Grundlagen-Strom-ABC: Energiequellen, Energieträger, Energiewende...

203 Millionen Tonnen CO2. Diese Emissionsbelastung wurde unserer ohnehin geschädigten Atmosphäre laut Umweltbundesamt im Jahr 2019 durch die Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland erspart. Zum Verständnis: Das entspräche weit über 26 Millionen Flügen von München nach New York. Und zurück. Dabei ist der Einfluss von Windrädern, Wasserkraftwerken und Co. auf den deutschen Energiemix besonders in den Bereichen Wärme und Verkehr – Stand jetzt – noch denkbar gering. Auf einem guten Weg dagegen: Der Stromsektor.

Denn wer grün leben will, bezieht Ökostrom. Muss dafür aber auch mehr zahlen. So die landläufige Meinung. Aber ist das wirklich so? Und was sind die Vor- und Nachteile fossiler Energiequellen? Wir schalten die Glühbirne – pardon – die sparsame LED-Lampe an und bringen Licht ins Energiedickicht.
 

Erneuerbare Energien vs. fossile Elektrizität: Wie öko ist Öko eigentlich?

Wie viel nachhaltiger ist Ökostrom wirklich? Und muss grüne Elektrizität immer teurer sein? Fragen, die auch Sie sich nach der x-ten Fernsehwerbung von Strompreis-Vergleichsportalen sicher schon gestellt haben. Wo die verschiedenen Stromarten wirklich herkommen, wie stark sich Kosten und Ökobilanz unterscheiden und alles Andere was Sie zum deutschen Strommix wissen müssen: Wir verraten es Ihnen!

Energie-Frage 1: Die Herkunft des Stroms

Die deutsche Stromversorgung befindet sich im Wandel. Neben dem geplanten Atomausstieg sorgt besonders der "launische" Gaslieferant Russland für ein Umdenken in der Stromversorgung. Geplante Klimaziele erfordern zudem im Rahmen der Energiewende einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien. Und der kommt.

Energie-Frage 2: Anteil erneuerbarer Energien am Strommix

Bestand die deutsche Stromversorgung 2010 noch zu knapp einem Fünftel aus Ökostrom, ist im ersten Halbjahr 2022 fast die Hälfte erreicht. Größter Faktor dabei: Die Windenergie. Über 25 Prozent des Stroms in Deutschland werden von Windrädern erzeugt, der Großteil davon "onshore", also an Land. Photovoltaikanlagen liegen mit gut elf Prozent deutlich dahinter. Nur Biomasse (5,7 Prozent) und Wasserkraft (3,2 Prozent) machen einen noch kleineren Teil der erneuerbaren Energien hierzulande aus.

Energie-Frage 3: Wie unterscheiden sich Ökostrom und erneuerbare Energien?

Grün elektrisiert. Gut 48 Prozent der deutschen Elektrizität stammen bereits aus erneuerbaren Energien. Tendenz steigend. Kein Wunder, beziehen doch immer mehr Haushalte den beliebten Ökostrom. Sein bekanntester Kunde: Die Deutsche Bahn. Da bisher jedoch nur der Fernverkehr der Bahn komplett mit dieser grünen Elektrizität läuft, beträgt der Gesamtanteil von Ökostrom am DB-Mix zurzeit 62 Prozent. Der Vergleich mit der gesamtdeutschen Stromversorgung zeigt: Die Bahn ist ausnahmsweise mal ihrer Zeit voraus.

Keine verbindliche Definition von "Ökostrom" in Deutschland

Auch wenn bei diesen Beispielen Ökostrom wirklich öko ist – so sicher sollten Sie sich hierzulande darüber nicht sein. Denn dass der voll und ganz aus erneuerbaren Energien stammt ist nur beim bergigen Nachbarn Österreich tatsächlich per Gesetz genau so vorgegeben. In Deutschland dagegen würden Sie vergeblich nach einer allgemein gültigen Definition suchen. Dazu kommt: Die hierzulande wohl bekannteste Begriffsdefinition – die des Bundesverbands Erneuerbare Energie – ist gar nicht mal sooo "grün". Laut dieser darf ein Energiemix nämlich bereits als Ökostrom bezeichnet werden, wenn er mindestens zu gerade einmal 50 Prozent als erneuerbaren Energien stammt. Die andere Hälfte darf dagegen aus sogenannten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kommen. Mit anderen Worten: Aus Kraftwerken, bei denen die bei der Stromproduktion entstehende Abwärme in einen Heizkreislauf geleitet und somit ebenfalls genutzt wird. Das größte Problem dabei: Der von diesen Anlagen überwiegend genutzte Energieträger ist Erdgas.

