Richtig verhalten bei Wildunfall: Die besten Tipps nicht nur für Fahranfänger

Zusammenstöße mit Wildtieren können immer passieren. Doch gerade Fahranfänger kann aufgrund der mangelnden Praxis mulmig zumute werden, wenn sie nachts auf Landstraßen unterwegs sind.

Die Angst vor einem nächtlichen Zusammenstoß mit einem Wildschwein oder Reh ist durchaus berechtigt: Allein im Jahr 2022 wurden rund 265.000 Wildunfälle registriert. Statistisch gesehen bedeutet das einen Wildschaden alle zwei Minuten.

Das ist jedoch nicht nur für die Tiere, sondern auch für Autofahrerinnen und Autofahrer gefährlich. Denn die Wucht des Aufpralls ist um ein Vielfaches höher als das eigentliche Körpergewicht des angefahrenen Tieres. Schließlich kommt schon bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h das Einschlaggewicht eines Rothirsches fünf Tonnen (und damit dem Gewicht eines Elefanten) gleich. Und auch der Aufprall eines Wildschweins schlägt mit 3,5 Tonnen fast schon den eines Nashorns. Keine besonders angenehme Vorstellung, oder?

Vorsicht kann sich auszahlen. Es gibt eine Reihe an Maßnahmen, die dabei helfen können, Wildunfälle zu vermeiden. Wir zeigen Ihnen, welche das sind.

Wann und wo ist die Gefahr von Wildunfällen besonders hoch?

Werden die Tage allmählich kürzer und die Nächte länger, ist auch die Gefahr für einen Verkehrsunfall durch Wildwechsel besonders hoch. Das liegt daran, dass Wildtiere dämmerungsaktiv sind und sich vor allem morgens und abends bewegen, um Nahrung zu suchen.

Wenn wir Menschen unsere Uhren dann im Oktober auf die Winterzeit zurückstellen, liegen diese aktiven Phasen der Tiere genau in der Zeit des täglichen Berufsverkehrs. Hinzu kommen Nebel, Wind und Regen. Diese Mischung aus schlechten Sichtverhältnissen und unzähligen Autos auf den Straßen macht den Herbst besonders gefährlich - für Tier und Mensch. Wenig überraschend, dass das zu zahlreichen Kollisionen und Unfällen mit Wildtieren führt.

Autofahrer und -fahrerinnen sollten also besonders zwischen vier und sieben Uhr morgens und von 17 bis 23 Uhr die Augen offenhalten. Besondere Vorsicht ist auf Straßen durch Wald und in der Nähe von Feldern geboten – hier kreuzen viele Rehe, Hirsche und Wildschweine die Fahrbahn.

Sieben Tipps bei Wildwechsel: So vermeiden Sie Unfälle mit Wild

Wildunfälle vermeiden – das liegt schlicht in der Verantwortung des Verkehrsteilnehmers. Wenn Sie die folgenden sieben Tipps befolgen, können Sie Gefahrensituationen vermeiden.

1. Erkennen Sie Gefahrensituationen frühzeitig

Stellen mit häufigem Wildwechsel durch Haarwild werden durch Schilder angekündigt oder durch ein farbiges Dreibein markiert. Zudem sind Unfallstellen mit Wildschwein, Reh & Co. oft durch blaue Reflektoren an Begrenzungspfählen gekennzeichnet. Wenn Sie solche Schilder entdecken, sollten Sie besonders aufmerksam sein und vorsichtig fahren.

2. Fuß vom Gas

Für Sie als Autofahrer bedeutet eine solche Gefahrensituation, dass Sie Geschwindigkeit rausnehmen sollten. Zudem sollten Sie den Straßenrand im Auge behalten und jederzeit bereit für ein spontanes Ausweichmanöver oder eine Vollbremsung sein.

3. Wildunfall vorbeugen, bevor er entstanden ist

Machen Sie sich außerdem bewusst, worauf Sie achten sollten. Zum Beispiel können schnelle Bewegungen am Straßenrand und reflektierende Augenpaare auf Wildtiere hindeuten.

4. Halten Sie bei möglichem Wildwechsel ausreichend Abstand

Nicht nur zum vorausfahrenden Fahrzeug, da auch dieses durch einen plötzlichen Wildwechsel unvorhersehbar bremsen könnte. Auch ausreichend Abstand zum Straßenrand kann ist in solchen Unfall- und Gefahrensituationen wichtig.

5. Richtig verhalten, wenn ein Tier auftaucht

Sollte Wild die Straße überqueren oder auch nur am Straßenrand stehen, bremsen Sie so stark, wie es der nachfolgende Verkehr zulässt. Schalten Sie zudem sofort die Scheinwerfer aus, da Wildtiere dazu neigen, gebannt ins Licht zu starren. Betätigen Sie die Hupe, wenn sich das Tier nicht weiter von der Fahrbahn wegbewegt.

