Silver Worker: Jobwechsel im Alter – so funktioniert's!

Ob gewollt oder ungewollt – ein Berufswechsel im Alter kann frischen Wind in die letzten Arbeitsjahre bringen. Schließlich bietet ein ungewohntes Umfeld mit neuen Aufgabenstellungen auch Abwechslung und zusätzliche Herausforderungen. Ganz so leicht gestaltet sich die Jobsuche für die sogenannten Silver Worker, also die Arbeitnehmer der Generation 50plus, jedoch meist nicht. Ein Grund dafür kann die spezielle Konkurrenzsituation auf dem Arbeitsmarkt sein, die einige Nachteile für ältere Personen mit sich bringt:

  • Ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bringen langjährige Erfahrung mit – und das sollte angemessen entlohnt werden. Einige Arbeitgeber bevorzugen deswegen bewusst zum Teil jüngere Arbeitskräfte.
  • Auch die Nähe zum Rentenalter schreckt Firmen häufig davon ab, ältere Bewerber und Bewerberinnen einzustellen. Denn junge Beschäftigte bleiben länger im Unternehmen. Zumindest potenziell.
  • Ältere Bewerber und Bewerberinnen sind oft mit dem Vorurteil behaftet, nicht (mehr) so lernfähig zu sein. Und das lässt sie im Vergleich zu Jüngeren als weniger anpassungsfähig erscheinen.

Trotzdem ist die Jobsuche für Best Ager nicht aussichtslos. Es gibt auch Chancen, die richtig genutzt werden können. Wir sagen, welche das sind.

Drei Schritte zum Erfolg für den Jobwechsel im Alter

Auch auf dem modernen Arbeitsmarkt gilt: Der erste Eindruck zählt. Geben Sie also schon beim Schreiben der Bewerbung alles. Die drei wichtigsten Schritte, auf die Sie dabei achten sollten, sind daher:

Schritt 1: Finden Sie die richtigen Angebote für einen beruflichen Wechsel
Während vor einigen Jahren noch Zeitungsanzeigen den Weg zu einem neuen Job bereitet haben, spielt sich die Jobsuche heute größtenteils auf Internetplattformen ab. Online-Portale wie Xing und LinkedIn ermöglichen es Ihnen beispielsweise, ein Profil mit Ihren beruflichen Qualifikationen und Fähigkeiten zu erstellen und gezielte Jobvorschläge zu erhalten. Auf Online-Jobbörsen wie StepStone und Indeed können Sie sich (auch ohne Anmeldung) gezielt auf Arbeitssuche begeben. Nicht zuletzt hält auch die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit eine große Auswahl an offenen Stellen bereit.

Schritt 2: Machen Sie sich bei der Jobsuche Ihrer Stärken bewusst
Der zunehmende Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt kann entmutigend sein. Gerade im gehobenen Lebensalter sollten Sie daher Ihre Stärken klar hervorheben: Als älterer Bewerber oder berufserfahrene Kandidatin verfügen Sie über mehr Lebenserfahrung und Berufserfahrung.

Da Ihr Renteneintritt näherkommt, warten Sie in Ihrem Beruf nicht mehr auf das nächstbessere Angebot und bleiben somit eine loyale Mitarbeiterin gegenüber Ihrem potenziellen Arbeitgeber. Ihr höheres Lebensalter schlägt sich positiv in Ihrer emotionalen Reife und Menschenkenntnis nieder. Das lässt Sie auch mit Konflikten und Rückschlägen besser umgehen. Ein immer größeres Thema ist der Fachkräftemangel. Mit Ihren Fähigkeiten und Qualifikationen können Sie viele unzufriedene Arbeitgeber an passender Stelle glücklich machen.

Achten Sie jedoch darauf, in Ihrer Bewerbung nur die zur Jobausschreibung passenden Stärken und Kompetenzen zu betonen. Schließlich kann die Selbstbeschreibung sonst schnell selbstverliebt und unreflektiert wirken.

Schritt 3: Passen Sie das Foto in Ihrer Bewerbung den heutigen Gegebenheiten an
Nicht nur die Wege der Arbeitssuche haben sich verändert. Auch die Anforderungen der Unternehmen gehen mit der Zeit. Daher sollten Sie Ihre Bewerbung entsprechend anpassen – inklusive Bewerbungsfoto im Lebenslauf. Das hat (noch immer) einen besonders großen Einfluss auf den ersten Eindruck am neuen Arbeitsplatz und bietet bei guter Umsetzung einen Eisbrecher im kommenden Vorstellungsgespräch. 