"Deutscher" Ökostrom kommt oft ganz woanders her

Ein weiteres Problem beim zertifizierten Ökostrom: Selbst, wenn dieser nachweislich aus erneuerbaren Quellen stammt, müssen diese nicht unbedingt auf deutschem Boden stehen. Tun sie sogar meistens nicht. Laut Umweltbundesamt kam 2020 nur gut ein Zehntel des gelieferten Ökostroms aus Deutschland.

Dem geneigten Ökostrom-Verbraucher stellt sich da natürlich schon mal die Frage: Wie können dann trotzdem erneuerbare Energien einen so großen Anteil an der deutschen Stromversorgung haben? Ganz einfach: Strom, der aus erneuerbaren Energien stammt, für den der Erzeuger jedoch eine EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz)-Förderung in Anspruch genommen hat, darf nicht Ökostrom genannt werden. Dementsprechend stammten 2020 gut 40 Prozent des echten Ökostroms aus Skandinavien.

Gleichzeitig bedeutet diese Regelung aber auch: Selbst, wenn Sie nicht ausschließlich Ökostrom beziehen, wurde ein nicht unerheblicher Anteil Ihres Stroms durch regenerative Quellen erzeugt. Denn Elektrizität aus erneuerbaren Energien, die mit Hilfe der EEG-Förderung betrieben werden, wird ganz normal ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Und landet vielleicht bei Ihnen im Wohnzimmer – auch ohne Ökostrom-Tarif. Immerhin.

Trotzdem: Wer Ökostrom bezieht, tut was für Klima und Umwelt. Denn wenn die Nachfrage nach grüner Energie steigt, verlieren Gas- und Kohlekraftwerke zunehmend ihren Absatzmarkt. Das EEG legt nämlich fest, dass Ökostrom Einspeisevorrang hat, also vor herkömmlichem Strom ins öffentliche Netz geleitet wird. Mehr abgeschlossene Ökostromtarife bedeutet also: Mehr grüner Strom, dafür weniger fossile Energie im deutschen Netz.

Ökostrom aus "echten" erneuerbaren Energien, der wirklich öko ist: Gibt's auch!

Wirklich problematisch wird das erwähnte Definitions-Wirrwarr für Sie auch bei der Suche nach einem eigenen Ökostrom-Tarif. Denn hier übertrumpfen sich Anbieter mit Labels und Gütesiegeln über die Nachhaltigkeit der eigenen Stromversorgung. Lassen Sie sich nicht blenden! Wer sicher gehen will, dass der eigene Strom wirklich vollständig durch erneuerbare Energien erzeugt wird, verlässt sich besser auf bewährte Siegel. So wie das Grünstrom-Gütesiegel des TÜV, das Siegel „Grüner Strom“ oder das ok-power-Label. Die letzten beiden garantieren Ihnen sogar, dass durch Ihren Ökostrombezug aktiv der Bau von erneuerbaren Energien gefördert wird.

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Anteil fossiler Energiequellen am Strom-Mix

Noch immer König der fossilen Energieträger: Kohle. Braun- und Steinkohle sind auch 2022 zusammen für knapp ein Drittel der nationalen Stromversorgung verantwortlich. Erdgas dagegen ist – zumindest im Strommix – nicht ganz so wichtig und liegt gleichauf mit der Solarenergie bei guten elf Prozent. Und auch Kernkraftwerke speisen das deutsche Netz noch immer, wenn auch mit sechs Prozent nur marginal.

Trotz der vielen Nachteile sind fossile Stromarten essentiell für die deutsche Versorgung. Zumindest noch eine Zeit lang. Denn: Regenerative Energieträger sind heute noch nicht fähig, den gesamten Stromdurst der Deutschen zu stillen. Besonders die aktuelle Regierung möchte jedoch den Ausbau noch schneller vorantreiben. Zudem sind insbesondere Wind- und Solarstrom wetterabhängig. Hier müssen noch belastbare Speichermöglichkeiten entwickelt werden, um auch in Zeiten von Wolken und Flaute eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten. 

