Angst vorm Wildunfall: Die besten Tipps für Fahranfänger*innen

Einmal volljährig und den Führerschein in der Tasche, können es die meisten wohl kaum noch erwarten, endlich die Straßen Deutschlands in Muttis VW Golf (un)sicher zu machen. Zunächst hatte diese einem ihr Auto zwar nur sehr widerwillig überlassen. Letztlich konnte man sie dann aber doch noch überzeugen, indem man an die unzähligen gemeinsamen Stunden erinnerte, die man im vergangenen Jahr dank dem Begleiteten Fahren verbracht hatte.

Ob dies jedoch wirklich eine so gute Idee war, fragt man sich vermutlich spätestens dann, wenn im Fahrzeug in der Dämmerung die erste Kurve genommen werden muss. Denn waren das nicht genau die „besten“ Voraussetzungen für einen Wildunfall, vor denen der/die Fahrlehrer*in vor nicht allzu langer Zeit noch eindringlich gewarnt hatte?

Und tatsächlich ist die Angst vorm nächtlichen Zusammenstoß mit einem Wildschwein oder Reh durchaus berechtigt. Schließlich sind allein im Jahr 2022 knapp 265.000 Wildunfälle registriert worden. Konkret würde das also einen Wildunfall alle zwei Minuten bedeuten.

Das ist jedoch nicht nur für die Tiere gefährlich. Denn die Wucht des Aufpralls ist um ein Vielfaches höher als das eigentliche Körpergewicht des Tiers. Schließlich kommt schon bei einer Geschwindigkeit von 60 km/h das Einschlaggewicht eines Rothirsches fünf Tonnen (und damit dem Gewicht eines Elefanten) gleich. Und auch der Aufprall eines Wildschweins kommt mit 3,5 Tonnen dem Duell mit einem Nashorn gleich. Keine besonders angenehme Vorstellung während des Fahrens, oder?

Es ist also in jedem Fall Anlass zur Vorsicht geboten! Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass sich Fahranfänger*innen gar nicht mehr hinters Steuer setzen sollten und den Straßenverkehr meiden. Denn tatsächlich gibt es einiges was Sie tun können, um einen Schaden zu vermeiden. Sie könnten zum Beispiel direkt mit dem Lesen dieses Artikels beginnen!

Wann und wo muss ich besonders vorsichtig sein?

Werden die Tage allmählich kürzer und die Nächte länger, ist auch die Gefahr für einen Verkehrsunfall durch Wildwechsel besonders hoch. Das liegt daran, dass Wildtiere dämmerungsaktiv sind und sich vor allem morgens und abends bewegen, um Nahrung zu suchen.

Wenn wir Menschen unsere Uhren dann im Oktober auf die Winterzeit zurückstellen, liegen diese aktiven Phasen der Tiere genau in der Zeit des täglichen Berufsverkehrs. Hinzu kommen Nebel, Wind und Regen. Diese Mischung aus schlechten Sichtverhältnissen und unzähligen Autos auf den Straßen macht den Herbst also besonders gefährlich für Tier (und Mensch) und fährt regelmäßig leider zu mehr Autounfällen.

Autofahrer sollten also besonders zwischen 4 und 7 Uhr morgens und von 17 bis 23 Uhr die Augen offenhalten. Besondere Vorsicht ist auf Straßen durch den Wald und in der Nähe von Feldern geboten – hier kreuzen viele Rehe, Hirsche und Wildschweine die Fahrbahn.

7 Tipps zum Vermeiden von Wildunfällen

Wie verhält man sich also in einer solchen Gefahrensituation? Wildunfälle vermeiden – das liegt schlicht in der Verantwortung des Verkehrsteilnehmers. Daher haben wir im Folgenden sieben Tipps zusammengetragen, die nicht nur dabei helfen, entsprechende Blechschäden zu vermeiden. Auch dürfte eine friedliche(re) Koexistenz von Mensch und Wild die Folge sein. Das Spannende: Unsere Tipps gehen dabei natürlich über die Theorieprüfung in der Fahrschule hinaus.

1. Erkennen Sie Gefahrensituationen frühzeitig!

Häufig wird ein möglicher Wildwechsel durch Schilder angekündigt oder durch ein farbiges Dreibein markiert. Zudem sind Unfallschwerpunkte häufig durch blaue Reflektionen an Begrenzungspfählen gekennzeichnet. Ignorieren Sie diese Verkehrszeichen in keinem Fall!

2. Runter vom Gas!

Für Sie als Autofahrer bedeutet eine solche Gefahrensituation, dass Sie den Fuß vom Gas nehmen sollten (ganz gleich, wie sehr es Ihrem deutschen Fahrgefühl vielleicht widerstrebt). Zudem sollten Sie die Straßenränder im Auge behalten und bremsbereit und vorausschauend fahren!

3. Wildunfall vorbeugen - hierauf sollten Sie achten:

Machen Sie sich außerdem bewusst, worauf Sie achten sollten. Nicht nur schnelle Bewegungen am Straßenrand und Tiersilhouetten, sondern auch reflektierende Augenpaare bedeuten Gefahr!