Rein rechtlich können Sie das Bewerbungsfoto heute aber auch ganz weglassen – und dürfen deshalb nicht benachteiligt werden. Viele Personaler, Entscheider und Geschäftsführer oder Geschäftsführerinnen möchten aber auch heute noch gerne sehen, mit wem sie es zu tun haben.

Kleiner Tipp: Schauen Sie sich die Fotos der Mitarbeiter auf der Website Ihrer Wunschfirma an. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, was gut ankommt und wie Sie sich am besten präsentieren.

Altersvorsorge beim Jobwechsel im Alter

Egal ob gesetzliche Rentenversicherung, betriebliche Altersvorsorge oder private Rentenversicherung: Bei einem Jobwechsel im Alter spielt die Altersvorsorge eine besonders wichtige Rolle. Es empfiehlt sich, vor einer Kündigung rechtzeitig zu prüfen, wie sich der Wechsel auf bestehende Vorsorgeansprüche auswirkt. Dabei ist es sinnvoll, alle verfügbaren Vorsorgemöglichkeiten im Auge zu behalten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, um die finanzielle Absicherung im Ruhestand sicherzustellen. Eine fachkundige Beratung kann dabei helfen, die richtige Entscheidung für die persönliche Altersvorsorge zu treffen.

Welche Unterstützung bietet der Staat?

Dass die Arbeitssuche für betagtere Bewerber und Bewerberinnen schwieriger sein kann, hat auch der Gesetzgeber erkannt. Daher gibt es verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung von Silver Workern – und für Arbeitgeber, die verstärkt älteren Personen den Einstieg in ihr Unternehmen ermöglichen. Dabei sind besonders die folgenden Förderungsmöglichkeiten relevant:

#1 Geförderte Weiterbildung
In Zeiten der Digitalisierung und der dynamischen Entwicklung des Arbeitsmarkts wird betagteren Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen oft eine veraltete Qualifikation vorgeworfen, die den heutigen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird. Das verschlechtert die Einstellungschancen der Silver Worker zunächst. Um diesem Problem entgegenzuwirken, fördert der Gesetzgeber entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen.

Unser Tipp: Haben eine bestimmte Weiterbildung im Auge, sollten Sie sich mit der Agentur für Arbeit in Verbindung setzen. So erfahren Sie, ob Sie finanzielle Unterstützung für die Weiterbildung in Form eines Bildungsgutscheins erhalten können. Ist das der Fall, übernimmt die Arbeitsagentur beispielsweise Fahrt- oder Lehrgangskosten. Zudem wartet seit 2016 ein weiterer finanzieller Anreiz auf Sie: Schließen Sie die Weiterbildung erfolgreich ab, steht Ihnen möglicherweise eine zusätzliche Weiterbildungsprämie über 1.500 Euro zu. 

#2 Der Existenzgründerzuschuss 
Auch für die Selbstständigkeit ist es nie zu spät. Hier hilft der Statt gegebenenfalls mit einem Existenzgründerzuschuss. Das geht allerdings nur, wenn Sie Arbeitslosengeld I beziehen und noch mindestens 150 Tage Restanspruch haben. Die Höhe und Dauer der Förderung ist dabei von Fall zu Fall unterschiedlich, wird aber in der Regel für höchstens 15 Monate gewährt.

#3 Der Eingliederungszuschuss
Um die Stellenbesetzung durch ältere Personen für Arbeitgeber attraktiver zu machen, bietet der Gesetzgeber den Eingliederungszuschuss an. Dabei können Arbeitgeber für einen Zeitraum von bis zu 36 Monaten bis zu 50 Prozent des Arbeitsentgelts als Zuschuss erhalten, wenn sie Arbeitsuchende jenseits der 50 einstellen. Damit der Eingliederungszuschuss bewilligt wird, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Zum einen gilt die sogenannte Nachbeschäftigungspflicht. Damit muss der Arbeitnehmer mindestens so lange regulär bei dem Unternehmen beschäftigt sein, wie dieser zuvor durch den Eingliederungszuschuss gefördert wurde.
  • Zudem muss die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer zuvor mindestens sechs Monate arbeitslos gewesen sein und in dieser Zeit Arbeitslosengeld I oder Arbeitslosengeld II bezogen haben.
  • Die Bezuschussung müssen Arbeitnehmer oder Arbeitgeber zusätzlich vor dem Beginn des Arbeitsverhältnisses beim Jobcenter beantragen.

