Ratgeber
Fake Windows: Alles zum Trend um künstliche Fenster
Kennen Sie schon die neuen "Fake Windows"? Was die innovative Bildschirm-Fenster-Technologie kann und was man dazu wissen solle, steht hier.
Bildschirm statt Fenster gegen dunkle Räume? Das können künstliche „Fake Windows“!
Fenster tragen zum Wohlbefinden und zu einer angenehmen Wohnatmosphäre bei. Jeder, der sich schonmal länger in einem fensterlosen Raum aufgehalten hat, wird das bestätigen können. Und auch das alljährliche Winter-Stimmungstief zeugt davon, wie wichtig Tageslicht für uns und unseren Körper ist. Doch was können Sie als Hausbesitzer (oder Mieter) machen, wenn manche Ihrer Räume zu dunkel sind?
Mit den so genannten „Fake Windows“ gibt es technologisch gleichermaßen interessante wie unterschiedliche Ansätze, dem Problem entgegen zu wirken – und „Licht ins Dunkel“ zu bringen. Wir haben uns das trendige Phänomen darum gerne einmal für Sie genauer angeschaut.
(Viel) Licht und Aussicht: Fenster „können“ einiges
Echte Fenster dienen zwei unterschiedlichen Hauptzwecken: Zum einen bieten sie eine Aussicht nach draußen. Das führt dann auch dazu, dass man sich nicht von der Außenwelt abgeschnitten fühlt. Ist der Ausblick nach draußen zudem schön, wirkt dieser visuelle Eindruck gleichzeitig ermunternd, motivierend oder gar inspirierend. Zum anderen ist es aber vor allem das Tageslicht, das Fenster in den Innenraum transportieren. Das spart nicht nur Stromkosten für künstliches Licht, sondern wirkt sich erheblich auf das Wohlbefinden aus und steigert es.
Es liegt in der Natur des Menschen, dass Tageslicht die Sinne schärft, die Konzentration stärkt und uns wacher macht. Außerdem sorgt es für kräftig Frischluft von draußen. Doch welche Möglichkeiten gibt es nun, wenn innenliegende Räume, Kellergeschosse oder nächtliche Arbeitszeiten keinen Einfall von Tageslicht ermöglichen?
Mit Fake Windows, also künstlichen Bildschirm-Fenstern, die auf die Simulation von Tageslicht spezialisiert sind, wird genau das Problem aufgegriffen. Doch Sonnenlicht so exakt zu simulieren, dass sich unser Körper ganz unterbewusst davon täuschen lässt, stellt eine große Herausforderung dar.
Wer glaubt, dass ein einfaches LED-Panel mit richtiger Farbtemperatur ausreicht, liegt deshalb leider falsch. Macht aber zum Glück nix, denn es gibt auch „echte“ Fake Windows.
Sonnenlicht als Herausforderung für technische Bildschirm-Simulation
Aber von vorne: Die Beschaffenheit von Sonnenlicht ist in mehreren Hinsichten sehr speziell. Zunächst einmal ist die Farbtemperatur von Sonnenlicht neutral weiß oder auch kalt-weiß. Das allein wäre noch keine Herausforderung. Hinzu kommt jedoch, dass die Moleküle in der Erdatmosphäre für eine Streuung der Lichtwellen sorgen. Denn: Obwohl das Ausgangslicht neutralweiß ist und somit alle Farben zu gleichen Teilen umfasst, werden die kurzen Wellenlängen von blauem Licht besonders stark gestreut. Das führt übrigens auch dazu, dass wir den Himmel an einem Sommertag blau wahrnehmen.
Geht die Sonne gerade auf (oder unter), ist der Weg, den die Lichtwellen durch die Atmosphäre nehmen müssen, aufgrund des tiefen Sonnenstandes zudem sehr viel länger. Das Resultat ist eine noch stärkere Lichtstreuung, bei der die Blautöne nahezu „zerstreut“ werden - daher dominieren dann gelbe und rote Lichtwellen.
Möchte man unseren Körper nun so weit täuschen, dass wir künstliches Licht als natürliche Lichtquelle wahrnehmen, müssen diese Eigenschaften auf den Bildschirmen der künstlichen Fenster abgebildet werden.
Aus diesem Grund sind professionelle Fake Windows für Häuser technisch sehr aufwändig und folglich auch verhältnismäßig teuer. Inzwischen gibt es aber glücklicherweise einige „Vorreiter“ auf dem Gebiet der künstlichen Fenster, die die Nachahmung von echtem Tageslicht relativ gut hinbekommen. Das wäre zum Beispiel die italienische Firma CoeLux. Gerade wenn es um Oberlichter geht – also künstliche Fenster, die in die Raumdecke eingesetzt werden – ist die zukunftsträchtige Technik bei diesem Unternehmen schon recht weit.
Der Grund: Die Lichtausbeute bei Deckenfenstern ist gegenüber gleich flächigen Wandfenstern rund vier Mal so hoch. Daher können auch künstliche Fenster, die in der Decke verbaut werden, mehr Wirkung zeigen, ohne dabei unnatürlich zu wirken.