Ökobilanz der deutschen Energiewende: Eher durchwachsen

Wie man es auch dreht und wendet: Erneuerbare Energien sind umweltfreundlicher als fossile Brennstoffe. Zum einen, weil sie entsprechend ihres Namens unerschöpflich sind. Trotz Klimakrise und Naturkatastrophen wird auch in 200 Jahren noch der Wind wehen und die Sonne auf unseren hoffentlich nicht allzu geschundenen Planeten scheinen. Schmutzige Energieträger wie Erdöl oder Erdgas sind dagegen endlich. Bei gleichbleibendem Energiebedarf reichen die bekannten Reserven noch etwa 50 bis 60 Jahre. Mit Kohle könnten Sie dagegen ungefähr 100 Jahre länger rechnen. Das Problem ist nur: Der Energiebedarf bleibt nicht gleich, er wird mit zunehmendem Wohlstand und steigender Weltbevölkerung sogar mehr.

Zum anderen emittieren erneuerbare Energien natürlich keine Schadstoffe, in Betrieb sind sie CO2-neutral. Die Verbrennung von Öl, Gas oder Kohle dagegen bläst Unmengen an Treibhaus- und anderen Gasen in die Atmosphäre. Genaue Zahlen der sogenannten Umweltwirkungen von verschiedenen Stromarten nennt das Umweltbundesamt. Und berücksichtigt hierbei auch Herstellung und Recycling von Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Dennoch liegt das Ergebnis deutlich unter dem fossiler Energiearten.

Wasserkraft & Co. in Zahlen: Umweltbilanzen verschiedener Energiequellen

Abhängig von der Beschaffenheit der PV-Module ergibt sich nämlich für Solarstrom eine Ökobilanz von 36 bis 63 Gramm CO2-Äquivalenten pro erzeugter Kilowattstunde. Noch besser: Windkraft. Denn die Anlagen produzieren abhängig von ihrem Standort nur lediglich 7,3 bis 10,9 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde Strom. Sie ahnen es: Von fossilen Energieträgern trennen die beiden Stromarten ökologische Welten. Die Stromerzeugung mit Erdgas emittiert pro erzeugter Kilowattstunde im Durchschnitt 490 Gramm CO2-Äquivalente, Braunkohlekraftwerke sogar rund 1140 Gramm. Nur die Kernenergie, die ja in der Erzeugung überhaupt keine Schadstoffe ausstößt, kann mit den Erneuerbaren mithalten. Kraftwerkbau, Rohstoffabbau, Verarbeitung und Entsorgung schlagen mit einer Bilanz von ungefähr zwölf Gramm CO2-Äquivalente/kWh zu Buche. Eigentlich sehr umweltfreundlich – wäre da nicht der ständige Giftmüll, für den man weit unter der Erde immer neue Lagerstätten ausfindig machen muss. Und, nicht nur die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern: Auch die Gefahr, die von den Reaktoren ausgeht, ist nicht zu unterschätzen.

Zudem fallen zur Gewinnung von Uran, Braunkohle und Co. ganze Regionen dem Tage- oder Bergbau zum Opfer. Der Fairness halber sei jedoch gesagt: Auch die Errichtung von Wind- oder Solarparks ist ein Eingriff in die Natur. Ob Sie beim Blick aus dem Fenster aber lieber einige Windräder oder eine Marslandschaft mit Riesenbagger sehen möchten, ist Ihnen überlassen.

Hohe Kosten sind größter Nachteil von Ökostrom aus erneuerbaren Energien

Ökobilanz schön und gut. Besonders in der aktuellen Situation dürften Sie jedoch wahrscheinlich auch die Kostenunterschiede zwischen Öko- und herkömmlichen Strom brennend interessieren.

Vorab sei gesagt: Sie sind quasi nicht vorhanden. Entgegen der häufigen Meinung, grüner Strom sei automatisch teurer, waren Ökostromtarife laut Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr sogar im Schnitt einen Cent pro Kilowattstunde günstiger. In Zahlen heißt das: Bei einem Verbrauch zwischen 2500 und 5000 Kilowattstunden pro Jahr hätten Sie für eine Grundversorgung durchschnittlich 33,80 Cent/kWh gezahlt. Mit einem Ökostrom-Tarif wären es lediglich 32,54 Cent/kWh gewesen. Günstiger schnitten nur die alternativen Tarife bei Grundversorgern mit 31,89 Cent/kWh ab.
 

Fazit: Wenn Ökostrom, dann aber richtig!

Wer Ökostrom bezieht, tut also nicht nur was für die Umwelt und das eigene Gewissen, auch der Geldbeutel freut sich. Um jedoch wirklich zu sparen und gleichzeitig nicht den Definitionstricks mancher Anbieter zum Opfer zu fallen, gilt: Vergleichen Sie Tarife, achten Sie auf verlässliche Labels und schon leben Sie wieder ein Stückchen klimafreundlicher.