Im Alter den Job wechseln: Ja oder Nein?

Es gibt viele Gründe, auch sehr spät noch den Beruf zu wechseln. Sie sollten sich für Ihre Entscheidung jedoch unbedingt etwas Zeit nehmen, um eine wirklich fundierte und tragfähige Entscheidung zu treffen. Denn leider gibt es neben vielen „guten“ Gründen für eine berufliche Veränderung auf der Zielgeraden auch einige nicht ganz so lohnende Beweggründe.

Gute Gründe für einen Jobwechsel im späteren Berufsleben

  • Fehlende Entwicklungsperspektiven: Wenn Sie das Gefühl haben, beruflich festzustecken und keine Möglichkeiten zur Weiterentwicklung in Ihrer aktuellen Position zu sehen, kann ein Jobwechsel Ihnen die Chance auf Weiterentwicklung und bessere Karriereperspektiven bieten.
  • Langanhaltende Unzufriedenheit: Eine ständige Unzufriedenheit am Arbeitsplatz kann sich negativ auf Ihr Wohlbefinden und Ihre Lebensqualität auswirken. Der Wechsel in eine neue Position kann neuen Schwung bringen und ein erfüllenderes Berufsleben ermöglichen.
  • Neue Prioritäten und Bedürfnisse: Mit zunehmendem Alter ändern sich oft die persönlichen Prioritäten. Wenn Ihnen zum Beispiel eine bessere Work-Life-Balance oder flexiblere Arbeitszeiten wichtiger werden, kann es sinnvoll sein, nach einer Stelle zu suchen, die besser zu Ihrem Lebensstil passt.
  • Veränderte Unternehmenswerte: Wenn Sie feststellen, dass die Werte und die Kultur Ihres Unternehmens nicht mehr mit Ihren persönlichen Überzeugungen übereinstimmen, kann dies ein guter Grund sein, sich beruflich neu zu orientieren.
  • Gesundheitliche Gründe: Wenn Ihre derzeitige Arbeit Ihre Gesundheit belastet oder zu körperlichen Beschwerden führt, sollten Sie in Erwägung ziehen, eine Position zu suchen, die besser auf Ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten abgestimmt ist.

Weniger sinnvolle Gründe für einen Jobwechsel

  • Kritik von Vorgesetzten: Auch wenn konstruktive Kritik schwer anzunehmen ist, bietet sie eine gute Gelegenheit zur Weiterentwicklung. Ein vorschneller Wechsel aufgrund von Feedback könnte verhindern, dass Sie wertvolle Lektionen lernen und sich verbessern.
  • Geringfügige Gehaltserhöhung: Eine Gehaltserhöhung allein ist selten ein ausreichender Grund für einen Wechsel. Wenn Sie ansonsten mit Ihrer Arbeit, Ihren Kolleginnen und Kollegen und Ihrem Umfeld zufrieden sind, sollten finanzielle Aspekte zweitrangig sein.
  • Überhöhte Erwartungen an den neuen Arbeitsplatz: Die Vorstellung, dass "es woanders besser ist", führt oft zu unrealistischen Erwartungen. Es lohnt sich, sowohl die Vor- als auch die Nachteile des aktuellen und des potenziellen neuen Jobs realistisch zu vergleichen.
  • Langweile oder Routine: Wenn Sie sich gelangweilt fühlen, sollten Sie überlegen, wie Sie sich neue Herausforderungen im aktuellen Job suchen können, anstatt direkt an einen Wechsel zu denken. Oft hilft es, aktiv nach Möglichkeiten zur Veränderung und Weiterentwicklung im eigenen Aufgabenbereich zu suchen.
  • Externer Druck: Manchmal raten Familie oder Freunde zu einem Jobwechsel, ohne die genauen Umstände zu kennen. Es ist wichtig, Entscheidungen nicht nur auf äußeren Druck hin zu treffen, sondern den eigenen Wünschen und Zielen zu folgen.

Trotzdem gilt: Auch mit guter Begründung erfordert ein erfolgreicher Jobwechsel im späteren Berufsleben gute Vorbereitung. Mit einem klaren Ziel, einem starken Netzwerk und entsprechenden Weiterbildungsmöglichkeiten steht auch erfahrenen Fachkräften für einen erfolgreichen Neuanfang nichts im Weg.