Ratgeber
Was kosten Handwerkerleistungen wirklich?
Was darf ein Handwerker oder eine Handwerkerin berechnen, was nicht? Erfahren Sie bei uns, was für Handwerkerpreise gilt und Maler, Schreinerin & Co. pro Stunde kosten dürfen. Lesen Sie mehr!
Kosten-Übersicht für Handwerker
Wohl kaum jemand ist besonders erfreut darüber, wenn er im Briefkasten eine Rechnung findet. Und zum absoluten Endgegner aller Rechnungen gehört wohl manchmal die Handwerksrechnung. Der Grund: Nicht selten erleben Kundinnen und Kunden eine böse Überraschung, wenn der geforderte Endbetrag stark vom zuvor eingeholten Angebot abweicht, in aller Regel nach oben.
Daher erfahren Sie heute bei uns alles rund ums Thema Handwerkerleistung: Was sie kosten dürfen und was Sie tun können, damit die Handwerkerrechnungen nicht zur Kostenfalle werden.
Was kosten Handwerker wirklich? Klassische Handwerker-Stundensätze im Check
Handwerkerleistungen sind breit gefächert und die einzelnen Berufe vielfältig. Demzufolge variieren auch die Preise je nach Fachbetrieb, Gewerk, Qualifikation der Mitarbeitenden und dem Standort des Betriebs. Letztlich spielt auch die Konjunktur eine Rolle. So sind durch den Immobilienboom der letzten Jahre auch die Leistungen rund ums Bauen und die Renovierung deutlich teurer geworden.
Die folgende Kostenübersicht bietet einen ersten Anhaltspunkt für all diejenigen, die bei der nächsten Terminvereinbarung nicht mit blindem Vertrauen zum Telefonhörer greifen wollen. Nach unserem Text wissen Sie, was ungefähr an Arbeitskosten und Handwerkerpreisen auf Sie zukommen.
Typischer Stundenlohn für Handwerker? Das gilt!
Stundenlohn von Malern und Malerinnen
Eine Malerstunde ist in der Regel recht günstig. Die Profileistung bekommen Sie bereits für etwa 30 bis 40 Euro. Das ist auf den niedrigen Tariflohn bei Malerarbeiten, vergleichsweise geringe Kosten für Werkzeuge und einen überschaubaren Raumbedarf zurückzuführen.
Stundensatz von Schreinern/Tischlerinnen
Eine einstündige Schreinerleistung kostet Sie in der Regel 30 bis 45 Euro. Diese breite Spanne lässt sich durch die unterschiedliche Ausstattung der Betriebe erklären. Je nach Spezialisierung benötigt eine Schreinerei gegebenenfalls eine teurere Werkstatt und mehr Platz, auch die Materialkosten können deutlich voneinander unterscheiden.
Stundensatz von Maurerinnen und Maurern
Bei Maurern und Maurerinnen schlägt eine Handwerkerstunde mit etwa 35 bis 50 Euro zu Buche. Die seitens der Betriebe höheren preislichen Kalkulationen sind unter anderem auf die witterungsbedingten Ruhephasen im Winter zurückzuführen. Schließlich wollen Löhne und Gehälter trotzdem gezahlt werden.
Stundensatz bei Elektrikern/Elektrikerinnen
Obwohl Gesellen bzw. Gesellinnen der Branche häufig einen unterdurchschnittlichen Tariflohn erhalten, erfordern viele der Arbeiten einen Meister. Dies erklärt die vergleichsweise hohen Stundensätze für Auftraggeber von 40 bis 55 Euro für Elektrikerleistungen.
Stundensätze von Gas- und Wasserinstallateuren und Heizungsbauerinnen
Auch bei Gewerken rund ums Thema Gas, Wasser und Heizung sind die Stundensätze mit 40 bis 60 Euro vergleichsweise hoch kalkuliert. Dies liegt daran, dass Leistungen in dieser Branche häufig eine hohe Qualifikation sowie Arbeit in Eigenverantwortung erfordern.
... und bei Dachdeckern und Dachdeckerinnen?
Mit am meisten werden Sie vermutlich für eine durchschnittliche Dachdeckerstunde bezahlen, nämlich 45 bis 60 Euro. Hier machen sich vor allem teure Werkzeuge, die nötige Sicherheitsausrüstung und ein umfangreiches Lager bemerkbar.
Handwerkerrechnungen verstehen: Verdient sich hier jemand eine goldene Nase?
Wer sich die genannten Preise vor Augen hält und auf den eigenen Stundenlohn blickt, könnte neidisch werden. Doch bevor Sie nun direkt die Umschulung bei der Agentur für Arbeit oder der Handwerkskammer beantragen, sollten Sie erst weiterlesen. Im Folgenden werden wir mit dem Vorurteil aufräumen, dass Handwerker und Handwerkerinnen unnötig kräftig abkassieren.
Denn was viele nicht wissen: Auch mit einem Stundensatz von 60 Euro brutto decken Handwerksbetriebe häufig gerade einmal so ihre Kosten. Dabei setzt sich der Preis für eine Stunde aus mindestens fünf Komponenten zusammen. Der Stundenlohn des Arbeitenden macht hierbei gerade einmal ein Viertel aus.
Mithilfe der folgenden Beispielrechnung wird das Ganze vielleicht etwas verständlicher:
Auch ein Stundenverrechnungssatz von 60 Euro sagt also noch nichts über den Arbeitslohn des Handwerkenden oder über Profit des Betriebs aus. Der relativ hohe Anteil der Lohnnebenkosten umfasst beispielsweise auch Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung und eine Entgeltzahlung im Krankheitsfall. Und auch die Gehälter der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Büro sowie Raumkosten, Heizung, Strom & Co. bezahlen sich nicht von selbst. Diese sind unter den Gemeinkosten zusammengefasst.