Gut zu wissen:
Da viele Bildschirm-Fenster im Grunde zwar Oberlichter – aber nicht in die „Außenhaut“ des Gebäudes eingelassen – sind, gelten sie in der Regel nicht als Teil des Gebäudes. Sie sind somit eher „Inventar“… und damit in vielen Fällen bereits über die Hausratversicherung versichert. Natürlich vorausgesetzt, die Deckungshöhe ist ausreichend angesetzt. Damit die (teuren) künstlichen Bildschirm-Fenster aber auch wirklich „safe“ sind, sollten Sie bei Ihrer Hausratversicherung nachfragen, wie es sich mit den praktischen Lichtspendern in Ihrem speziellen Fall genau verhält.
Guter Lichteinfall durch künstliche Fenster: Grundstein ist gelegt!
Ein Blick hinauf in die künstlichen Fenster offenbart einen natürlich blau anmutenden Himmel und eine im Tagesverlauf wandernde und fern scheinende Lichtquelle an der Decke, die täuschend echt der Sonne ähnelt. Dabei wird das Licht in der Wohnung oder dem Zimmer so realistisch gestreut, dass selbst der Schattenwurf im Raum dem entspricht, was man bei konventioneller Sonneneinstrahlung erwarten würde. Das Resultat sind hell erleuchtete Räume – selbst dort, wo echte Sonneneinwirkung eigentlich unmöglich wäre.
Leider belaufen sich die Kosten für derart fortschrittliche Lösungen aktuell noch auf hohe fünfstellige Beträge. Zudem ist die Technik noch groß und schwer, was auch zu baulichen Voraussetzungen führt, die sicher nicht überall gegeben sind.
Dennoch ist die Technik gerade dann interessant, wenn an das Wohnen und die Lebensqualität der Zukunft gedacht wird:
• Menschen, die unter Winter-Depressionen leiden,
• Angestellte die einen Großteil Ihrer Zeit in der Nachtschicht verbringen,
• Viele Monate andauernde Polarnächte
Es gibt zahlreiche Anwendungsgebiete, in denen künstliche Fenster sogar zur Gesundheit und zum Wohlbefinden beitragen könnten. Viele Immobilien könnten ebenfalls eine Wertsteigerung erfahren. In den kalten und dunklen Wintermonaten wäre das Wohnen in zuvor unwohnlichen Räumlichkeiten dank der künstlichen Bildschirm-Fenster womöglich sogar angenehmer als in Gebäuden mit herkömmlichen Fenstern.
Bildschirm statt Fenster: Wird die Aussicht digitalisiert?
Doch auch für den (ganz am Anfang schon mal erwähnten) zweiten Zweck von Fenstern gibt es erstaunliche und zukunftsweisende Technologien. Eine schöne Aussicht zu haben, beeinflusst unser Wohlbefinden ebenso wie lichtdurchflutete Räume.
Doch wird das Umfeld einer Immobilie – und somit die resultierende Aussicht – in Zukunft noch so entscheidend sein wie heute? Oder werden es Displays und Monitore sein, die in Form bodentiefer Fenster täuschend echt eine Aussicht simulieren?
Klingt nach Science-Fiction? So weit sind wir davon gar nicht mehr entfernt. Es gibt beispielsweise nämlich bereits Startups wie das japanische Atmoph, die sich genau darauf spezialisiert haben. Bis zu drei Displays können hier mit kleinen Abständen an die Wand montiert und zu einer Einheit verbunden werden. Im Anschluss wählt man aus Tausenden von „Aussichten“ aus, die dann vom Fake Windows-Verbund täuschend echt dargestellt werden.
Einen weiteren spannenden Teil der Technologie bilden manchmal sogar schon kleine Sensoren, die Personen registrieren, die vor den Fenstern stehen. So können perspektivische Korrekturen der Darstellung vorgenommen werden, wenn man sich an dem Fenster vorbei bewegt.
Außerdem ist es auch heute schon möglich, so genannte Live-Views darzustellen. Eine Aussicht lebt ja nicht nur von dem Moment, sondern auch davon, Dinge beobachten zu können. Dazu hat ein Anbieter an attraktiven, weltweiten Hot Spots hochauflösende Webcams installiert, die sehenswerte Aussichten live auf die heimischen Fake Windows transportieren.
Ein weiterer großer Vorteil gegenüber echten Fenstern liegt natürlich auch in der Vielfalt. Binnen Sekunden lässt sich von einer Skyline auf einen Bergsee umschalten, was großen Einfluss auf die Raumatmosphäre hat. Man stelle sich vor, wie das mit weiterentwickelten, sehr hoch auflösenden und vor allem großen Panoramafenstern wirkt: Die Möglichkeiten sind einfach fantastisch… findet zumindest unser technik- und heimwerkerbegeisterter Autor.
Künstliche Fenster: Interessante Aussicht für den Immobilienmarkt?
Auch die visuelle Aufwertung von Gebäuden, die kein natürlich schönes Umfeld zu bieten haben, könnte enormen Einfluss auf den zukünftigen Immobilienmarkt haben. Sobald die visuelle Illusion solcher Fake Windows ausgereift ist, könnten entsprechend ausgestattete Immobilien in einem hässlichen Umfeld sogar attraktiver sein als Gebäude in optisch annehmbarer Lage.
Wir sind auf jeden Fall schon jetzt gespannt, wann es die ersten künstlichen Fenster für Wohnungen geben wird, die sogar beide angesprochenen Zwecke eines konventionellen Fensters gleichzeitig simulieren und den Eindruck somit perfektionieren. Und Sie?