4. Halten Sie bei möglichem Wildwechsel ausreichend Abstand!

Zum einen zum vorausfahrenden Fahrzeug, da auch dieses durch einen plötzlichen Wildwechsel unvorhersehbar bremsen könnte. Aber auch ausreichend Abstand zum Straßenrand kann sich in solchen Gefahrensituationen durchaus bezahlt machen.

5. Wenn ein Tier auftaucht:

Sollte Wild die Straße überqueren oder auch nur am Straßenrand stehen, bremsen Sie so stark, wie es der nachfolgende Verkehr zulässt. Schalten Sie zudem das Fernlicht aus, da Wildtiere dazu neigen, gebannt ins Licht zu starren. Betätigen Sie die Hupe, wenn sich das Tier nicht weiter von der Fahrbahn bewegt!

6. Vermeiden Sie Ausweichmanöver!

Viele Autofahrer versuchen reflexartig, dem Tier auszuweichen, um es nicht zu verletzen. Eine Kollision mit einem PKW im Gegenverkehr oder einem Baum würde jedoch nur einen weitaus höheren Schaden verursachen.

7. Rechnen Sie bei einmaligem Wildwechsel mit Nachfolgern!

Stellen Sie sich darauf ein, dass es sich in der Regel nicht nur um ein Tier handelt, sondern weitere folgen könnten!

Gut zu wissen:

Keine Angst vor Blitzeis! Was Sie als Fahranfänger wissen müssen, erfahren Sie in unserem Ratgeber!

Was tun, wenn es doch zum Wildunfall kommt?

Doch was tun, wenn’s doch gekracht hat? Zunächst sollten Sie tief durchatmen und Ruhe bewahren. Denn hysterisch auf die Straße zu rennen, hilft in dieser Situation weder Ihnen selbst noch dem Tier. Neben dem Sichern der Unfallstelle sollte das Verständigen der Polizei per Notruf ganz oben auf Ihrer Prioritätenliste stehen. Verlassen Sie den Unfallort erst, wenn die Beamten Ihnen grünes Licht geben.

Zu einem der häufigsten Fehler in einer solchen Situation gehört es, einfach davonzufahren. Sie und Ihr Auto mögen auf den ersten Blick vielleicht unversehrt erscheinen. Ein eventuell verletztes Tier würde jedoch noch mehrere Tage vor sich hinvegetieren, bevor es stirbt. Kontaktieren Sie daher unbedingt neben der Polizei auch einen Jäger oder eine Jägerin und teilen Sie gegebenenfalls die Fluchtrichtung des Tiers mit!

Sollte das verletzte Tier noch auf der Straße liegen, sollten Sie keinesfalls den Versuch unternehmen, es (durch Berührungen) zu trösten! Denn jeder Kontakt mit einem Menschen bedeutet für das Tier nur zusätzlichen Stress und Angst.

Wenn Sie bei dem Zusammenstoß verletzt wurden, informieren Sie Ihre private Unfallversicherung, da Ihnen eventuell Leistungen zustehen.

Gut zu wissen:

Schon mal etwas vom Tierfund-Kataster gehört? Nein? Dann wird es aber allerhöchste Zeit, denn dieses Projekt hat sich die standortgenaue Erfassung von Wildunfällen und anderen Tierfunden zur Aufgabe gemacht. Ziel ist es, Wildunfallschwerpunkte zu entwickeln und langfristig entschärfen zu können. Mit Ihrer Teilnahme können Sie also nicht nur zum Tierschutz beisteuern, sondern letztlich auch für eine Minimierung von Personen- und Sachschäden sorgen.

Vorsicht ist besser als Nachsicht: Wildunfall und Versicherung

Wie so häufig gilt auch in diesem Fall: Vorbereitung ist das halbe Leben! Auch eine entsprechende versicherungstechnische Absicherung kann da schon mal etwas Druck und Anspannung nehmen. Teilkaskoversicherungen bezahlen zum Beispiel bereits bei Unfällen mit Haarwild, zu denen auch Wildschwein, Reh und Hirsch gehören. Unfälle mit Vögeln, Kühen oder Pferden sind dagegen in der Regel nicht im Schutz einer Kfz-Haftpflichtversicherung enthalten. Wer hier auf Nummer Sicher gehen will, sollte sich also für eine Vollkaskoversicherung entscheiden.

Für ein zusätzliches „gutes Gefühl“ kann auch ein Fahrsicherheitstraining sorgen. Das hilft dabei, in (stressigen) Ausnahmesituationen Ruhe zu bewahren, indem diese gezielt trainiert werden.

Zum Schluss bleibt zu sagen: Wir Menschen können (und sollten) einiges dafür tun, um Wildunfälle in Ihrer Anzahl zu reduzieren. Vor allem für Fahranfänger*innen ist es daher wichtig, zu wissen, wie man sich in einer entsprechenden Verkehrssituation verhält. So können letztlich die Straßen für Mensch und Tier sicherer gemacht werden.