Neben dem Stundenverrechnungssatz finden sich auf der klassischen Handwerksrechnung jedoch noch einige weitere Posten wie die Kosten für Material und Anfahrt. Denn auch das Fahrzeug und der Weg zum Kunden oder der Kundin müssen natürlich mit berechnet werden. Auch diese sollten Sie auf Ihrer Suche nach den Handwerkern Ihres Vertrauens keinesfalls vernachlässigen. Denn während kleinere Betriebe zwar häufig niedrigere Stundenpreise haben, müssen sie für Materialien deutlich höhere Kosten berechnen, weil sie es nicht so günstig einkaufen können wie größere.
Zudem sollten Sie einen Blick auf die Abrechnungsmodalitäten werfen. Denn während viele Unternehmen zwar nur jede angefangene Viertelstunde abrechnen, findet sich in der Branche auch so mancher Betrieb, der Ihnen jede angefangene Stunde in Rechnung stellt. Vor allem bei kleineren Reparaturaufträgen kann dies unnötig hohe Kosten verursachen.
Übrigens: Daneben gibt es auch einige Gewerke, die ihre Leistungen nicht nach Zeit, sondern nach der anfallenden Arbeit abrechen. So berechnen zum Beispiel Maler häufig nach den Quadratmetern, die zu streichen oder tapezieren sind. Und auch Maurer, Dachdecker und Fliesenleger rechnen üblicherweise die geleistete Arbeit ab.
Handwerkerkosten zu hoch? 5 Tipps, damit die Handwerksleistung nicht zur Kostenfalle wird
Was wir nicht verleugnen wollen und können: Natürlich findet sich auch in der Handwerks-Branche so manches schwarze Schaf. Um die zu finden, beherzigen Sie bitte ein paar Punkte bevor Sie eine entsprechende Leistung für Reparatur & Co. in Anspruch nehmen.
1. Suchen Sie einen nahegelegenen Handwerksbetrieb
Im Idealfall sollten Sie sich einen regionalen Handwerker, bzw Handwerkerin suchen, deren Sitz nicht allzu weit vom Auftragsort entfernt ist. Durch die so vermiedenen langen Anfahrten gewinnen Sie nicht nur ein paar Klimapluspunkte dazu, die Entscheidung macht sich kostensenkend auf der Abrechnung bemerkbar.
2. Nutzen Sie Online-Vergleichsportale, um (zu) teure Handwerkerrechnungen zu meiden
Vertraut man häufig Empfehlungen aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis, kann sich doch auch ein Blick auf Handwerksportale im Internet lohnen. Bei Portalen wie Myhammer.de und Blauarbeit.de lassen sich die Auftragnehmer objektiv vergleichen. Neben dem Preis können auch Faktoren wie räumliche Nähe und Referenzen mit in die Wahl einfließen. Zudem werden Qualifikationen wie Meisterbriefe oder der Eintrag in der Handwerksrolle von den Betreibern der Webseite geprüft, sodass das Risiko, an einen minder talentierten Taugenichts zu geraten, hier vergleichsweise gering ausfallen dürfte.
3. Holen Sie einen Kostenvoranschlag oder ein Angebot ein
Bevor Sie den Auftrag einem bestimmten Handwerksbetrieb erteilen, sollten Sie sich unbedingt einen Kostenvoranschlag oder ein Angebot einholen. Doch was ist eigentlich der Unterschied?
In einem Kostenvoranschlag werden die einzelnen kostenverursachenden Posten genau aufgeführt. Zudem finden Sie dort Informationen darüber, welche Arbeitsschritte durchgeführt werden müssen und wie viel Material benötigt wird. Doch Achtung: Ein Betrieb kann bereits für das Erstellen eines Kostenvoranschlags Kosten berechnen. Zudem ist dieser in der Regel nicht bindend und stellt lediglich einen Schätzwert dar. Entsprechende Abweichungen sind jedoch nur dann erlaubt, wenn sie maximal zehn bis 15 Prozent des genannten Preises betragen.
Dem gegenüber steht das Angebot, für dessen Erstellung keine Kosten anfallen und verlangt werden dürfen. Dafür ist es jedoch weniger detailliert sodass einzelne Posten für Laien schwieriger nachzuvollziehen sind. Aber: Die gemachten Angaben sind verbindlich, so dass eine exaktere Preiskalkulation für Sie als Kunde oder Kundin möglich ist.
4. Stellen Sie dem Handwerker Ihren Auftrag so genau wie möglich
Zudem sollten der Umfang der Arbeit und deren zeitlicher Rahmen schon bei der Beauftragung exakt festgehalten werden. Wer das benötigte Material unter Angabe von Hersteller, Artikelnummer, Stückzahl oder Maßen bereits vorab schriftlich vereinbart, ist auf der sicheren Seite.
5. Besprechen Sie das Abrechnungsmodell
Zudem sollten Sie mit dem Handwerksbetrieb besprechen, wie abgerechnet werden soll. Ein Festpreis beispielsweise ist bindend. Hingegen ist eine Abrechnung nach Stundenlohn etwas schwieriger nachzuvollziehen – immerhin hat eine Meisterin einen anderen Stundenlohn als ein Geselle. Für letzteren Fall sollten Sie sich am Auftragstag die tatsächlich verrichtete Stundenanzahl genau notieren.
Letztlich bleibt zu sagen, dass das Handwerk ein teures Gewerbe ist. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass einzelne Betriebe Sie übers Ohr hauen oder nur Geld scheffeln wollen. Für den seltenen Fall, dass Sie aber tatsächlich an eines der schwarzen Schafe der Branche geraten, sind Sie mit unseren Tipps nun gewappnet!