ergattern. Und die sind im Ernstfall fast schon sprichwörtlich Gold wert. Die Berufsunfähigkeitsversicherung stärkt nämlich finanziell den Rücken, wenn man beispielsweise aufgrund von Krankheit, den Folgeschäden eines Unfalls oder einem psychischen Leiden seinem zuletzt ausgeübten Job nicht mehr nachgehen kann.
In diesem Fall fängt eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung den damit einhergehenden Einkommensausfall ab und wendet damit den sozialen Abstieg ab.
Kerngesunde Bürohengste und -stuten brauchen doch keine BU!?
Von wegen! Statistisch gesehen wird jede dritte heute dreißigjährige Frau in ihrem Leben berufsunfähig. Bei Männern des gleichen Alters liegt die Wahrscheinlichkeit bei 24 Prozent. Die häufigste Ursache dafür sind psychische Erkrankungen.
Den richtigen Versicherer wählen? Gar nicht so einfach!
Es ist leider wirklich so: Bei kaum einem anderen Versicherungsschutz unterscheidet sich das Leistungsportfolio von Versicherer zu Versicherer so sehr wie bei der BU. Deswegen sollten auch frischgebackene Berufseinsteiger besonders bei Schlagwörtern wie
- Unterstützung im Pflegefall,
- abstrakte Verweisung,
- Leistungsdauer,
- Beitragsdynamik und
- Anpassungsmöglichkeiten
hellhörig werden. Warum? Ganz einfach: Genau diese Faktoren trennen die versicherungstechnische Spreu vom Weizen. Wie genau, das haben wir schon einmal ausführlich in einem Ratgeber zur Frage Wie versichere ich meine Arbeitskraft? zusammengefasst.
#4 Auch schon für Berufseinsteiger wichtig: Private Altersvorsorge
Hochrechnungen zeigen es: Heutige Absolventen und Absolventinnen werden mit der gesetzlichen Rente kaum hinreichend ihren Ruhestand bestreiten können. It’s a bummer. We know. Deswegen ist es durchaus sinnvoll, mit Beginn der ersten Jobs schon an das Ende des letzten zu denken. Vorausgesetzt, es geht dabei nicht nur um freie Zeit unter Palmen. Damit kann man sich später nämlich nur beschäftigen, wenn man jetzt richtig vorsorgt.
Zinseszinseffekt: Kennste?
Junge Menschen haben bei der privaten Altersvorsorge älteren Sparern gegenüber einen krassen Joker in der Tasche: Den Zinseszinseffekt. Dieser ökonomische Effekt ermöglicht es, über Jahre viel anzusparen, ohne sich dafür richtig ins Zeug legen zu müssen.
Wie kann ich private Altersvorsorge betreiben?
Stellt man sich als Job-Newbie dem Thema Altersvorsorge, muss man sich zuerst für die beste Variante entscheiden. Zur Auswahl stehen im Grunde zwei Wege, die sich allerdings nicht gegenseitig ausschließen: Staatlich geförderte Altersvorsorge oder eigenständige Absicherung am Kapitalmarkt?
Ganz wichtig: Sollen Aktien-Indexfonds (ETFs) oder ähnliches der Altersvorsorge dienen, sollte man sich gleichzeitig dem damit verbundenen Risiko bewusst sein. Eine richtige „Rentengarantie“ gibt es in diesem Fall nämlich nicht. Überhaupt kann diese Strategie nur bei sehr langen Sparphasen und einer vorherigen ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Thema gelingen. Kurz: Das ist eigentlich nur was für alldiejenigen, die sich wirklich damit auskennen.
Auf der sicheren Seite ist man dagegen, wenn man sich für eine – vielleicht sogar staatlich geförderte – private Altersvorsorge entscheidet. Hier stehen vor allem die folgenden Möglichkeiten zur Verfügung, die wir einfach verlinken. Alles andere würde an dieser Stelle nämlich völlig den Rahmen sprengen, sorry:
- Klassische" private Rentenversicherungen
- Geförderte Altersvorsorge (Riester-Rente, Rürup-Rente etc.)
- Betriebliche Altersvorsorge (Direktversicherung, Unterstützungskasse etc.)
Weiterer Versicherungsschutz nach dem Studium – lohnt sich nicht immer, manchmal aber doch!
Zusätzlich zu den vier oberwichtigen Must-have-Versicherungen können sich je nach Lebenssituation, Risikofreudigkeit und finanziellem Spielraum auch noch weitere spezielle Versicherungen lohnen:
- Krankenzusatzversicherung: Eine sinnvoller Vertrag, wenn man als gesetzlich versicherte Person gerne eine Behandlung à la Privatpatient genießen möchte. Dazu gehören beispielsweise Einzelzimmer in Krankenhäusern, extra toller Zahnersatz oder die Chefarztbehandlung.
- Pflegezusatzversicherung: Ist mit Abschluss in jungen Jahren besonders günstig. Zusätzlich gibt die Pflegeversicherung Extra-Sicherheit für ungewisse Rentenjahre.
- Kfz-Versicherung: Ist der eigene Wagen nicht (weiterhin) über die Eltern versichert, ist diese Versicherung gesetzlich vorgeschrieben.
- Hausratversicherung: Versichert Schäden in der WG oder in der ersten eigenen Wohnung. Die Hausratversicherung kann besonders bei teuren Pannen wie einem geplatzten Waschmaschinenschlauch ein wahrer Schutzengel sein.
- Unfallversicherung: Die finanzielle Absicherung bei Unfällen im privaten Umfeld. Die Unfallversicherung unterstützt beispielsweise beim behindertengerechten Umbau der Wohnung.
- Rechtsschutzversicherung: Immer dann sinnvoll, wenn man häufiger einen Anwalt - oder zumindest eine anwaltliche Erstberatung - braucht. Oder wenn der Vermieter plötzlich kündigt.
Hat man den für sich passenden Versicherungsschutz gewählt, können Ex-Studentinnen und -Studenten so richtig in der Arbeitswelt durchstarten. Das befreit und macht unabhängig. Ganz ohne Existenzängste, die im Hinterkopf schwelen.