6. Vermeiden Sie Ausweichmanöver

Viele Autofahrer versuchen reflexartig, dem Wildtier auszuweichen, um es nicht zu verletzen. Die Folge kann aber eine Kollision mit einem Pkw im Gegenverkehr oder mit einem Baum sein. Daher sollten Sie nicht ruckartig ausweichen.

7. Rechnen Sie bei einmaligem Wildwechsel mit Nachfolgern

Häufig handelt es sich nicht nur um ein, sondern um mehrere Tiere, die gemeinsam unterwegs sind. Lassen Sie die Hände daher unbedingt am Lenkrad, um das Fahrzeug auch weiterhin manövrierfähig zu halten.

Was tun, wenn es doch zum Wildunfall kommt?

Doch was tun, wenn ein Zusammenprall mit einem Wildtier sich nicht vermeiden ließ? Zunächst sollten Sie tief durchatmen und Ruhe bewahren. Steigen Sie vor allem nicht unachtsam aus dem Auto und betreten Sie die Straße nur, nachdem Sie sich davon überzeugt haben, dass kein Auto auf Sie zukommt. Neben dem Sichern der Unfallstelle sollte das Verständigen der Polizei per Notruf ganz oben auf Ihrer Prioritätenliste stehen. Verlassen Sie den Unfallort erst, wenn die Beamten Ihnen grünes Licht geben.

Schritt-für-Schritt richtig verhalten bei Wildunfall

Achten Sie in diesem Zuge auch darauf, sich unbedingt eine Wildunfallbescheinigung ausstellen zu lassen. Die bekommen Sie entweder direkt bei der Polizei an der Unfallstelle, vom betroffenen Jagdpächter oder dem ebenfalls herbeigerufenen Jäger beziehungsweise der Jägerin. Melden Sie den Unfall anschließend Ihrem Kfz-Versicherer.

Zu einem der häufigsten Fehler in einer solchen Situation gehört es, einfach weiterzufahren. Sie und Ihr Auto mögen auf den ersten Blick vielleicht unversehrt erscheinen. Ein eventuell verletztes Tier würde jedoch noch mehrere Tage vor sich hinvegetieren, bevor es stirbt. Kontaktieren Sie daher unbedingt neben der Polizei auch einen Jäger oder eine Jägerin und teilen Sie gegebenenfalls die Fluchtrichtung des Tieres mit.

Sollte das verletzte Tier noch auf der Straße liegen, sollten Sie keinesfalls den Versuch unternehmen, es (durch Berührungen) zu trösten. Denn jeder Kontakt mit einem Menschen bedeutet für das Tier nur zusätzlichen Stress und Angst.

Tipp: Wenn Sie bleibende Schäden bei einem Unfall mit Haarwild davontragen sollten, informieren Sie gegebenenfalls Ihre private Unfallversicherung, da Ihnen eventuell Leistungen zustehen.

Gut zu wissen: So geht's weiter nach dem Wildunfall

Schon mal etwas vom Tierfund-Kataster gehört? Dieses Projekt hat sich die standortgenaue Erfassung von Wildunfällen und anderen Tierfunden zur Aufgabe gemacht. Ziel ist es, Unfall-Schwerpunkte mit Wildtieren zu katalogisieren, um diese langfristig entschärfen zu können. Mit Ihrer Teilnahme können Sie also nicht nur zum Tierschutz beisteuern, sondern letztlich auch für eine Minimierung von Personen- und Sachschäden auf unseren Straßen sorgen.

Vorsicht zahlt sich aus: Wildunfall und Versicherung

Der richtige Versicherungsschutz durch eine Kfz-Versicherung kann nach Wildunfällen finanziell und organisatorisch entlasten. In der Regel leistet bereits die Teilkasko nach Wildunfällen. Je nach Versicherer und gewählter Tariflinie kann es aber sein, dass nach Tieren unterschieden wird: z.B. günstigere Tarife leisten zum Teil nur bei Haarwild (Wildschweine, Rehe, Hirsche usw.), während Sie bei anderen Tarifen wiederum bei allen Tieren (auch Vögel, Kühe, Pferde) versichert sein können. Am besten lesen Sie sich dafür die Versicherungsbedingungen des jeweiligen Anbieters durch.

Um das eigene Verhalten in Gefahrensituationen zu trainieren, ist ein Fahrsicherheitstraining empfehlenswert. Das hilft dabei, in stressigen Ausnahmesituationen Ruhe zu bewahren und reflexartig das Richtige zu tun.